Krieger des Friedens: Roman - [Robert the Bruce 2] (German Edition)
Klappen fest geschlossen waren. Lebhaftes Stimmengewirr schlug ihm entgegen, als Ritter und Barone den Moment Revue passieren ließen, wo der Pfeil von Stirlings Brustwehr abgeschossen worden war. Einige beklagten den Umstand, dass sie ihn nicht hatten kommen sehen. Andere verwünschten den Schotten, der ihn abgefeuert hatte, und schworen der ganzen Garnison Rache.
Die greifbare Anspannung, die über der Menge lag, löste in Robert eine eigenartige Erregung aus; ein Gefühl, dass alles im Begriff stand, sich zu ändern, und damit auch sein Platz in der Welt. Wenn Edward tot war, würde sein zwanzigjähriger Sohn zum König gekrönt werden. Nach dem zu urteilen, was sein Bruder ihm erzählt hatte, teilte der Prinz die Besessenheit des Königs, Schottland zu erobern, nicht, seine Interessen lagen anderswo. Was noch schwerer wog – der junge Edward würde sich in der Anfangszeit als Herrscher auf die Erfahrung und den Rat älterer Männer verlassen müssen. Wenn Robert zu diesen Männern gehörte … ob er ihn dann davon überzeugen könnte, Schottland die Freiheit zurückzugeben? Ihn davon überzeugen, dass das Land einen König brauchte, wenn Frieden und Wohlstand gewahrt bleiben sollten?
Als Robert sich dem Zelt näherte, wurde die Klappe geöffnet, und Humphrey trat heraus. Der Earl wirkte erschöpft, lächelte aber und hob die Hände, um den Wartenden Schweigen zu gebieten. »Unserem König geht es gut.«
Ein erleichtertes Raunen lief durch die Menge und verwandelte sich in lauten Jubel.
»Der Pfeil hat ihn in die Schulter getroffen, aber es ist nur eine Fleischwunde. Sein Arzt sagt, sie wird rasch verheilen.«
Benommen spürte Robert, wie andere Männer ihn anrempelten, während sie nach Humphreys Worten lautstark begannen, Gott zu danken. Er starrte den Earl an. Seine Hoffnungen erloschen. Der alte Bastard hatte überlebt!
»König Edward legt Wert darauf, dass der Zwischenfall den Angriff auf Stirling nicht noch weiter verzögert. Er wünscht, mit uns allen bei Werwolfs Feuertaufe anwesend zu sein.«
Erneut brandete donnernder Applaus auf.
» Bringt die Wurfmaschine! «, dröhnte Humphreys kräftige Stimme.
Als sich einige Baumeister aus der Menge lösten, um den Befehl auszuführen, fiel Humphreys Blick auf Robert. »Robert?« Er fasste ihn bei der Schulter. »Du bist so blass wie ein Gespenst!«
Robert nahm sich zusammen. »Ich habe gerade gehört, was passiert ist.«
»Es war für uns alle ein Schock.« Humphrey senkte die Stimme, als etliche Männer an ihnen vorbeieilten, um ihren Pflichten nachzukommen. Das Lager brodelte angesichts der Aussicht auf Vergeltung. »Ich muss zugeben, dass ich zuerst dachte, er wäre tot. Der Arzt sagt, er muss vor Schmerz das Bewusstsein verloren haben. Er kam zu sich, als wir ihm die Rüstung abnahmen.« Der Earl schüttelte fast verwundert den Kopf. »Ich schwöre dir, als der Pfeil entfernt wurde, saß er aufrecht da und setzte mir in allen Einzelheiten auseinander, wie er sich noch vor Sonnenuntergang an der Garnison rächen würde. Ein Ochse hat weniger …«
»Kann ich ihn sehen?«
Humphrey zögerte. »Jetzt?«
»Er wurde von einem meiner Landsleute angeschossen.« Robert sah dem Earl offen ins Gesicht, um die Lüge, die er vorzubringen gedachte, glaubhaft wirken zu lassen. »Ich möchte nicht, dass dieser Zwischenfall den Frieden gefährdet, auf den wir alle so hart hingearbeitet haben. Die Taten weniger dürfen nicht das Schicksal vieler bestimmen.«
Nach einer Pause nickte Humphrey. »Ich will sehen, ob er dir eine Audienz gewährt.«
Robert wartete mit klopfendem Herzen, während der Earl im Zelt verschwand. Das Gespräch mit Lamberton, das vorübergehend von der Möglichkeit des Todes des Königs verdrängt worden war, kam ihm wieder in den Sinn und erfüllte ihn mit dem Drang, etwas zu unternehmen. Monatelang hatte er gewartet und gehofft, der Bischof werde mit der Antwort zurückkommen, die er hören wollte, doch alles, was ihm angeboten worden war, war ein vergifteter Kelch. Er wollte Lamberton beweisen, dass er sich irrte; wollte beweisen, dass er sich auf seine Weise verschaffen konnte, was er wollte, ohne dazu mit John Comyn paktieren zu müssen. Der Bischof hatte recht – er hatte die Gunst des Königs errungen. Es war an der Zeit herauszufinden, was ihm dieser Umstand einbringen konnte.
Humphrey erschien und gab ihm ein Zeichen. Als Robert Anstalten machte, sich zwischen den Zeltklappen hindurchzuzwängen, legte der Earl ihm eine Hand auf
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