Krieger des Lichts - Palmer, P: Krieger des Lichts
ein paar Mal ein Körperteil zu verlieren. Der Schmerz, unerträglich stechend, kam in Schüben, während der Knochen durchbrach und die verlorene Hand nachwuchs. Das Ganze dauerte nicht lange, aber sie würde leiden.
Dann ginge es ihr wieder gut, und sie könnte sich ganz der Trauer um ihren getöteten Liebhaber hingeben.
Die Vorstellung löste ein Brennen in seinem Schädel aus.
»Sie ist verzaubert worden«, fuhr Olivia fort, als die Schmerzattacke offensichtlich vorüber war. »Sei vorsichtig, wenn sie wach wird. Genauso bei Ewan.«
Tighe nickte und zog dann vor Sorge die Augenbrauen zusammen. »Kannst du trotz der Schmerzen laufen? Wir müssen hier weg, zurück ins Haus des Lichts, um eine kräftige Ladung Strahlung zu bekommen.«
Jag erstarrte. Er würde Olivia auf gar keinen Fall wieder zum Haus des Lichts mitnehmen; schon gar nicht, nachdem sie durch die Lebenskraft des Dämons noch stärker geworden war. Aber er brauchte die Strahlung, er musste zurück. Und wenn er sie hier allein zurückließ, würden alle möglichen Fragen kommen.
Er würde sie hier nicht allein zurücklassen. Er würde sie überhaupt nicht … verlassen.
Shit.
Wenn er die ganze Zeit in ihrer Nähe blieb, sollte er sie eigentlich mit zurücknehmen können. Er würde sie aufhalten, wenn ihre Nahrungsaufnahme außer Kontrolle geraten sollte.
Er hoffte inständig, dass es nie so weit kommen würde.
Hawke trat zu ihnen. Er hatte sich Ewan wie einen riesigen Sack Getreide über die Schulter geworfen. Kougar stand wortlos an seiner Seite.
»Was ist mit Niall?« Olivias Stimme brach, als sie den Namen aussprach. »Ich kann ihn nicht hierlassen.«
»Ich hole ihn«, sagte Jag.
Sie begegnete seinem Blick, und er sah eine Leere in ihren Augen, die ihm einen Stich versetzte und ihn erst recht verärgerte.
Er wusste, dass es keine logische Erklärung für seinen Zorn gab. Niall war tot, und sie hatte ihm wirklich keine große Aufmerksamkeit geschenkt, als er noch am Leben gewesen war. Aber Logik hatte nichts mit seinen Gefühlen für diese Frau zu tun. Zum Teufel, er wusste ja selbst nicht, was er wollte, wenn er denn überhaupt etwas wollte. Er merkte nur, dass ihr Kummer in ihm den überwältigenden Wunsch auslöste, mit der bloßen Faust auf irgendetwas einzuprügeln.
Denn er konnte es nicht ertragen, sie leiden zu sehen, auch wenn es wegen eines anderen Mannes war.
Olivia hielt ihren linken Arm umklammert, während sie zum Haus des Lichts zurückfuhren und der Schmerz in brennenden Schüben durch ihren Leib schnitt. Sie hatte das Gefühl, als würde ihr jemand mit einem Beil immer wieder die Hand abschlagen.
Jag saß im Hummer neben ihr und fuhr, während er mit der freien Hand sanft ihren Schenkel umfasste. Tighe und Delaney saßen hinter ihnen, und ganz hinten im Wagen lag der gefesselte und bewusstlose Ewan.
Das Blut war ihr schon lange aus dem Gesicht gewichen, und ihre Haut fühlte sich ganz feucht und kalt an. Schweiß hatte sich mit Regen vermischt, der sie bis auf die Haut durchnässt hatte. Sie zitterte vor Kälte und unter den Nachwirkungen des Kampfes, und ihr Magen drohte, das Mittagessen, das sie vor so langer Zeit zu sich genommen hatte, wieder von sich zu geben.
Doch es war Wut, die ihr am meisten zu schaffen machte.
Niall hätte nicht sterben sollen. Sie hatte sich so völlig von dem verdammten Dämon vereinnahmen lassen, dass sie nicht gemerkt hatte, wie die Zauberer sich von hinten anschlichen. Wenn sie Ewan nicht so schnell verloren hätten, hätten sie Niall vielleicht … vielleicht gar nicht verloren.
Wieder spülte eine Woge von Schmerz über sie hinweg und verband sich mit ihrer Wut. Eine Wut, die sie zur Seite schieben musste. Das wusste sie. Denn sie hatte versucht, ihn zu retten. Sie hatte ihr Bestes gegeben.
Aber mit der Wut kam sie so viel besser zurecht als mit der Alternative dazu. Am Rande ihres Bewusstseins, gleich neben Zorn und Schmerz, wartete ein anderes Monster darauf, sie zu verschlingen. Die Trauer, das Entsetzen darüber, zusehen zu müssen, wie Niall starb.
Damit konnte sie jetzt nicht fertig werden. Würde sie nicht fertig werden.
Wieder schoss eine Woge des Schmerzes durch ihren Arm. Sie packte mit dem anderen Jags Hand und schlang ihre Finger um seinen Handrücken, als sie keuchend Luft holte und dann den Atem anhielt. Er schob seine Finger zwischen ihre und gab ihr Halt. Eine Rettungsleine.
Als der Schmerz wieder nachließ, begann sie ihre neue Hand zu spüren. Bebend wagte sie
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