Krieger des Lichts: Ungezähmtes Herz (German Edition)
immer größer wurde.
Er presste die Zähne aufeinander, und seine Augen wurden ganz glasig, als er wieder in den Garten blickte … und in die Vergangenheit.
»Der erste Jaguar, der sich verwandelte, wurde von seinem Clan in einem Anfall von Missgunst angegriffen und umgebracht. Drei Wochen später wurde ein anderer auserwählt. In den Clans ging das Gerücht um – welches sich schließlich als wahr herausstellte – , dass nur ein Einziger jeder Art zu gegebener Zeit auserwählt würde, um einen anderen nach dessen Tod zu ersetzen. Und auf einmal waren wir alle in Gefahr. Männer, mit denen ich zusammengelebt hatte, gemeinsam gekämpft hatte, meine Familie , alle wendeten sich gegen mich.«
Von unten ertönte Gelächter, das in einem krassen Gegensatz zur Widerwärtigkeit der damaligen Situation stand.
»Drei meiner Clangefährten, die mir am nächsten standen, halfen mir, mich in Sicherheit zu bringen. Gemeinsam flohen wir zu einer Höhle, die der Clan bei Jagden oft benutzte und wo sie auf mich aufpassen wollten. Sie versprachen, mich zu bewachen, bis die Wut abgeflaut wäre.« Der Muskel an seiner Wange zuckte, ein harter, verbitterter Zug legte sich um seinen Mund. »Es war alles geplant. Eine Falle. Zusammen mit den sieben stärksten Kriegern des Clans erwartete uns mein Vater, der Clanführer, in jener Höhle. Es wäre sein Recht, der Gestaltwandler des Clans zu sein, sagte er. Ein Recht, das ich ihm gestohlen hätte. Und darauf stünde der Tod.«
Während Kougar sprach, legte er die Hände ans Geländer. Ariana beobachtete schweigend, wie sich das Gold unter dem zornigen Druck seiner Finger verformte.
»Ich habe mich verwandelt und mir den Weg aus der Höhle freigekämpft, wobei ich nur knapp mit dem Leben davongekommen bin. Nie zuvor oder danach bin ich vor einem Kampf weggelaufen. Doch obwohl sie mich verraten hatten, brachte ich es nicht fertig, sie zu töten. Sie waren doch meine Brüder, meine Familie. Danach begegnete mir zufällig ein Pferde-Wandler, der Pferde-Wandler, als ich auf blutigen Tatzen durchs Tal rannte. Ich war schwer verletzt, und meine Clanbrüder waren mir auf den Fersen. Das Pferd sagte mir, ich solle mich verwandeln und aufspringen, und ich tat es. Auch er war überfallen worden. Obwohl sich die Puma- und die Pferde-Clans nie hatten ausstehen können, wurden wir an jenem Tag zu Brüdern. Er war der Einzige in meinem Leben, der keinen Grund hatte, mich zu töten. Im Laufe der nächsten paar Wochen kamen die meisten der übrigen Gestaltwandler zusammen. Uns verband eine gemeinsame Stärke und ein gemeinsamer Feind – der Rest unserer Rasse. Fast schon zu spät fanden wir die eine, letzte Strahlende und nahmen sie unter uns auf. Dann flohen wir, um eine Festung zu bauen, in der wir uns verteidigen konnten. Als klar wurde, dass wir durch unsere vereinten Kräfte nicht zu bezwingen waren, hörten die Therianer auf, uns anzugreifen. Über die Jahre hinweg verloren die Nicht-Wandler allmählich ihre einstige Macht, das Ungleichgewicht der Kräfte wurde immer größer.«
Kougar verstummte.
Ariana wollte zu ihm gehen, blieb jedoch, wo sie war, weil seine Vergangenheit wie eine Mauer zwischen ihnen stand.
»Die Einzigen, denen du vertrauen konntest, waren die Krieger des Lichts«, folgerte sie leise.
»Ja.«
Und das waren sie immer noch. Er mochte sie zwar einst geliebt haben, doch voll vertraut hatte er ihr nie, denn sie bezweifelte, dass er überhaupt je einem anderen als seinen Kriegerbrüdern vertrauen könnte. Und sie hatte alles nur noch schlimmer gemacht, als auch sie ihn betrogen hatte, indem sie die Paarbindung zerstört und ihn in dem Glauben gelassen hatte, dass sie tot war.
Heilige Göttin. Wie hatte ich nur annehmen können, dass wir noch eine gemeinsame Zukunft hätten?
Sie schluckte und bemühte sich, das immer unangenehmer werdende Kribbeln in ihren Handflächen zu ignorieren, während sie wünschte, es gäbe eine Möglichkeit, das Leid wiedergutzumachen, das sie ihm angetan hatte. Sie würde die Dinge zwischen ihnen so gerne wieder ins Lot bringen.
Sie wollte die Wahrheit wissen. Jetzt, wo sie sie kannte, merkte sie, wie weit sie tatsächlich voneinander entfernt waren – sehr viel weiter, als sie angenommen hatte. Sie wollte, dass er sich ihr gegenüber öffnete, und er hatte es getan, mit seinen Worten, mit seiner Vergangenheit.
Doch es war sein Herz, das sie wirklich wollte. Ein Herz, das vor all den Jahren durch den Verrat seines Clans schwer verletzt
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