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Krieger des Friedens: Roman - [Robert the Bruce 2] (German Edition)

Krieger des Friedens: Roman - [Robert the Bruce 2] (German Edition)

Titel: Krieger des Friedens: Roman - [Robert the Bruce 2] (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robyn Young
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hinwegflog – eine beneidenswert einfache Flucht vor den Flammen. Als sie ins Haus zurückging, wünschte sie, ihre Hunde wären noch bei ihr, aber der letzte war, alt und blind, vor zwei Wintern gestorben. Auf der Schwelle blieb sie stehen und blickte mit wässrigen Augen auf die mächtige Eiche mit den Zweignetzen, die über dem Gebäude aufragte. Die Äste waren mit Schicksalen, Hoffnungen und Gebeten übersät. Bei den meisten ging es um Liebe, Geld oder Gesundheit. Jedes Netz enthielt das an einer dünnen Schnur baumelnde Symbol des Wunsches des Bittstellers: eine von einem roten Band zusammengehaltene Haarlocke, einen ausgefransten seidenen Geldbeutel, einen Eisenkrautzweig. Affraigs Blick blieb an einem davon hängen, das hoch oben inmitten des Grüns befestigt war. Eine aus Heidekraut, Wermut und Geißklee geflochtene Krone drehte sich langsam darin.
    »Wo bist du, Robert?«, murmelte sie.
    Turnberry, Schottland, A.D. 1301
    Der von den Wohn- und Lagerhäusern und den Werkstätten entlang der Küstenlinie zwischen den bewaldeten Hügeln und dem Meer aufsteigende Rauch hüllte Turnberry in ein schwarzes Leichentuch. Flammen züngelten an den Seiten der Gebäude hoch, die lehmverputzten Wände wurden in der Hitze rissig. Das Knarren und Krachen eines einstürzenden Scheunendaches übertönte das Prasseln des Feuers, und in der Mitte sprühte ein Funkenregen auf. Im Inneren erklang verzweifeltes Gewieher, und als eine der Türen umkippte, schoss ein weißes Pferd mit rollenden Augen, brennender Mähne und Schweif und angesengtem Fleisch aus dem Inferno heraus und galoppierte in Rauch und Flammen gehüllt die Straße hinunter, vorbei an lichterloh brennenden Häusern und auf dem Boden verstreuten Leichen.
    Ein junger Mann lag auf dem Bauch, sein Messer noch immer in der Faust. Der Kopf war ihm vom Rumpf getrennt worden und, eine dunkle Blutspur hinter sich herziehend, ein paar Fuß weit weggerollt. Ganz in der Nähe lagen zwei Frauen übereinander auf der Schwelle einer verkohlten Hausruine. Ihre Münder und Nasenlöcher waren schwarz vor Ruß, die Luft ringsum knisterte vor Hitze. Andere Leichen, zumeist die von Männern, wiesen klaffende Schwertwunden auf; einige hielten Waffen in den Händen. Sie waren dort niedergestreckt worden, wo sie noch versucht hatten, sich zu verteidigen, doch viele waren unbewaffnet – nur mit Säcken voller Habseligkeiten beladen gewesen, die jetzt ringsum verstreut lagen – und offensichtlich auf der Flucht hinterrücks abgeschlachtet worden. Überall, wo man hinsah, hatten eisenbeschlagene Pferdehufe den staubigen Boden aufgewühlt.
    Auf den Feldern stand der Weizen in Flammen. Es war ein trockener Sommer gewesen, sodass sich das Feuer rasend schnell ausbreitete und die Ernte verzehrte. Schafe und Rinder flohen von den Weiden. Auch am Strand loderte ein Feuer, dort war eine Reihe von Fischerbooten in Brand gesteckt worden. Dahinter brachen sich die weißen Wellen am Ufer, von der sich vor ihnen abspielenden Katastrophe ebenso unbeeindruckt wie die Sonne am blauen Himmel oder die Kormorane, die über dem Felsmassiv des Ailsa Craig weit draußen in der Bucht ihre Kreise zogen. Über dem goldenen Sandhalbmond, wo die Klippen zu einer grasbewachsenen Landzunge anstiegen, ragten die Mauern von Turnberry Castle aus den Rauchschleiern auf. Die Festung stand unversehrt mit geschlossenen Toren auf einem Felsvorsrpung über der schäumenden See.
    Dahinter, gerade außerhalb der Reichweite der Bogenschützen, nahm Humphrey de Bohun seinen großen, mit Schwanenfedern verzierten Helm ab. Die gepolsterte Haube, die er darunter trug, war schweißdurchtränkt und rußgeschwärzt; er konnte den bitteren Geschmack im Mund spüren. Er reichte seinem Knappen den Helm, schwang sich aus dem Sattel, nahm den Weinschlauch entgegen, den einer seiner Pagen ihm hinhielt, und rollte die unter der Last des Kettenhemdes schmerzenden Schultern. Ringsum – am Felsufer vor der Festung entlang – taten Ritter und Knappen dasselbe. Nach dem Ritt des heutigen Tages und der drückenden Sommerhitze hatte sie das Niederbrennen des Dorfes durstig gemacht. Die Fackeln, die viele der Infanteristen bei sich getragen hatten, waren in den trockenen Boden gesteckt worden, die Flammen flackerten in der Brise, die durch das harte, raue Gras wehte.
    »Sir Humphrey.«
    Er drehte sich um, als eine Gruppe seiner Männer ihre Pferde den flachen Hang hoch auf ihn zulenkten. Sie hatten auf seinen Befehl hin das Getreide in Brand

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