Krieger des Lichts: Ungezähmter Kuss (German Edition)
mein Tier machen würde und du letztendlich dafür bezahlen müsstest. Er hat dir wehgetan, und das war meine Schuld.«
Sie wandte sich von ihm ab, holte sich ein Glas und schenkte etwas Limonade ein. »Willst du auch welche?«, fragte sie, ohne ihn dabei anzuschauen.
»Nein, danke.«
Ohne ein weiteres Wort stellte sie die Karaffe weg und nahm einen Schluck aus dem Glas. Weder nahm sie seine Entschuldigung an, noch entließ sie ihn aus der Verantwortung. Er hatte keine Ahnung, was sie gerade dachte, und das störte ihn. Er machte sich immer noch Sorgen, dass …
»Habe ich dir Angst gemacht, als ich mich verwandelt habe?«
Die schwarzen Wimpern hoben sich, als sie ihn ansah. Mehrere Sekunden lang sagte sie nichts, ehe sie schließlich antwortete: »Ein bisschen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es jemanden unberührt lässt, wenn er das erste Mal erlebt, wie einem Mann Reißzähne wachsen und sich seine Augen in Tieraugen verwandeln. Ein Hauch von Angst ist in einer solchen Situation, glaube ich, ganz normal. Aber es hat mich überrascht, dass du keine Vogelaugen und Vogelkrallen bekommen hast. Du sahst aus, als würdest du dich gleich in eine Wildkatze verwandeln.«
»Alle Gestaltwandler sehen in diesem Zwischenstadium gleich aus. Außer die Schlangen. Eigentlich friedfertige Tiere wären ansonsten früher deutlich im Nachteil gewesen.«
Sie nahm noch einen Schluck von der Limonade und wirkte nachdenklich. Von Smiley war jetzt nichts zu sehen.
»Sag mir, was du gerade denkst, Faith«, bat er sanft. Überrascht sah sie zu ihm auf und wieder ließ sie sich mit der Antwort Zeit, während sie einen großen Schluck nahm und dann das halb leere Glas auf die Arbeitsfläche stellte. »Ich will nicht dafür verantwortlich sein, dass du und Maxim vielleicht nie miteinander auskommen. Ich will nicht der Zankapfel zwischen euch sein.«
Ihre Worte beschämten ihn. »Das will ich auch nicht.«
»Er wird mein Ehemann werden, Hawke.«
»Ich weiß.« Und das tat er wirklich, wie schwer es ihm auch fallen mochte, das zuzugeben. Heilige Göttin, wie hatte er alles nur so sehr vermasseln können? Nie war er der Gefährtin eines seiner Brüder zu nahe getreten. Andererseits hatten diese auch nie andere Empfindungen als Zuneigung oder Fürsorge in ihm ausgelöst. Nur diese hier. Und es war wahrscheinlich kein Zufall, dass sich sein Leben gerade an einem Tiefpunkt befand. »Weder Maxim noch ich sind im Moment ganz wir selber, Smiley. Sobald alles geregelt ist, wird es uns wieder gut gehen. Uns allen. Dafür werde ich sorgen.«
Sie presste die Lippen aufeinander, dann verzogen sie sich langsam zu einem leichten, dankbaren Lächeln, das ihn mit großer Freude erfüllte. »Danke, Hawke.«
Er erwiderte ihr Lächeln ähnlich verhalten, obwohl er am liebsten breit gegrinst hätte. »Bitte schön.«
»Ich gehe jetzt besser wieder nach oben, ehe er anfängt nach mir zu suchen.«
Mit gequälter Miene nickte er zustimmend. Faith verließ die Küche, ohne noch etwas zu sagen.
Langsam folgte Hawke ihr zurück ins Esszimmer und sah ihr nach, wie sie im Flur verschwand, ehe er wieder an den Tisch zu seinen Freunden ging. Das Essen auf seinem Teller war kalt geworden, aber er aß es trotzdem, während er sich schwor, Faith aus dem Weg zu gehen … ihr und Maxim. Er hatte ihr nichts anderes zu bieten als den Zorn ihres zukünftigen Ehemannes. Und das war wirklich nicht als Geschenk zu bezeichnen.
Faith hockte auf der Kante des großen Ledersofas und betrachtete ihre Fingernägel, während Maxim nur ein paar Schritte von ihr entfernt Paenther mit noch mehr Fragen löcherte. Wie erwartet, hatte er noch nicht einmal bemerkt, dass sie ein paar Minuten lang weg gewesen war.
»Warum erlaubt ihr Menschen so nah am Haus des Lichts zu wohnen?«
»Wir besitzen ein fast sechs Hektar großes Grundstück«, erwiderte Paenther gelassen.
»Und zwingt so viele Männer und Frauen in einem einzigen kleinen Haus zu wohnen.« Nach der Feier hatte Maxim den blutbefleckten Smoking ausgezogen und trug nun wieder einen weißen Rollkragenpullover mit Sakko.
Paenther knurrte leise. »Das Haus des Lichts ist nicht klein.«
Himmel, so war es schon während des ganzen Essens gegangen. Die Fragen, die Herablassung. Es schien so, als hielte er sich für etwas Besseres und wollte es die Bewohner des Hauses auch wissen lassen. Aber damit brachte er sie nur gegen sich auf. Alle. Und sie hatte so die Nase voll davon.
Maxim verschränkte die Arme vor der Brust.
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