Krieger des Lichts: Ungezähmter Kuss (German Edition)
vorbei, die im dichten Wald verstreut lagen, bis sie schließlich die Klippen hoch über dem Potomac erreichten. Einer nach dem anderen kletterten die neun Gestaltwandler zu dem großen, flachen Felsen der Göttin herunter. Dabei hielt Lyon Kara an der Hand fest.
Die goldenen Armreife schimmerten im Schein des Halbmondes, als Lyon und Kougar den mystischen Schleier heraufbeschworen, der sie einhüllen würde, sodass kein zufälliger Spaziergänger sie hörte oder sah. Sobald der Zauber sie verbarg, forderte Lyon die Krieger auf, ihren Platz einzunehmen, während er Kara in die Mitte des Steins führte und ihr dort einen kurzen, zärtlichen Kuss auf den Mund gab. Kougar leitete sie, als sie ihre Stimmen zum Gesang erhoben und die Worte aus alten Zeiten wiederholten. Hawke dachte an seine eigene Wiedergeburt.
Was für ein Moment das für ihn gewesen war. Er musste zusehen, wie eine Strahlende, die nicht seine Mutter war, die Strahlung für ihn heraufbeschwor, mit deren Hilfe er sich in das Tier verwandelte, das einst mit seinem Vater verbunden gewesen war. Die Freude und die Ehre, die es bedeutete, einer der Männer zu werden, die er bewunderte, seitdem er alt genug gewesen war, um zu begreifen, dass nicht alle Männer Krieger des Lichts waren, prallte mit der Trauer um seine Eltern zusammen, die gerade erst gestorben waren. Er würde diese Nacht nie vergessen … eine Nacht, die er nie wieder erleben wollte.
Kougar fuhr sich mit der Klinge, die zum Ritual gehörte, über die nackte Brust und legte die Hand auf den blutenden Schnitt, dann schloss er die blutigen Finger zur Faust. Er reichte das Messer an Lyon weiter. Ein Krieger nach dem anderen schnitt sich in die Brust und ballte dann die blutige Hand zur Faust. Als Hawke an der Reihe war, ritzte auch er sich die Haut auf und biss die Zähne ob des brennenden Schmerzes zusammen. Während er flach durch die Nase atmete, legte er die freie Hand über die feuchte Wunde, ehe sie sich wieder schließen konnte. Als er das Messer an Vhyper weiterreichte, war der Schmerz bereits wieder verschwunden.
Als Vhyper fertig war, reichte er die Klinge Maxim. »Du bist dran.«
Maxim begegnete Hawkes Blick mit einem Ausdruck in den Augen, bei dem Hawke sich fragte, ob der neue Krieger des Lichts wohl das Messer nach ihm werfen würde. Doch stattdessen brachte er sich, ohne zu zögern, den von ihm erwarteten Schnitt bei.
Kougar streckte seine Faust dem Himmel entgegen und die anderen folgten seinem Beispiel.
»Kara«, sagte Lyon leise.
Kara zog ihre Jacke aus und warf sie zur Seite, ehe sie die Arme dem Himmel entgegenhob und die Energie der Erde heraufbeschwor. Sie begann so hell wie die Sonne zu leuchten.
Lyon wandte sich an Maxim. »Bleib, wo du bist. Wenn du sie ohne Armreif berührst, bringt die Strahlung dich um.«
Maxim senkte den Kopf, starrte jedoch Kara weiterhin an. Die strahlende Frau faszinierte ihn ganz offensichtlich. Hawke nahm an, dass so ein Anblick wohl jeden faszinieren würde, der nicht damit aufgewachsen war.
Die acht traten vor und schlossen einen engen Kreis um Kara. Als Hawkes Finger sich um ihr schmales Handgelenk schlossen, strömte Kraft in ihn hinein, eine Welle herrlicher Energie. Auch die anderen griffen nach Kara, umfassten ihre Hände, das andere Gelenk oder knieten sich hin, um einen ihrer Knöchel zu berühren. Lyon stand hinter ihr und strich über ihren schlanken Hals, ehe er seine Hand seitlich sanft dagegendrückte.
Kougar ließ Kara als Erster wieder los und drehte sich zu Maxim um. Einer nach dem anderen folgte ihm und Hawke bildete den Schluss. Kougar drückte seine blutige Hand auf Maxims Faust. Lyon legte seine Hand auf Kougars und Paenther seine auf Lyons. Einer nach dem anderen legten sie ihre Hand auf, bis nur noch Hawke übrig war. Als er seine Hand als Letzter auflegte, begegnete er Maxims Blick. Hass, der aus beiden Richtungen kam, schoss zwischen ihnen hin und her. Tief im Innern schrie sein Bussard wütend auf vor Zorn, der jedoch nicht gegen ihn gerichtet war. Der Vogel mochte den neuen Krieger genauso wenig wie der Mann. Ausnahmsweise waren sie mal völlig einer Meinung.
Kougar fing an zu singen und bediente sich jetzt nicht mehr der archaischen Sprache der Vorfahren. »Geister erwachet. Versammelt euch und versorgt das Tier unter diesem Mond mit eurer Kraft. Oh, erhabene Göttin, zeige uns den Krieger!«
Ein Donnergrollen, der Klang eines mächtigen Zaubers, erschütterte den wolkenlosen Himmel. Der Boden unter Hawkes
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