Krieger des Friedens: Roman - [Robert the Bruce 2] (German Edition)
Norden hatte der Mönch kaum zwei Worte gesprochen. In ihrem rumpelnden, stickigen Gefängnis waren die Tage unmerklich ineinander übergegangen. Robert hatte jegliches Zeitgefühl verloren, schätzte aber, dass mehr als zwei Wochen vergangen waren, seit sie das Ufer des Sees verlassen hatten. Die körperlichen Beschwerden, die ihnen die Reise verursachte, waren nur ein Teil seiner Tortur gewesen. Robert hatte endlose Stunden damit verbracht, sich den Kopf über das Schicksal seiner Brüder und seiner Männer zu zermartern und darüber nachzugrübeln, was ihn am Ende dieser Straße erwarten mochte. Er wusste nur das, was ihm Ulsters Hauptmann erzählt hatte.
Nachdem er und Cormac entwaffnet worden waren, hatte Esgar dem Rest der Ritter befohlen, die Geflohenen zu verfolgen. Robert hatte sich geweigert, auch nur eine einzige Frage des Hauptmanns zu beantworten, und den Blick unverwandt auf Uathachs schlaffen, blutigen Kadaver geheftet. Doch der Hund war nicht das einzige Opfer des Kampfes. Ein paar Ritter, die die unmittelbare Umgebung abgesucht hatten, hatten Murtough zermalmt unter seinem verletzten Pferd gefunden. Nachdem sie den Mönch darunter hervorgezogen hatten, hatten sie festgestellt, dass er sich das Genick gebrochen hatte. Das verwundete Pferd war ebenso wie das von Esgar, dem Robert das Bein zerschmettert hatte, mit einem Schwertstreich getötet worden. Dann befahl Esgar, den toten Mönch zu begraben, und wartete auf die Rückkehr seiner Männer.
Die Ritter und Knappen trafen nach und nach wieder ein, der letzte stieß eine Stunde später zu seinem Trupp. Zu Roberts Erleichterung hatten sie nur zwei Knappen entdeckt, die beide zu Donoughs Haushalt gehörten. Sie waren auf ihrer Flucht vom Pferd gestürzt, und einer hatte sich dabei das Bein gebrochen. Von Roberts anderen Begleitern fehlte jede Spur, gestanden Esgars Ritter ihrem grimmig schweigenden Hauptmann.
Angesichts des Triumphs in Roberts Gesicht hatte sich Esgar zu einem grollenden Versprechen hinreißen lassen. »Wir werden sie finden und gefangen nehmen, Sir Robert, und dann werden wir Eure Brüder der Gerichtsbarkeit des Earl of Ulster überantworten, und sie werden sich wünschen, nie geflohen zu sein.« Er befahl zwanzig seiner Männer, die Flüchtigen zu verfolgen und ihnen den Stab abzunehmen – egal wie lange es dauerte und wie viele Meilen sie zurücklegen mussten –, dann trieb er seine fünf Gefangenen zusammen. »Ich bringe sie zu Sir Richard nach Ballymote. Die halbe Beute ist besser als gar keine.«
Während der Reise gen Norden hatten Robert und die anderen Gefangenen den Karren nur verlassen dürfen, wenn die Gruppe Rast gemacht hatte. Von den Ufern des Sees ging es über Viehtreiberpfade in die Berge hoch, deren Gipfel oft in den Wolken verschwanden. Einige Tage lang war die Luft in diesen Höhen so kalt und beißend, als wäre der Winter zurückgekehrt, dann gelangten sie langsam in mit Eschen und knospenden Eichen bewachsene, von Vogelgezwitscher und Regen erfüllte Täler hinunter. Und auf einmal lagen die Berge hinter ihnen, und vor ihnen erstreckten sich endlose Meilen flachen Landes.
Zusammen mit der Landschaft änderte sich auch die Stimmung innerhalb der Gruppe, die Ritter wurden wortkarg und wachsam. Die Feuer wurden niedrig gehalten, und Esgar, stets vor unsichtbaren Gefahren auf der Hut, stellte nachts Wachposten auf. Wann immer es möglich war, machten sie in Festungen Halt, in denen Garnisonen des Earl of Ulster stationiert waren. Die Gefangenen waren während der ganzen Zeit gut behandelt worden, sie hatten zu essen und zu trinken bekommen und sogar Decken erhalten; auch der verletzte Knappe war versorgt worden. Doch für Robert war die Sorge, ob seine Männer sich sicher nach Schottland würden durchschlagen können, das ungewisse Schicksal seiner Brüder und die Furcht davor, was ihm und seinem Ziehbruder bevorstehen mochte, die reinste Folter gewesen.
Der Karren verlangsamte seine Fahrt, kam fast zum Stehen, und das Innere verdunkelte sich plötzlich. Das Klirren war verstummt, die Pferde tänzelten leicht, als der Kutscher sie weitertrieb. Die Speichen der Räder streiften die Wand eines Torgangs oder Tunnels, dann befanden sie sich wieder unter freiem Himmel, und Sonnenlicht erhellte ihr dunkles Gefängnis.
Kurz darauf machte der Karren endgültig Halt, die Plane wurde zurückgeschlagen, und Esgars Gesicht kam zum Vorschein. »Aussteigen!«
Roberts Hände und Füße waren gebunden, doch die Fesseln
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