Krieger des Lichts: Ungezähmter Kuss (German Edition)
die Eingangshalle zurück. Die Sehnsucht danach, ihn zu sehen, stieg so plötzlich und stark in ihr auf, dass ihre Augen brannten. In ihrem Kopf spielte sich immer wieder ein Satz ab: Ich gehöre zu Maxim. Ich gehöre zu Maxim.
Aber ihr Herz rief nach Hawke.
8
Vier Tage später stand Hawke mit Lyon und Kougar in der Tür zum Fernsehzimmer und beobachtete – oder eher babysittete – sechs der frisch gezeichneten Krieger des Lichts, die im ganzen Raum verteilt herumlümmelten, die eine oder die andere Mannschaft anfeuerten, auf und ab sprangen, herumbrüllten und sich gegenseitig schubsten. Bis jetzt war noch kein Blut geflossen, aber das Fußballspiel lief auch erst seit zwanzig Minuten. Seit sie vor fünf Tagen nacheinander im Haus des Lichts eingetroffen waren, standen Kämpfe an der Tagesordnung, es gab ständig Streit und die Atmosphäre war testosterongeladen. So wie die letzten fünf Tage gelaufen waren, würde mit Sicherheit bald Blut fließen. Sie hatten bereits alle Fernseher im Raum zerschlagen und zwei der Sofas. Daraufhin hatte Kara zwei von ihnen gezwungen, sie und Wulfe zu Garagenflohmärkten in der Gegend zu begleiten, um Ersatz zu besorgen.
»Es hat keinen Sinn, neue zu kaufen, wenn sie doch innerhalb von ein paar Tagen nur noch Sperrmüll sind«, hatte sie erklärt.
Die Wände sahen ebenfalls katastrophal aus. Sie waren übersät mit faustgroßen Löchern, in die ein Kopf hineingepasst hätte, und manchmal sogar ein ganzer Körper.
»Ich habe ja schon erlebt, dass neue Krieger zu mehreren kamen«, murmelte Lyon, »aber so schlimm war es noch nie.«
»Es könnte an der Geistfalle liegen«, meinte Hawke. »Ich konnte die Tiere hören, ihre Schmerzensschreie. Das muss sie über die Jahrhunderte völlig fertiggemacht haben, und das bekommen auch die Männer, die sie gezeichnet haben, zu spüren.«
»Alle, die neu ins Haus des Lichts kommen, haben mit ihrem Testosteron zu kämpfen«, brummte Kougar mit den Armen vor der Brust verschränkt. »Paenther hätte Lyon um ein Haar das Herz aus der Brust gerissen. Jag wollte gar nicht hier sein. Sowohl Lyon als auch Wulfe wurden wild, wenn einer sie nur schief anguckte.« Er sah Hawke an und seine Augen wurden schmal. »Du hast dich besser als die meisten im Griff gehabt, hattest aber auch zu kämpfen mit diesem wilden Zorn, der nur durch die rasende Trauer gemäßigt wurde.« Er schüttelte nachdenklich den Kopf. »Ich machte mir damals Sorgen, dass du explodieren würdest, ehe es vorüber war, aber du hast dich unter Kontrolle bekommen.«
Hawke nickte. »Damals.« Denn jetzt hatte er sich eindeutig nicht mehr unter Kontrolle.
Kougar rückte näher, bis sich ihre Schultern berührten. »Du wirst es wieder schaffen. Ich habe keinen Zweifel daran, dass du dich auch diesmal durchkämpfen wirst, Hawke. Nicht den geringsten Zweifel.«
»Na, zumindest einer.« Alle hatten versucht, ihm zu helfen, doch ohne Erfolg – die Heilerin Esmeria, der Schamane, Skye mit ihren Zauberkräften und natürlich immer und immer wieder Kara. Das zweite Mal, als Kara ihm nach seinem siebenunddreißigstündigen Ausflug Strahlung gegeben hatte, waren es richtige Schmerzen gewesen, so qualvoll wie der Kontakt mit einer gefährlichen Stromleitung. Er konnte nichts anderes tun, als wie bisher weiterzumachen und sich seine Schwäche nicht anmerken zu lassen. Und wie beim letzten Mal war es ihm danach nicht besser gegangen. Seitdem hatte er es abgelehnt, noch einmal Strahlung zu empfangen.
Kougar richtete sich auf. »Sobald sie endgültig mit ihren Tieren verbunden sind, werden sie sich beruhigen. Genau wie alle anderen. Irgendwann.«
»Es könnte Jahre dauern«, brummte Lyon. »Bei Jag sind Jahrhunderte vergangen.«
Hawke hoffte inständig, dass sie es bald überstanden hätten. Die ständigen Kämpfe und das bescheuerte Verhalten einiger zerrten an seinen Nerven, die bereits stark überstrapaziert waren. Die Neuen zerstörten hemmungslos alles, was ihnen in den Weg kam, und machten sich an jede Frau heran, die sich blicken ließ, wodurch natürlich die Krieger, die schon lange im Haus wohnten, mit in die Kämpfe verwickelt wurden. Zehnmal am Tag musste Hawke sich schwer beherrschen, um nicht in einen Streit zu geraten, aus Angst, dass er sich ungewollt verwandelte. Zwanzigmal am Tag musste er einen Wutanfall unterdrücken. Das Ganze hatte nur ein Gutes … er schien sich immer besser unter Kontrolle zu haben. Toi, toi, toi – er hatte erst zweimal die Beherrschung verloren
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