Krieger des Friedens: Roman - [Robert the Bruce 2] (German Edition)
zwingende Notwendigkeit, um seine Anwesenheit geheim zu halten, aber eine weite Entfernung, falls er fliehen musste.
Sobald die Reiter außer Sicht waren, drehte Robert sich zu seinen Männern um und nickte. Sein Bruder Edward löste sich als Erster aus der Gasse und überquerte die Straße. Niall folgte ihm, seine schmale Silhouette wurde durch den schwarzen Umhang verlängert, den er trug, um Schwert und Rüstung zu verbergen. Vier Ritter von Roberts Landsitzen kamen als Nächste, dann Thomas, Christopher und Alexander Seton. Robert ließ die anderen passieren und fasste nur Alexander am Arm. »Stehst du hinter mir?«
Alexander wich seinem fragenden Blick nicht aus. »Sonst wäre ich nicht hier.«
Nach einer kleinen Pause gab Robert ihn frei und beobachtete, wie er den Blick über die Straße schweifen ließ, bevor er sie überquerte. Er hatte nicht erwartet, dass ihre Freundschaft, die vor neun Jahren, als Alexander sich dem Aufstand angeschlossen hatte, begonnen hatte, noch so eng sein würde wie früher, er verstand Alexanders Wut und Groll. Dadurch, dass er vor all diesen Jahren zu Robert übergelaufen war, hatte der Lord seine Landsitze in East Lothian an die Engländer verloren, aber immer gehofft, für seine Verluste entschädigt zu werden, wenn Robert auf den Thron kam. Diese Hoffnung war zunichtegemacht worden, als Robert sich König Edward unterworfen hatte, und hatte die Vettern entwurzelt. Trotzdem meinte er, sein alter Freund würde allmählich auftauen. Schließlich waren zwei Monate vergangen, seit er und Christopher wieder zu seiner Truppe gestoßen waren.
Einen Moment lang zögerte er, fragte sich, ob er einen Fehler gemacht hatte, als er die Setons in das heutige Unternehmen mit einbezogen hatte. Aber jetzt war keine Zeit für nachträgliche Bedenken. Er war hier, und niemand, weder Freund noch Feind, würde ihn daran hindern, die kalte Gerechtigkeit zu üben, die er im Sinn hatte. Er hatte fünf Monate darauf gewartet.
Robert spurtete über die Straße. Seine Stiefel kratzten den Reif vom Pflaster. Er erreichte die Klostermauer, sprang hoch und krallte die Fingerspitzen in die Mauerkrone. Die meisten seiner Kameraden hatten das Hindernis bereits überwunden und warteten in der Deckung der Bäume auf der anderen Seite. Robert benutzte die kleinen Vorsprünge im Stein als Halt und zog sich vor Anstrengung keuchend – sein Kettenhemd erhöhte sein Gewicht beträchtlich – in die Höhe. Er war fast oben angelangt, als er Stimmen hörte. Zwei Männer kamen die vom Mondschein beschienene Straße entlang auf ihn zu. In seiner Eile verlor er den Halt und wäre fast abgestürzt, doch zwei Händepaare packten seine Arme und zogen ihn hoch. Robert schwang die Beine über die Mauer und sprang in die Dunkelheit hinab. Für den Bruchteil einer Sekunde war er wieder in Westminster, der Stab des Malachias steckte in seinem Gürtel, und er hörte den Lärm seiner Verfolger hinter seinem Rücken. Dann landete er hart auf dem Boden und fiel auf ein Knie, bevor er sich mit einem dankenden Nicken in Richtung von Thomas und Christopher, die ihm geholfen hatten, wieder aufrichtete. Auf der anderen Seite der Mauer wurden die Stimmen der Männer lauter, als sie vorbeigingen, und verhallten dann.
Robert rückte sein Schwert zurecht und ging zum Rand der Bäume, hinter dem sich gefrorene Gemüsefelder erstreckten, in deren Furchen Schnee glitzerte. Vor ihnen ragten die Gebäude des Klosters blass im Mondschein auf, eine imposante Kirche erhob sich über den niedrigeren Bauwerken, die einen Kreuzgang umgaben. Kleine Nebengebäude zogen sich um die größeren herum: ein Back- und ein Brauhaus, Latrinen und Ställe. Hinter einigen Fenstern flackerte Kerzenschein. Die zehn Männer schlichen durch die Gärten. Ihre schwarzen Umhänge ließen sie mit der Dunkelheit verschmelzen, ihre Schritte wurden vom Schnee gedämpft.
An einer Häuserecke presste Robert sich gegen die Wand; die anderen reihten sich neben ihm auf. Vor ihnen lag gegenüber von einem Stall ein kleiner Hof. Er konnte den beißenden Gestank schmutzigen Strohs riechen. Eine Laterne hing an einem Nagel, knarrte im Wind und warf einen schmalen Lichtstrahl über den Boden. Er hörte Pferdegewieher, das Rascheln eines Besens und Stimmen. Zwei Männer kamen aus dem Stall und überquerten den Hof. Als sie an der Laterne vorbeigingen, musterte Robert ihre roten Überwürfe, auf die ein vertrautes Wappen aufgestickt war. Seine Kundschafter hatten recht gehabt. Die
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