Krieger des Friedens: Roman - [Robert the Bruce 2] (German Edition)
Artuskrone, die dem walisischen Prinzen Madog ap Llewelyn nach dem letzten Aufstand abgenommen worden war und jetzt auf einem Samtkissen zur Schau gestellt wurde. Daneben lag Curtana, das Schwert des Erbarmens, das der Bekenner einst selbst geführt hatte. Dazwischen nahm der Stab des Malachias die gesamte Länge des Altars ein. Seine juwelenbesetzte Hülle glitzterte im Schein mehrerer Kerzen. Zuletzt fixierte Robert den schwarz lackierten Kasten, in dem König Edward die Letzte Prophezeiung aufbewahrte. Zwei scharlachrot gekleidete Wächter standen zu beiden Seiten des Altars und behüteten die Schätze.
»Ich hole mir den Kasten mit der Prophezeiung«, raunte Robert seinem Bruder zu.
»Robert – nein. Setz deswegen nicht dein Leben aufs Spiel!«
»Bitte, Edward, du musst mir helfen. Vertrau mir dieses eine Mal.«
Edward musterte ihn, ob des Flehens in seiner Stimme sichtlich überrascht. Dann schob er zur Antwort eine Hand in die Falten seines schäbigen Umhangs und umfasste den Griff des Schwertes, das sein Bruder dem Wachposten Brian abgenommen hatte.
Sie kämpften sich weiter durch den Kreis der Betenden. Einige blickten ungehalten auf, ein oder zwei zischten ihnen zu zu warten, bis sie an der Reihe waren. Die Wachen blickten zu ihnen herüber, sagten aber nichts. Die Brüder hatten den Altar fast erreicht, als sie hinter dem Lettner aufgeregte Stimmen hörten. Eine eisige Faust schloss sich um Roberts Herz, als er das barsche Bellen von Aymer de Valence hörte.
»Sie müssen hier irgendwo sein. Diese Bauern haben sie hineingehen sehen. Findet sie!«
Roberts Zuversicht schwand, als er begriff, dass der Umhangtausch sie verraten haben musste. Voller Verzweiflung stürzte er zum Altar, wobei er die Umstehenden rücksichtslos zur Seite stieß. Die beiden von dem Geschrei auf der anderen Seite des Lettners abgelenkten Wächter sahen ihn erst im letzten Moment kommen. Einer stieß einen Warnruf aus und griff nach seinem Schwert, doch Robert hatte bereits das seine gezogen. Er schwang die Klinge durch die Luft und ging auf den Wächter los, der zurücktaumelte, gegen einen hinter ihm knienden Mann prallte, zu Boden stürzte und mit dem Kopf gegen den Sockel des Schreins schlug.
Das Aufblitzen der Klinge und der Schrei des Wachpostens riss die Männer und Frauen aus ihren Gebeten, als der zweite Wächter ebenfalls sein Schwert zog und Robert angriff. Das Klirren der Klingen schreckte den Rest der Pilger auf. Die Menge setzte sich in Bewegung, versuchte, von dem Altar und den beiden davor kämpfenden Männern fortzukommen. Zugleich strömten andere Menschenschlangen auf den Schrein zu und versperrten denen, die flüchten wollten, den Weg, sodass ein großes Gedränge entstand. Angstvolle Schreie gellten durch die Abtei, als Alte und Kranke in das Gewühl gerieten. Der erste Wächter hatte sich auf die Knie gezogen, bei dem Sturz aber sein Schwert verloren, nach dem er jetzt inmitten der trampelnden Füße fieberhaft tastete.
»Ich habe ihn!« Edward schob sich vor Robert, um sich auf den zweiten Wachposten zu stürzen.
Weiterer Ermutigungen bedurfte es nicht. Robert griff augenblicklich nach dem Kasten. Der plötzliche Ansturm einer Menschenmasse brachte ihn zu Fall, und er prallte mit voller Wucht gegen den Altar. Die Artuskrone glitt von ihrem Kissen, als Curtana dagegen stieß, und der Stab des Malachias wurde gegen den schwarzen Kasten geschleudert, der über das Altartuch zu rutschen begann. Robert warf sich nach vorn, aber es war zu spät, der Kasten landete krachend auf den steinernen Stufen. Zugleich kippten zwei Kerzen um, die Flammen züngelten über die zarte Seide des Altartuchs und setzten sie in Brand.
Hinter sich konnte Robert hören, wie Valence und seine Männer versuchten, sich zum Schrein durchzukämpfen, was Panik unter den Pilgern auslöste. Schreie zerrissen die Luft, als Menschen umgestoßen und niedergetrampelt wurden. Sein Bruder drosch den Knauf seines Schwertes in das Gesicht des Wächters und brach ihm die Nase, dann trat er ihn so fest in den Magen, dass er sich krümmte. Robert bückte sich und griff nach dem Kasten mit der Prophezeiung. Der Deckel hatte sich zwar nicht geöffnet, aber in dem Holz hatte sich an der Seite ein Riss gebildet, durch den er in das Innere spähen konnte. Kalte Erregung stieg in ihm auf. Nichts war zu sehen – nichts außer der dunkel glänzenden Oberfläche, die sich in sich selbst widerspiegelte. Keine Pergamentfetzen, noch nicht einmal Staub. Der
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