Krieger des Friedens: Roman - [Robert the Bruce 2] (German Edition)
sein.
Als er hinter sich Kettenhemden klirren hörte, drehte Robert sich um. Zwei seiner Ritter kamen auf ihn zu. Beide machten ernste Gesichter. Er hatte seine Männer die Umgebung von Scone und der Abtei bewachen lassen, weil er nicht riskieren wollte, dass dieser lang erwartete Tag doch noch gestört wurde. Hinter den Rittern kamen drei andere Männer, die in einiger Entfernung stehen blieben. Eine Frau war bei ihnen.
»Sir, hier ist jemand, der behauptet, eine alte Freundin von Euch zu sein. Sie hat um eine private Audienz gebeten.«
Robert starrte die Frau an. Sie trug ein schlichtes Gewand und darüber einen gemusterten Wollumhang, der für ihre dünne Gestalt viel zu weit war. »Hat sie ihren Namen genannt?«
»Brigid, Sir. Sie sagt, Ihr würdet ihre Tante kennen. Affraig?«
Robert stieß überrascht den Atem aus, während er die Frau mit anderen Augen zu betrachten begann. Vor einer halben Ewigkeit war er ihr über die farnbewachsenen Hügel von Turnberry bis zu Affraigs Haus gefolgt. Er erinnerte sich verschwommen daran, dass sie an dem Tag, an dem er vom Pferd gefallen war, mit einem Tuch in der Hand vor ihm vor dem Feuer gehockt hatte, um ihm das Blut aus dem Gesicht zu wischen. »Bringt sie her«, murmelte er.
Er beobachtete, wie seine Ritter sie in die Mitte nahmen und zu ihm führten. Allmählich waren Brigids Züge klarer zu erkennen, die Haut spannte sich straff über den Wangenknochen und dem Kinn, und schwarzes Haar quoll unter ihrer Haube hervor. In dem hageren Gesicht fand sich ein Abglanz des seltsamen Mädchens mit den strähnigen Haaren wieder, das er einst gekannt hatte, aber nur ein äußerst schwacher. Die Jahre hatten jegliche wirkliche Vertrautheit ausgelöscht. Er schickte seine Männer weg, als die Frau vor ihm stehen blieb, bemerkte aber, dass sie sich in der Nähe hielten. Brigid hatte sich eine Tasche aus Sackleinwand über die Schulter geworfen, und ihre Schuhe waren mit Lehm von der Straße bedeckt.
Sie neigte den Kopf. »Earl Robert.«
»Brigid? Was tust du denn hier?« Er runzelte fragend die Stirn. »Ist …«
»Meine Tante hat mich nicht begleitet«, erwiderte Brigid, bevor er den Satz beenden konnte. Ihrem Gälisch haftete der Akzent des Westens an, der ihn an seine Mutter erinnerte. »Sie wollte zwar gern bei Eurer Krönung zugegen sein, aber sie ist für die weite Reise zu gebrechlich. Also hat sie mich an ihrer Stelle geschickt.« Brigid hielt inne und legte den Kopf schief. Ihre blauen Augen schimmerten im Sonnenlicht. »Sie hat sich gewundert, dass Ihr sie im Winter nicht in Turnberry besucht habt.«
»Das wollte ich.« Die Lüge kam Robert leicht über die Lippen, im Gegensatz zu dem Gälisch, das er schon lange nicht mehr gesprochen hatte. »Aber ich musste vorsichtig sein. Immer auf der Hut vor den Engländern, verstehst du?«
In Wahrheit hatte er die alte Frau nicht sehen wollen. Vieles hatte sich geändert, seit er vor ihr gesessen und sie gebeten hatte, sein Schicksal zu weben. Damals war er jung und naiv gewesen, berauscht von dem Bruch mit seinem Vater und mit König Edward; trunken von seiner neu entdeckten Unabhängigkeit und seiner Entscheidung, König zu werden. So feierlich ihm das Ritual auch erschienen sein mochte, die darauf folgenden Ereignisse hatten ihn gelehrt, wie es in der Welt wirklich zuging, und einen Zyniker aus ihm gemacht. Zaubersprüche und Gebete bedeuteten ihm nicht mehr dasselbe wie früher. Unwillkürlich musste er an das schwarze Innere dieses leeren Kastens denken.
»Sie hätte Euch gern gesehen.«
»Wo ist dein Mann?«, fragte er, um das Thema zu wechseln. »Du kannst doch nicht ganz allein gereist sein.«
»Tot. Der Überfall der Engländer auf Ayr«, fügte sie hinzu, als er fragend die Brauen hob. »Mein Sohn auch.« Brigid hob eine Hand, als Robert etwas sagen wollte. »Das sind keine Geschichten für den heutigen Tag. Ich bin nur gekommen, um unserem Lord im Namen meiner Familie am Tag seiner Krönung meine Aufwartung zu machen.«
»Dann bleib mit meinem Segen.« Robert winkte seine Ritter zu sich. »Begleitet die Lady zum Lager«, befahl er. »Nes soll sich um sie kümmern.« Er zögerte, als er Brigid wieder ansah; ihm ging immer noch der Kasten mit der angeblichen Prophezeiung im Kopf herum. »Lass uns nach der Krönung weitersprechen. Vielleicht benötige ich in den kommenden Wochen noch einmal die Hilfe deiner Tante.«
»Noch ein Schicksal?«
»Nein. Etwas anderes.«
Als die Ritter sich anschickten, Brigid zum
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