Krieger des Friedens: Roman - [Robert the Bruce 2] (German Edition)
Gebäuden rund um den Kreuzgang verschwanden. Gerade als er sich wieder zur Tür wandte, entdeckte er Fußabdrücke, die vom Haus des Abtes wegführten. Die Mönche hatten auf ihren täglichen Gängen dunkle Linien durch den Schnee gezogen, da sie immer denselben Weg nahmen. Diese Abdrücke stammten von einem einzelnen Mann, sie führten über das Gras, wo der Schnee noch unberührt war, zur Kirche hinüber. Als er den Lichtschimmer hinter den Fenstern sah, stieg kribbelnde Erregung in Robert auf. »Wir versuchen es zuerst in der Kirche.«
»Was ist mit den Mönchen?«, warnte Christopher.
Aber Robert spurtete bereits über das Gras. Er erreichte die Vorhalle, stieg die Stufen zur Tür hoch, griff nach dem Riegel und schob ihn nach unten. Ein Klicken und ein Knarren ertönte, und die Tür öffnete sich. Er legte das Gesicht an den schmalen Spalt und spähte in das Hauptschiff, dessen Gänge im Schatten verschwanden. Am Ende des Kirchenschiffs sickerte hinter dem Lettner, der den Chorraum der Mönche verdeckte, blassgoldener Kerzenschein hervor. Aus dem starken Weihrauchgeruch schloss er, dass die drei Mönche die Kirche für den Abendgottesdienst hergerichtet hatten. Alexander hatte recht. Viel Zeit blieb ihm nicht.
Da er von der Tür aus nicht viel sehen konnte, betrat Robert das Innere. Seine vier Kameraden folgten ihm, blieben aber auf sein Zeichen hin an der Tür stehen, um Wache zu halten. Als Robert durch das kalte, staubige Kirchenschiff ging und seine Schritte hohl auf den Steinplatten widerhallten, flackerten die Kerzenflammen in dem Luftzug, den er mit hereingebracht hatte. Er näherte sich dem Chorraum, ohne Anzeichen dafür zu bemerken, dass sich hier jemand aufhielt. Seine Frustration wuchs. Im Mittelteil der Kirche blieb Robert stehen und starrte in das friedliche Halbdunkel. Er wollte gerade auf dem Absatz kehrtmachen, als er ein Geräusch hörte.
Rasch verbarg er sich hinter einer Säule und starrte in die Dunkelheit am Ende des Ganges. Mondlicht fiel durch die Fenster hoch oben in den Wänden und warf silberne Flecken auf den Boden. In einiger Entfernung führten flache Stufen zu einer Öffnung in der Wand – einer kleinen Kapelle, wie er annahm. Ein Mann erschien, stieg die Stufen herunter und kam den Gang entlang auf Robert zu. Als er in einen der Mondlichtflecken trat, konnte Robert seine Züge erkennen. John Comyn.
Roberts Blick saugte sich an dem verkniffenen, hungrigen Gesicht fest. Es war dieses Gesicht, das er vor sich gesehen hatte, als er aus Westminster geflohen war, sich durch den Schlamm an den Ufern des Tyburn gekämpft hatte, um Nes und die Pferde zu erreichen; dieses Gesicht, das ihn mit Aymer de Valence dicht auf den Fersen durch den Middlesex Forest getrieben hatte. Er und seine Männer waren so schnell wie möglich durch den Wald geritten, hatten nur Halt gemacht, wenn die Pferde erschöpft waren, und waren so der Gefangennahme entgangen, hatten aber während der gesamten kräftezehrenden Reise Richtung Norden ständig damit rechnen müssen. Da sie Pfade kreuz und quer durch das Land nehmen mussten, um die Städte zu umgehen, hatten sie viele zusätzliche Meilen zurücklegen müssen, sodass sich der September schon dem Ende zuneigte, als Robert die Grenze überquerte. Ende des Monats war er dann in Turnberry, begrüßte Frau und Tochter und rief von seiner neu befestigten Burg aus seine Verbündeten und Pächter zusammen. Früh einsetzender Schneefall im späten Oktober hatte ihn auf eine Unterbrechung der Verfolgung hoffen lassen, aber Robert wusste, dass er nicht viel Zeit hatte. Das Spiel war aus, sein Verrat ans Licht gekommen. Er musste schnell planen, bevor ihn die Vergeltung ereilte. Aber während all der Wochen, während derer er alte Bündnisse erneuert und heimliche Treffen einberufen hatte, hatte das Gesicht John Comyns seine Gedanken verdunkelt.
John Comyn blieb wie angewurzelt stehen, als die schwarz gekleidete Gestalt mit gezücktem Schwert aus dem Dunkel auf ihn zurauschte. Als Robert seine Kapuze zurückschlug, wich Comyns verwirrte Überraschung blankem Schrecken.
Beim Anblick des ungläubigen Entsetzens, das sich im Gesicht seines Feindes widerspiegelte, schwanden Roberts letzte Zweifel bezüglich der Herkunft des Briefes, der bei William Wallace gefunden worden war. »Was ist denn, Sir John? Ihr seht aus, als hättet Ihr einen Geist gesehen.« Seine Stimme zitterte leicht; er vermochte seiner Gefühle kaum Herr zu werden. »In gewisser Weise trifft das ja
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