Krieger des Friedens: Roman - [Robert the Bruce 2] (German Edition)
Lager zu führen, drängte es Robert, die Frage zu stellen, die er bislang vermieden hatte. »Mein Schicksal«, rief er ihr nach, dabei dachte er an die Krone aus Heidekraut und Geißklee, die in ihrem Netz in Affraigs Baum hing. »Ist es je heruntergefallen?«
Brigid blickte sich um. Das Sonnenlicht fiel voll auf ihr Gesicht. »Als ich aufgebrochen bin, noch nicht, Sir Robert. Vielleicht jetzt?«
Zur Antwort lachte er trocken auf, obwohl er merkte, dass ihre Miene ernst blieb, als sie sich abwandte. Robert sah ihr nach. Er hätte gerne an diese Dinge geglaubt, meinte aber dieser Tage, ein Mann könne sich sein eigenes Schicksal schaffen.
Sie versammelten sich in der zunehmenden Wärme der Märzsonne; drängten sich auf dem Moot Hill, wo unzählige Schotten vor ihnen gestanden hatten, um zu verfolgen, wie ein neuer König gekrönt wurde. Unter die Earls, Ladys und Ritter in ihren Prunkgewändern mischten sich Mönche aus der Abtei, deren schwarze Kutten in der leichten Brise raschelten. William Lambertons weithin vernehmliche Stimme hallte über ihre Reihen hinweg, als er den Königseid verlas.
In der Mitte der Menge saß Robert auf dem auf dem Podest aufgestellten Thron. Er trug die juwelenbesetzten Gewänder, die Wishart aus Glasgow mitgebracht hatte und die schwach nach Weihrauch rochen. Der Abt von Scone hatte ihm einen mit Hermelinpelz verbrämten Mantel um die Schultern gelegt, man hatte ihm ein Zepter gereicht und ihn mit einem Schwert gegürtet, dem Symbol für seine Autorität und seinen Schwur, sein Königreich zu verteidigen. Hinter ihm flatterte die königliche Standarte im Wind; der rote Löwe schien sich auf dem goldenen Grund zu bewegen. Elizabeth saß, in weiße Seide gekleidet, auf einem gepolsterten Stuhl neben ihm auf der Plattform. Sie hatte die Hände im Schoß gefaltet und hielt den Kopf gesenkt. Robert konnte ihren Gesichtsausdruck nicht erkennen.
Sein Blick wanderte von seiner Frau zu Marjorie, die mit weißen Blumen im Haar ganz vorn in der Menge stand. Ihr kleines Gesicht, das so ernst wirkte, während sie den Worten des Bischofs lauschte, hätte ihm fast ein Lächeln entlockt. Der Rest seiner Familie stand hinter seiner Tochter, seine drei Schwestern boten in ihren Festtagsgewändern einen prächtigen Anblick. Seine Halbschwester Margaret strahlte neben ihrem finster dreinblickenden Sohn vor Stolz. Robert musterte Niall und Edward. Beiden war zweifellos bewusst, dass der Thron möglicherweise irgendwann einmal an sie fallen konnte, falls er ohne männliche Erben starb. Hinter ihnen wogte ein Meer von Gesichtern – seine Kameraden, Vasallen und Anhänger. Seine Untertanen. Robert fing flüchtig den Blick von James Stewart auf, dann sah er zur Seite.
Nachdem Lamberton den Eid verlesen hatte, nickte er John of Atholl zu. Der Earl trat zur Seite und gab den Blick auf eine hochgewachsene Frau in einem grauen Gewand und einem schneeweißen Mantel frei. Alle Augen ruhten auf Isabel of Buchan, die auf ein ermutigendes Nicken von Atholl hin zögernd auf das Podest zutrat. Sie hielt einen goldenen Stirnreif in den Händen. Als sie näher kam, bemerkte Robert einen Bluterguss in ihrem Gesicht, der sich dunkel von der blassen Haut abhob. Stirnrunzelnd fragte er sich, ob sie während ihrer Entführung verletzt worden war, aber Atholl hatte ihm gestern noch versichert, dass man sie gut behandelt hatte.
Isabel stieg auf die unterste Stufe des Podests und streckte den Arm in Richtung seines Kopfes aus. Ihre Hände zitterten, und sie hätte die Krone beinahe fallen lassen, woraufhin ein besorgtes Raunen durch die Menge lief. Robert beugte sich lächelnd vor und senkte den Kopf, damit sie ihn besser erreichen konnte. Behutsam setzte Isabel die Krone auf sein schwarzes Haar. Die Zuschauer brachen in lauten Jubel aus – sehr zum Verdruss des Abtes, der ihnen mit erhobenen Händen Schweigen gebot. Mit einem Nicken, von dem er hoffte, dass es auch nur annähernd das Maß der Dankbarkeit ausdrückte, die er Isabel gegenüber empfand, lehnte Robert sich zurück und kostete das ungewohnte Gewicht der Krone auf seinem Kopf aus.
Danach wurde der letzte Teil der Zeremonie vollzogen – ein Dichter verlas mit klarer, klangvoller Stimme die Namen sämtlicher Könige Schottlands vor ihm, von Kenneth MacAlpin über Macbeth und Malcolm Canmore bis hin zu Alexander III. und John Balliol. Damit war das Ritual beendet.
Die Mönche begannen die Leute den Moot Hill hinunter zur Kirche zu geleiten, wo Lamberton ein
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