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Krieger des Friedens: Roman - [Robert the Bruce 2] (German Edition)

Krieger des Friedens: Roman - [Robert the Bruce 2] (German Edition)

Titel: Krieger des Friedens: Roman - [Robert the Bruce 2] (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robyn Young
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nackten Fleisches begeistert zu grölen begannen. Er sah, wie die Frau den Blick auf die jungen Männer richtete; sah eine Reihe dunkler Muttermale auf ihren Brüsten, als sie sich zu ihren möglichen Freiern durchkämpfte. Sie verschwand in der Menge, und Robert geriet in einen neuen Menschenstrom. Er drohte, auf dem schlammigen, mit Abfällen übersäten Boden auszugleiten, spürte einen Ruck an seiner Seite und begriff, dass ihm soeben sein Geldbeutel gestohlen worden war, aber er hatte in dem Gedränge nicht genug Spielraum, um nach dem Dieb Ausschau zu halten. Dann trat er auf etwas Weiches, Breiiges – vielleicht einen Tierkadaver –, das mit einem ekelhaften schmatzenden Laut unter seinem Stiefel nachgab. Ein durchdringender Gestank nach Schweiß, fettigem Haar, Rauch und Exkrementen verpestete die Luft. Es roch, als wäre aller Unrat der Stadt in diesem brodelnden Hexenkessel aufgekocht worden.
    Vor ihm, jetzt nicht mehr weit entfernt, ragte der Galgen zum aschgrauen Himmel auf. Einige der Männer auf der Plattform trugen die scharlachrote Livree des Königs, die anderen waren schwarz gekleidet. Von einem anderen Teil der Menge in der Nähe der Stadtmauern brandete Jubel auf; das Gejohle schwoll an und ebbte ab wie eine Welle. Darunter vernahm Robert das Dröhnen von Trommeln.
    »Er ist auf dem Weg hierher«, krähte ein pummeliger blonder Junge, der auf den Schultern eines älteren Mannes saß. Sein Cherubsgesicht glänzte vor Aufregung schweißnass. »Ich kann die Männer des Königs sehen!«
    »Ich habe gehört, er ist ein Riese«, sagte ein neben ihm eingezwängter sehniger Mann. »Zehn Fuß groß.«
    »Sobald sich sein Hals in die Länge zieht, wird er noch größer«, versetzte ein Dritter und löste damit bei den Umstehenden höhnisches Gekicher aus.
    Robert widerstand dem Drang, sein Schwert zu ziehen und ihre roten, lachenden Münder aufzuschlitzen. Seine Hand schloss sich um den Griff der Waffe.
    »Nein – ich sagte doch, mein Vetter ist Sekretär am Gericht des Lordkanzlers. Er hat es beim Prozess gestern selbst gehört. William Wallace hat alle Verbrechen gestanden, die ihm zur Last gelegt wurden, alle außer Verrat. Er sagte, er könne keinen Hochverrat begangen haben, weil er Edward nie als seinen König anerkannt habe.«
    Robert drehte den Kopf und erblickte zwei ältere Männer, die besser gekleidet waren als der Rest ringsum. Sie trugen finstere Mienen zur Schau.
    »Und was hat König Edward dazu gesagt?«, fragte der Begleiter des Sprechers mit hochgezogenen Brauen.
    »Wie es aussieht, war der König auf der Jagd. Er hat dem Prozess gar nicht beigewohnt.«
    Der Jubel steigerte sich zu einem ohrenbetäubenden Gebrüll. Jetzt konnte Robert scharlachrot gekleidete Ritter durch die Menge reiten sehen, die sich vor ihnen teilte, um ihnen den Weg freizugeben. In ihrer Mitte wurden zwei Karrengäule am Zügel geführt, die aufgeregt die Köpfe hochwarfen. Als sich zwischen den Schultern der vor ihm Stehenden eine Lücke bildete, stellte Robert fest, dass die Tiere eine Art Holzgerüst hinter sich herzogen, an das, das Gesicht dem Regen zugewandt und mit ausgestreckten Armen wie Christus am Kreuz, ein nackter Mann festgebunden war.
    Seine Statur verriet Robert, dass es sich um Wallace handelte, denn ansonsten war er kaum noch zu erkennen. Sein Körper war mit Schmutz bedeckt – dem Inhalt von Nachttöpfen, Unrat, verfaulten Früchten, Pferdemist – allem, was die Bürger Londons von der Straße hatten aufklauben können, um es nach ihm zu schleudern, als er durch ihre Stadt gezerrt wurde. Sein Gesicht war blutig, und dort, wo ihn Stöcke und Steine getroffen hatten, wies seine Haut leuchtend rote Male auf. Sein Körper bäumte sich im Rhythmus der Bewegungen der Pferde auf, seine Füße schleiften über den schlammigen Boden. Der Mob begrüßte den Rebellenführer mit hasserfülltem Geschrei und Gegröle, dann schloss sich die Lücke vor Robert wieder und versperrte ihm den Blick auf Wallace.
    Vor dem Galgen machten die Männer des Königs Halt. Eine Pause trat ein, die Menge rund um das Gerüst sang und johlte, als Wallace losgebunden wurde. Wenige Momente später wurde er, jetzt mit auf dem Rücken gefesselten Händen, von zwei Wächtern gezwungen, die Plattform zu besteigen. Die entfesselten Zuschauer verhöhnten ihn, als er nackt vor ihnen stand, und überschütteten ihn mit geifernden Beschimpfungen. Robert erinnerte sich daran, wie Wallace auf einer Lichtung im Wald gestanden, mit

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