Krieger des Friedens: Roman - [Robert the Bruce 2] (German Edition)
empfand, wenn dieses Missfallen ihm selbst galt. »Ich habe den Konnetabel von Turnberry eingehend verhört, Mylord, aber er hat geschworen, keine Ahnung zu haben, wohin Robert gegangen sein könnte. Er wusste nur, dass er Carrick vor über einem Jahr verlassen hat.«
»Glaubt Ihr ihm?«
»Nun, ganz sicher können wir nicht sein.« Als ihn der Blick des Königs zu durchbohren schien, fügte Humphrey hinzu: »Aber ich denke nicht, dass er sich ewig verborgen halten wird. Früher oder später wird Bruce wieder auftauchen, daran hege ich keinen Zweifel.«
Ein nachdenklicher, fast wissender Ausdruck huschte über das Gesicht des Königs. »Vielleicht.« Er scheuchte einen Pagen weg, der ihm Wein nachschenken wollte. »Und wie hat sich mein Sohn bewährt? Wie ist sein erstes Kommando verlaufen?«
Schlagartig begriff Humphrey, warum er dem König Bericht erstattete und nicht der junge Edward selbst. Sie waren an diesem Nachmittag in Lochmaben eingetroffen, doch bis jetzt hatte Edward nur nach einigen bloßen Fakten gefragt, statt einen ausführlichen Rapport zu verlangen. »Er hat die Disziplin gut aufrechterhalten, Mylord«, begann er vorsichtig. »Bei der Belagerung von Turnberry und der Plünderung von Ayr wurden keine Fehler gemacht. Nur wenige unserer Männer haben Verletzungen davongetragen, Tote gab es keine, und wir haben auf dem gesamten Feldzug nur fünf Pferde eingebüßt.«
»Interessant.« Der König legte seine langen Finger unter sein Kinn. Das Laternenlicht fing sich in einem seiner Ringe, der Rubin in der Mitte blitzte auf. »Mein Neffe erzählte mir etwas ganz anderes.«
Humphreys Unbehagen wuchs, als er erkannte, dass er in eine Falle getappt war. Er hatte nicht damit gerechnet, dass der König bereits mit Thomas of Lancaster gesprochen haben könnte, und verwünschte sich für seine Nachlässigkeit. Ein Mann tat nicht gut daran, im Umgang mit Edward Longshanks in seiner Wachsamkeit nachzulassen.
»Thomas sagte mir, Turnberry wäre ohne Euch überhaupt nicht eingenommen worden. Er sagte, mein Sohn wäre mehr daran interessiert gewesen, sich mit seinen Freunden zu vergnügen, als Krieg gegen meine Feinde zu führen.«
»Er brauchte etwas Anleitung, Mylord, das ist alles. Sir Thomas mag Piers Gaveston nicht. Ich fürchte, diese Abneigung beeinflusst sein Urteilsvermögen in dieser Angelegenheit.«
Edward griff nach seinem Weinkelch und fuhr mit dem Finger über den Rand. »War es richtig von mir, meinen Sohn zum Prinzen von Wales zu machen, Humphrey? Ich hatte gehofft, dass er sich dann Mühe geben würde, sich einer solchen Ehre würdig zu erweisen.«
Humphrey fiel mit einem Mal auf, wie alt der König wirkte. Seine Wangen und sein Kiefer waren unter dem schneeweißen Bart schlaff geworden, und seine Haut wies einen ungesunden grauen Schimmer auf, der von tiefer Erschöpfung zeugte. Er stellte sich England unter der Herrschaft des Sohnes vor; ein Gedanke, der ihm Sorge bereitete. Es oblag Männern wie ihm, Prinz Edward zu dem Mann zu formen, zu dem er sich entwickeln musste, um den Platz seines Vaters einnehmen zu können. »Ja, Mylord«, erwiderte er mit fester Stimme. »Ich denke, Euer Sohn ist bereit, Autorität auszuüben und Verantwortung zu übernehmen.«
Doch der König befasste sich schon wieder mit dem Brief.
»Nachrichten aus Frankreich?«, unternahm Humphrey einen zaghaften Vorstoß.
»Während Ihr in Carrick wart, erfuhr ich von meinen französischen Spionen, dass John Balliol auf Befehl König Philipps aus dem päpstlichen Gewahrsam entlassen wurde.« Edward hielt Humphrey den Pergamentbogen hin. »Dies kam letzte Woche aus Westminster. Mein Vetter empfiehlt mir, als ersten Schritt auf dem Weg zu Balliols Wiedereinsetzung einen Waffenstillstand mit den Schotten zu schließen.« Sein aufflammender Zorn ließ Jahre von Edward abfallen, verlieh seinen Wangen Farbe und seiner Haltung Kraft und Energie. »Sollte ich mich weigern, wird es keinen Friedensvertrag mit Frankreich geben, und Philipp wird mein Herzogtum Gascogne auch weiterhin besetzt halten, das geht aus seinen Worten klar hervor.«
»Was werdet Ihr tun, Mylord?« Humphrey blickte von dem Pergament auf. Die möglichen Folgen dieser Entwicklung der Dinge beunruhigten ihn. »Ein neuer Krieg kommt doch sicherlich nicht in Frage?«
Edward musterte ihn scharf. »Der Kampf um die Gascogne hat meine Truhen geleert und mich der Unterstützung meiner Männer beraubt – sogar Euer Vater und andere Mitglieder der Tafelrunde
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