Krieger des Lichts: Ungezähmter Kuss (German Edition)
Maxim durchaus zu, dass er ihn angriff, wenn er sich in seinen Fuchs verwandelt hatte, obwohl es ihnen streng verboten war, miteinander zu kämpfen, wenn sie ihre tierische Gestalt angenommen hatten. Oh Gott, wenn einer versuchen würde, ihn anzugreifen, wenn er sein Vogel war, wäre er ein toter Gestaltwandler. Aber Maxim hatte immer wieder bewiesen, dass man ihm nicht trauen konnte, und Hawke war auf alles vorbereitet. In der Tasche trug er ein Springmesser und um die Unterschenkel hatte er zwei Jagdmesser geschnallt. Das Kämpfen mochte zwar nicht die Stärke seines Bussards sein, doch in seiner menschlichen Gestalt war er sehr, sehr gut mit seinen Fäusten … und mit den Messern.
Ohne Vorwarnung zuckten plötzlich Blitze durch seinen Schädel. Er zwang sich trotz des unerträglichen Schmerzes ganz ruhig weiterzuatmen, während er die Sekunden zählte … drei, vier … sechs, sieben. Der Schmerz wurde immer schlimmer. Verdammter Vogel. Er wusste nicht recht, wer ihn nun mehr nervte: der Vogel in seinem Kopf oder der Mann, der sich bald in einen Fuchs verwandeln würde.
Endlich tauchte Tighe oben an der anderen Treppe auf und kam schnell herunter.
»Tut mir leid. Delaney wollte uns eigentlich zum Abschied zuwinken, aber sie schlief schon fast im Stehen ein. Ich habe sie wieder ins Bett gesteckt.«
»Um dich dann zu ihr zu legen?«, schnaubte Jag.
Tighe lächelte, doch er hatte nichts Lüsternes an sich. Seine Miene drückte nur tiefe, beständige Liebe zu seiner Frau aus. »Sie kann besser einschlafen, wenn ich sie im Arm halte.« Nach den höllischen Qualen, die Tighe in der Geistfalle durchlitten hatte, und dem nicht minder heftigen Leid Delaneys, weil sie denken musste, sie würde ihn verlieren, war unter ihnen keiner, der dem Paar die zusätzlichen Minuten missgönnte. Außer vielleicht Maxim.
Lyon klatschte in die Hände. »Lasst uns gehen.«
Olivia stand auf und kam die paar Stufen zu Jag herunter, der am Fuß der Treppe auf sie wartete und ihr einen schnellen, innigen Kuss gab. Skye, die neben Faith hockte, warf Paenther einen Luftkuss zu. Er erwiderte ihn mit einem Blick, der weit mehr versprach, wenn er zurückkehrte. Dann griff er nach Maxims Schulter und drehte ihn zur jetzt offenen Tür.
Hawke sah wieder zu Faith und stellte fest, dass ihr Blick an ihm hing. Doch ihm flog kein Lächeln entgegen. In ihrem Blick lag Bedauern. Dann wandte sie den Blick ab und entließ ihn damit. Es war wie ein Dolchstoß mitten ins Herz.
»Hawke.«
Als Lyon ihn anstupste, nickte er und wandte sich mit einem Seufzer ab.
»Olivia hat das Kommando, während wir weg sind«, sagte Lyon zu niemandem im Besonderen. Bis auf Kara würden alle Frauen im Haus des Lichts bleiben. Sie konnten nicht am Ritual teilnehmen und wären auch nicht in der Lage, nah genug heranzukommen, um es zu beobachten, weil es unter einem mystischen Schleier durchgeführt wurde, den man mit dem bloßen Auge nicht durchdringen konnte und der verhinderte, dass auch nur ein Laut nach draußen drang. Davon abgesehen war es erforderlich, dass die Frauen das Haus des Lichts während der Abwesenheit der Krieger bewachten. Delaney mochte zwar schlafen, aber sie war eine Ex- FBI -Agentin. Wenn das Haus angegriffen wurde, würde sie auf jeden Fall in vorderster Reihe kämpfen. Olivia war von Haus aus eine Kriegerin, die Anführerin der therianischen Wache, und sogar Skye hatte gezeigt, dass sie Energien zum Angriff bündeln konnte, wenn es erforderlich war. Wenn es tatsächlich zu einem Angriff kam, konnten sie auch Hilfe anfordern, denn Ariana hatte den Oberbefehl über eine ganze Armee von Ilina-Nebelkämpfern. Das Haus des Lichts war bei den Frauen gut aufgehoben.
Lyon und Kara traten durch die offene Haustür. Hawke folgte ihnen und schloss die Tür hinter sich. Dann ging er zu den anderen, die in der Auffahrt auf ihn warteten. Eine Stunde vor Sonnenaufgang waren sie sicher vor etwaigen Angriffen der nachtaktiven Drader, die immer zu dieser Zeit verschwanden. Schulter an Schulter marschierten die neun und Kara über den Rasen in den Wald. Eine kühle Brise zerzauste Hawkes kurzes Haar. Dies würde erst seine zweite Wiedergeburt sein – seine dritte, wenn er seine eigene mitzählte. Die letzte war die des jungen, jetzt toten Foxx vor vier Jahren gewesen. Wieder würde es ein Fuchs-Gestaltwandler sein, dem er dabei zusah, wie er sich das erste Mal in sein Tier verwandelte.
Sie überquerten ein paar Wohnstraßen und huschten leise an Häusern
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