Krieger des Friedens: Roman - [Robert the Bruce 2] (German Edition)
Erster in die Kammer. Ihm folgte ein weiterer mit dunklem, lockigem Haar, der ungefähr so alt sein musste wie ihr Mann. Isabels Augen weiteten sich, als sie ihn erkannte. Es war der Earl of Atholl.
Er hielt ebenfalls ein Schwert in der Hand, ließ es aber sinken, als er sie sah. »Lady Isabel.«
»Sir John?« Isabel schüttelte verwirrt den Kopf. »Ich dachte, Ihr wärt ein gewöhnlicher Räuber, der mich bestehlen will.« Ihre Erleichterung verflog, als sie an Robert Bruce dachte, den Verbündeten des Earls, Feind ihres Mannes und Mörder seines Verwandten. »Seid Ihr gekommen, um noch mehr Comyns umzubringen?«, murmelte sie.
Hinter ihr gab Agnes einen Jammerlaut von sich. Fergus behauptete sich tapfer, wirkte aber im Fackelschein aschfahl.
»Das liegt nicht in meiner Absicht.«
»Nein?« Isabel schluckte. Ihr Mund fühlte sich strohtrocken an. »Ihr habt meine Wachposten getötet.«
»Nur die, die Widerstand geleistet haben. Die anderen wurden entwaffnet. Ich lasse sie und Eure restliche Dienerschaft am Leben, wenn Ihr mit mir kommt.«
»Die Gräfin geht mit Euch nirgendwohin«, warnte Fergus, aber seine Stimme zitterte.
»Wohin denn?« Noch immer den Feuerhaken schwenkend schob sich Isabel vor ihren Haushofmeister.
Johns Augen, so dunkel und eindringlich wie die ihres Mannes, wanderten zu der provisorischen Waffe, dann wieder zu ihr. Seine Mundwinkel hoben sich, aber das schwache Lächeln wirkte weder grausam noch spöttisch. »Zur Abtei von Scone, Mylady. Sir Robert bedarf Eurer Dienste. In fünf Tagen wird er den Thron von Schottland besteigen. Aber ohne den Earl of Fife kann er nicht zum König gekrönt werden.«
»Mein Neffe befindet sich in England, in König Edwards Gewahrsam.«
»Das wissen wir. Wir benötigen jemanden von seinem Blut, um das Ritual zu zelebrieren.«
Diese Enthüllung verblüffte Isabel so sehr, dass sie beinahe gelacht hätte. Sie ließ die Arme sinken, die Spitze des Feuerhakens stieß gegen den Boden. »Ihr wollt, dass ich dem neuen König die Krone auf das Haupt setze?« Als John of Atholl nickte, schloss sich eine eisige Hand um ihr Herz. »Mein Mann würde mir bei lebendigem Leib die Haut abziehen. Bitte, Sir John, verlangt das nicht von mir.«
»Sir Robert wird Euch beschützen, Mylady. In seiner Obhut wird gut für Euch gesorgt werden, das versichere ich Euch.« Der Blick des Earls glitt über die Seite ihres Gesichts hinweg.
Isabel zweifelte nicht daran, dass er den Bluterguss betrachtete. Beschämt machte sie Anstalten, den Kopf so zu drehen, dass ihr Haar darüber fiel, dann hielt sie inne. »Habe ich überhaupt eine Wahl?«
»Mein Befehl lautet, Euch nach Scone zu bringen, notfalls auch mit Gewalt. Es wäre mir lieber, wenn es nicht dazu käme.«
»Ihr werdet meine Dienerschaft verschonen?«
»Ihr habt mein Wort darauf.«
Als sich Isabel bückte und den Feuerhaken auf den Boden legte, schrie Agnes hinter ihr auf. »Mylady!«
Ohne auf ihre Zofe und den totenblassen Haushofmeister zu achten, ging Isabel auf den Earl zu. Als sie in den Gang hinaustrat und die Gruppe bewaffneter Männer, die dort wartete, ihr den Weg freigab, überkam sie eine seltsame Benommenheit. Langsam schritt sie den Gang entlang auf die Treppe zu, vorbei an offenen Türen und zerbrochenen Möbeln. John of Atholl holte sie ein, nachdem er seine Männer angewiesen hatte, die Diener in einem Raum einzusperren.
»Wir haben Euer Haus beobachtet. Euer Mann ist früher am Tag fortgeritten. Wohin?«
»Nach Argyll«, erwiderte sie, überrascht, wie bereitwillig sie Auskunft gab. »Um die MacDougalls zum Kampf gegen Sir Robert zu mobilisieren.« Im Fackelschein sah sie, wie Sir Johns Gesicht sich anspannte, als sie die Treppe hinunterstiegen.
»Und MacDouall?«
»Ich weiß es nicht. Mein Mann hat ihn Richtung Süden geschickt.«
Sir John führte sie in den Hof hinaus, wo die Wächter ihres Mannes mit hinter dem Rücken gefesselten Händen im Schlamm knieten. Einige waren verwundet. Sie starrten sie an, als sie vorüberging. Manche riefen etwas; Zorn und Verwirrung schwangen in ihren Stimmen mit. Die in den Ställen verbliebenen Pferde ihres Mannes waren herausgebracht worden, und Atholls Männer hieben mit den flachen Seiten ihrer Klingen auf ihre Flanken ein, um sie in die Nacht hinauszujagen. Damit niemand sie verfolgen konnte, vermutete sie. Als Sir John sie einen Moment allein ließ, um mit seinen Rittern zu sprechen, bemerkte Isabel, wie ein paar reglose Körper in den Schatten einer
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