Krieger des Lichts: Ungezähmter Kuss (German Edition)
Dunkelheit verschluckt, als er in den Wald lief.
Faith drückte eine Hand an die Stirn. Am liebsten wäre sie trotzdem hinter ihm hergelaufen. Auch wenn es keinen Kampf gab, könnte er die Kontrolle über sich verlieren und sich verwandeln. Doch genauso stark war ihr Wunsch, nie wieder nach Einbruch der Dunkelheit nach draußen zu gehen. Vor allem nicht hier, wo es Tausende von Dradern gab. Zehntausende von Dradern.
Im Seitenspiegel sah sie, wie hinter ihr Scheinwerfer auftauchten. Ein Auto hielt direkt hinter dem Wagen von Hawke an, und dann noch ein weiteres dahinter. Menschen? Ihr Herz fing an zu rasen. Oder waren es etwa Maxim und die anderen neuen Krieger?
Das Licht ging aus. Ganz angespannt und voller Sorge starrte sie weiter in den Spiegel und wartete. Aber nichts passierte. Soweit sie das überblicken konnte, öffnete sich keine der Autotüren. Sie drehte sich in ihrem Sitz um und sah nach hinten. Das Auto hinter ihr schien leer zu sein. Wie war das möglich? Doch dann erinnerte sie sich wieder an Melisande. Ilinas würden keine Autotüren öffnen und in den Wald laufen. Sie erschienen einfach an Ort und Stelle.
Während die Minuten vergingen, wurde sie immer unruhiger und nervöser. Wenn Hawke nun gerade dagegen ankämpfte, sich zu verwandeln? Wenn er nun ihre Hilfe brauchte, sie aber zu weit entfernt war?
Endlich sah sie ihn aus dem Wald kommen, zusammen mit Lyon trug er irgendein Tier. Mehr als ein Dutzend Männer und Frauen rannten auf die Autos zu, während Drader in Schwärmen über ihnen kreisten. Die meisten trugen verletzte Tiere und stiegen in die beiden Autos, die hinter ihr standen.
Fox öffnete die Kofferraumklappe von Hawkes Wagen, während Hawke und Lyon ein Tier hinten hineinlegten, das wie ein beinloser brauner Bär aussah. Grizz? Sie schlossen den Kofferraum und rannten dann zur Fahrerseite, wo Fox und Lyon auf die Drader losgingen, die sich in Hawke verbissen hatten. Hawke öffnete die Tür, schlüpfte in den Wagen und schlug sie wieder zu. Zwei Drader stürzten sich auf Faith und sie hob die Arme, um sie abzuwehren. Doch Hawke war schneller und erledigte die Biester, ehe sie ihr etwas anhaben konnten. Dann wandte er sich denen zu, die immer noch an ihm klebten, und tötete sie. Während er noch mit den Dradern beschäftigt war, leuchtete es plötzlich auf beiden Seiten des Wagens auf und sie wirbelte gerade noch rechtzeitig herum, sodass sie sehen konnte, wie Fox sich von einem unnatürlich großen Fuchs wieder in einen Mann verwandelte. Er und Lyon sprangen gleichzeitig auf den gegenüberliegenden Seiten in den Wagen und ihr wurde klar, dass sie sich erst verwandelt hatten, um die Drader abzuschütteln, und dann noch einmal, um ins Auto springen zu können.
Während Hawke den Motor anließ und losfuhr, töteten sie die letzten Drader, die mit ihnen ins Auto geflogen waren.
Sie sah Hawke fragend an. »Wie schlimm ist es?«
»Schlimm, aber bis jetzt ist nur Eigle tot.«
Bis jetzt. Eigle war einer der neuen Krieger gewesen, den sie allerdings nicht zuordnen konnte.
Fox stieß ein leises Knurren aus. »Croc hat Jag in der Mitte durchgebissen. Er hat ihn förmlich zerrissen.«
Sie riss den Mund vor Schreck auf und drehte sich zu dem neuen Fuchs-Wandler um. »Aber er lebt noch?«
»Gerade so eben. Der Blutverlust und die Verletzungen der Organe …« Er verstummte plötzlich, als fände er nicht die richtigen Worte, um es zu beschreiben. »Wenn er überlebt, muss er sich von der Taille abwärts regenerieren.«
»Kara gibt ihm im Auto bereits Strahlung«, fügte Lyon hinzu. »Sie versucht, ihn am Leben zu erhalten, während sie ihn zum besten Heiler in der Gegend schaffen.«
Faith wurde schlecht. Die arme Olivia. Sie und Jag beteten einander an. »Und die anderen?«
»Bis auf Paenther schwebt sonst keiner in Gefahr.« Lyons Miene nahm einen versteinerten Ausdruck an. »Sein Schädel wurde zerschmettert. Mehreren von den anderen fehlen Arme oder Beine, aber ihnen werde neue Gliedmaßen wachsen.«
Hawke drückte ihre Hand. »Sie fahren alle zur therianischen Enklave Georgetown. Deren Heilerin, Esmeria, ist die Beste. Wir werden uns dort mit ihnen treffen, sobald wir Grizz eingesperrt haben.«
Faith drehte sich wieder nach vorne um. Sie war erschüttert, dass die neuen Krieger so viel Schaden angerichtet hatten, aber gleichzeitig unendlich erleichtert, dass es ihnen nicht gelungen war, tatsächlich einen der wahren Krieger umzubringen. Bis jetzt zumindest nicht. Sie schwiegen
Weitere Kostenlose Bücher