Krieger des Friedens: Roman - [Robert the Bruce 2] (German Edition)
Wallace hatte einen dritten Mann bezwungen, dessen Schild an sich gerissen und drang auf einen vierten ein, als sich der Pfeil von hinten in seinen Oberschenkel bohrte. Er schwankte, war einen Moment lang nicht auf der Hut. Dieser Augenblick reichte MacDoualls restlichen drei Männern, um seinen Arm zu packen und ihn samt Axt zurückzureißen, während ein anderer ihm einen Schlag gegen die Schläfe versetzte. Der wuchtige Hieb brachte Wallace aus dem Gleichgewicht, und als er sich vornüber krümmte, rammte ihm der dritte Söldner sein Knie ins Gesicht. Ein Blutstrom schoss aus seiner Nase, und er sank auf ein Knie.
Einen Moment lang sah es so aus, als wäre der Hüne besiegt. Dann richtete sich Wallace unter Aufbietung einer ungeheuerlichen Kraft auf, schmetterte seinen Schild in das Gesicht eines seiner Angreifer und drückte dem Mann den Kiefer ein. MacDouall stürzte auf ihn zu. Während Wallace mit den beiden letzten Männern rang, sprang der Hauptmann über das tote Pferd hinweg, ging von hinten auf ihn los und hieb dem Gesetzlosen den Knauf seines Schwertes gegen den Hinterkopf. Wallace fiel mit einem überraschten Grunzen auf die Knie, die Axt entglitt seiner Hand. MacDouall trat ihm in den Rücken, sodass er mit voller Wucht auf dem Bauch landete. Während sich einer seiner überlebenden Männer vor Anstrengung keuchend breitbeinig auf ihn setzte, löste der andere einen zusammengerollten Strick von seinem Gürtel und fesselte Wallace grob die Hände auf den Rücken.
Auf dem Hügel floh der Rest der von MacDoualls Reitern auseinandergetriebenen Rebellen. Der Hang war mit über dreißig Toten übersät, Neil Campbell jedoch von seinen Kameraden in Sicherheit gebracht worden. Die letzten von ihnen verschwanden zwischen den Bäumen, während Menteith zu MacDouall hinüberritt, der Wallace’ Festnahme überwachte. Einige der Bogenschützen des Hauptmanns hatten ihre Waffen zur Seite gelegt und waren zu Hilfe gekommen. Der Rebellenführer war noch bei Bewusstsein; sein mächtiger Körper bäumte sich ab und an in dem Versuch auf, die Feinde abzuwerfen, aber seine Wunden hatten ihn erschöpft, er brachte nicht mehr die Kraft dazu auf.
Menteith zügelte sein Pferd.
MacDouall richtete sich auf, als er ihn sah. »Ihr Narr«, grollte er, auf ihn zustapfend. »Ihr hättet ihn töten können!«
»Irgendjemand musste ihn aufhalten«, gab Menteith zurück. »Er hat Eure Männer wie Weizenhalme niedergemäht.«
»Gray ist noch am Leben.«
MacDouall drehte sich um, als einer seiner Männer ihm diese Mitteilung machte. Menteith folgte ihm, als der Hauptmann zu dem gefesselten Wallace trat. Gray lebte in der Tat noch, er stöhnte durch blutverschmierte Zähne, und der Rücken seines Hemdes starrte rund um den Pfeil herum vor Blut.
MacDouall nickte dem Mann zu. »Mach ein Ende.«
Wallace, der sah, was geschehen würde, röhrte vor Wut, konnte sich aber nicht rühren, als Grays Kopf nach hinten gebogen und seine Kehle von einer Dolchklinge aufgeschlitzt wurde. Wallace brüllte immer noch, als MacDoualls Männer ihm eine Kapuze überstreiften und ihn zu dritt zu dem Karren zerrten.
Nachdem der Rebellenführer fortgeschafft worden war, nahm MacDouall seinen Helm ab. Einige seiner Männer, die die Gesetzlosen angegriffen hatten, kamen zu ihm herübergeritten.
»Es sind ziemlich viele in den Wald entkommen, Hauptmann«, meldete einer. »Sollen wir ihnen folgen?«
»Nicht nötig«, erwiderte MacDouall. »Wir haben, was wir wollten.« Er gab einem seiner Männer bei dem Karren ein Zeichen.
Als der Mann zu ihnen trat, sah Menteith, dass er eine abgewetzte Ledertasche in den Händen hielt.
Er reichte sie MacDouall, der sich an Menteith wandte. »Übergebt Wallace der englischen Garnison in Lochmaben.« Er hielt ihm die Tasche hin. »Und händigt ihnen dies aus. Sagt ihnen, sie wäre bei ihm gefunden worden. Verstanden?«
»Was ist darin?« Menteith nahm die Tasche entgegen. Sie fühlte sich leicht an.
»Nichts, worüber Ihr Euch den Kopf zerbrechen müsstet. Vergesst nicht, Menteith, Ihr habt William Wallace allein gefangen genommen. Meine Männer und ich waren nie hier.«
46
West Smithfield, London, A.D. 1305
DER SPÄTE AUGUSTNACHMITTAG war feucht und verhangen, der Himmel verhieß Regen, als Robert und seine Männer in westlicher Richtung durch die Außenbezirke der Stadt ritten. Vor ihnen beherrschten die Stadtmauern von London den Ausblick, sie ragten über den Häusern, Kirchen und Werkstätten auf, die sich
Weitere Kostenlose Bücher