Krieger des Friedens: Roman - [Robert the Bruce 2] (German Edition)
stellten sich damals gegen mich.« Sein Ton klang hart. »Daher gilt es, einen Krieg zu vermeiden. Vorerst jedenfalls. Aber ich werde auch nicht zulassen, dass Balliol den Thron wieder besteigt. Ich habe vor, den Schotten einen einstweiligen Waffenstillstand anzubieten, wie Philipp es wünscht. Da ich im Winter keinen Feldzug zu führen gedenke, beeinträchtigt eine solche Abmachung meine Pläne nicht. Dafür verschafft sie mir Zeit. Es muss einen Ausweg aus dieser Situation geben – ohne Krieg, ohne den Verlust der Gascogne und ohne die Rückkehr dieser Schlange John Balliol. Mir bleibt der ganze Winter, um ihn zu finden.« Der König erhob sich. Obwohl seine breiten Schultern gebeugt waren, überragte er Humphrey um einiges. »Wir werden morgen in der Ratsversammlung darüber sprechen. Heute Abend wird gefeiert. Geht zu meiner Tochter, Humphrey. Frankreich kann noch einen Tag warten.«
Humphrey verneigte sich, verließ das königliche Zelt und ging an den Wachposten vorbei in die kühle Abendluft hinaus. Zahlreiche Lagerfeuer ließen das Gelände in gedämpftem Licht erstrahlen. Die neu erbaute Festung des Königs in Lochmaben – wohin er sich nach einem Sieg im Norden, der den Fall von Bothwell Castle zur Folge gehabt hatte, zurückgezogen hatte – war mit einem von einer Palisade gekrönten hohen Erdwall umgeben. Zu beiden Seiten der Haupttore waren Plattformen errichtet worden, auf denen sich die Schatten von Wachposten dunkel vom Himmel abhoben. Der ganze Komplex wurde von einer Holzfestung beherrscht, die sich wie ein mächtiges Schiff über einem Meer von Zelten erhob. Die Luft war von Musik und Stimmengewirr erfüllt. Männer drängten sich zwischen Zelten, Karren und Pferden oder scharten sich um die Feuer, um Wein oder Ale zu trinken. Von den Kochtöpfen stieg ein würziger Fleischduft auf, und Humphreys Magen begann vernehmlich zu knurren.
Sein Blick fiel auf den Sohn des Königs, zu dessen Ehren das Fest veranstaltet wurde. Der frisch ernannte Prinz von Wales stand neben Piers Gaveston und sah zwei Ringern mit nackten Oberkörpern zu. Einer der Kämpfer hatte eine blutige Nase, der andere eine aufgeplatzte Lippe. Vor Schweiß glänzend umkreisten sie einander, bevor sie sich umklammerten und mit den Fäusten aufeinander eindroschen. Edward, in seinem goldenen Mantel prächtig anzusehen, drehte sich um, als Gaveston ihm einen Weinschlauch reichte. Der Gascogner beugte sich vor und flüsterte ihm etwas ins Ohr, woraufhin der Prinz breit lächelte. Der Fackelschein fiel auf sein erhitztes Gesicht.
»Humphrey!«
Humphrey drehte sich um. Ralph de Monthermer stand vor ihm.
Der Ritter des Königs hob grüßend einen Weinkelch. Sein gelber, mit einem grünen Adler bestickter Mantel schimmerte. »Komm, leiste uns Gesellschaft.«
Humphrey entdeckte Aymer de Valence und Henry Percy in dem Getümmel. Die anderen Barone waren zweifellos ebenfalls ganz in der Nähe, aber er hatte Verlockenderes vor, als den Abend mit den Rittern der Tafelrunde zu verbringen. »Später«, rief er dem Ritter zu, der gutmütig die Achseln zuckte.
Humphrey bahnte sich einen Weg durch die Menge, wich einem betrunkenen Soldaten aus, der in eines der Zelte stürzte und es unter sich begrub, was lautes Gejohle seitens seiner Kameraden zur Folge hatte, und steuerte auf die Festung zu. Andere Männer taumelten Arm in Arm an ihm vorbei. Das Fest mochte ihrem Prinzen gelten, aber sie alle hier feierten auch ihre eigenen Triumphe. Ein Feldzug war zu Ende gegangen, in dessen Verlauf drei mächtige Burgen gefallen und große Landstriche im Westen verwüstet worden waren – ein Feldzug, auf dem sie von den Schotten kaum behelligt worden waren. Wie es aussah, hatten die Rebellen ihren Kampfgeist verloren. Noch so ein Sommer, und die Engländer würden Stirling Castle zurückerobern, das im letzten Jahr in die Hände des Feindes gefallen war, und dann stand ihnen der Norden Schottlands offen. Wenn König Philipps Forderungen sie nicht daran hinderten.
Sie lagen seit fünf Jahren mit Schottland im Krieg und hatten während dieser Zeit sowohl furchtbare Verluste erlitten als auch große Siege errungen. Humphrey dachte an die Unmengen von Gold und Silber, die zur Finanzierung des Kampfes des Königs aus England abgezogen worden waren, an all die Monate, die sie fern von ihren Landsitzen und Familien verbracht hatten, an all die Leben, die von feindlichen Schwertklingen ausgelöscht worden waren, darunter auch das seines eigenen Vaters. Sein
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