Krieger des Friedens: Roman - [Robert the Bruce 2] (German Edition)
Flucht ist.« Robert registrierte befriedigt, dass bei der Erwähnung des Gesetzlosen rote Flecken in dem blassen Gesicht des Königs aufloderten.
»Weiter«, befahl Edward barsch und nippte an seinem Wein.
»Dringender als Erlasse und Beamten braucht Ihr die Autorität und Unbeirrbarkeit eines starken Führers hier, wenn Ihr nach England aufbrecht. Ich habe als Sheriff von Lanark und Ayr bewiesen, dass ich im Westen Frieden halten kann. Als Euer Statthalter in Schottland könnte ich noch weit mehr bewirken. Ich kenne die Menschen hier, Mylord«, fuhr Robert fort, bevor der König etwas erwidern konnte. »Ich kenne ihre Ängste und Hoffnungen. Ich würde die ersten Anzeichen einer Rebellion erkennen, lange bevor das Feuer wieder aufzuflammen beginnt.«
Der König trank seinen Wein aus. »Ich habe meinen Statthalter bereits ausgewählt. Mein Neffe John of Brittany wird dieses Amt übernehmen.«
Dieser Rückschlag bremste Robert etwas, aber er fasste sich schnell wieder. »Er wird einen Berater brauchen. Jemanden, der Schottland und seine Bewohner kennt. Ich wäre …«
»Ich habe auch schon meinen Kanzler und meinen Schatzmeister bestimmt und bin dabei, Richter und Sheriffs zu ernennen, von denen einige in der Tat Schotten sein werden.« Edward schlug einen gebieterischen Ton an. »Dies ist nicht das erste Land, das ich unter meine Herrschaft bringe, Sir Robert. Ich bin mir der heiklen politischen Erfordernisse bewusst, die eine Eroberung mit sich bringt, und ich weiß, dass es sich meist als vorteilhaft erweist, Machtpositionen mit Einheimischen zu besetzen.« Er wandte sich zum Bett, hielt seinen Überwurf hoch und betrachtete das blutige Loch, das der Pfeil hinterlassen hatte, stirnrunzelnd. »Nur dürfen sie nicht über zu viel Macht verfügen, sonst wollen sie zu hoch hinaus.« Er trat zu einem Kleiderhaken und griff nach seinem scharlachroten Umhang. »In Schottland werden wieder ähnliche Zustände herrschen wie nach der Absetzung John Balliols. Das Land wird Freiheiten genießen, aber mir untertan sein. Es wird weder Hüter noch Regenten geben.« Er drehte sich wieder zu Robert um. »Und keinen König.« Edward sah ihn einen langen Moment durchdringend an, dann versuchte er, sich den Umhang um die Schultern zu legen. Sein Gesicht verzerrte sich vor Schmerzen. »Helft mir«, befahl er gereizt.
Robert zwang sich, vorzutreten und dem König den Umhang abzunehmen. Seine Finger zerknüllten den weichen Stoff. Er stellte sich hinter Edward, wobei ihm der Kräutergeruch der Arznei des Arztes in die Nase stieg. Der König war einige Zoll größer als er, aber Robert bemerkte, dass das Alter seine hochgewachsene Gestalt allmählich zu beugen begann. Als er das Kleidungsstück in die Höhe hielt, bewegten sich die drei Löwen, und ihre geöffneten Mäuler schienen ihn anzugeifern. Er dachte an den roten Löwen von Schottland, der von Balliols Wappenrock gerissen worden war, während er den Umhang um Edwards breite Schultern drapierte.
Die Zeit schien langsamer zu verstreichen. Unter den Büscheln schütteren weißen Haares entdeckte Robert ein Muttermal auf dem Nacken des Königs, und er sah von der Sommersonne verbrannte Kopfhautflecken auf dem Schädel durchschimmern. Bei Gott, das war nur ein Mann, so sterblich wie jeder andere auch. Wie konnte dieser fünfundsechzigjährige vergängliche Körper die Ursache von so viel Tod und Zerstörung sein? Roberts Hände – die kräftigen, sonnengebräunten Hände eines Dreißigjährigen – schwebten zu beiden Seiten des Halses über den Schultern des Königs.
Edward drehte sich abrupt um und befestigte die Brosche am Hals mit einer Hand. »Ich weiß Euer Hilfsangebot zu schätzen, Sir Robert, ja, ich heiße es sogar willkommen. Der Krieg ist beendet, und ich möchte, dass das auch so bleibt. Mir schwebt vor, dass ein schottischer Rat mit meinem Statthalter und seinen Beamten zusammenarbeitet. Neben anderen will ich John Comyn und Bischof Lamberton in diesem Rat haben. Aber vor allem sollt Ihr darin sitzen. Ihr werdet in diesem neuen Schottland meine Augen und Ohren sein.«
»Es wäre mir eine Ehre, Mylord«, murmelte Robert.
»Kommt.« Ein hartes Lächeln huschte über das Gesicht des Königs. »Ich will dabei sein, wenn Werwolf in Position gebracht wird.«
Als Edward aus dem Zelt rauschte, folgte Robert ihm. Er trat in das gleißende Sonnenlicht hinaus, nahm aber den Jubel kaum wahr, mit dem die Männer ihren König begrüßten. Lambertons Stimme hallte in seinem
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