Krieger des Lichts: Ungezähmtes Herz (German Edition)
Nicht dass man von Abstand sprechen konnte, wenn er sein Gesicht zwischen ihren Beinen vergrub. Doch er erinnerte sich nur allzu gut daran, was passierte, wenn sie zusammen kamen, wenn sie gemeinsam den Höhepunkt erreichten. Vielleicht würde es jetzt nicht mehr so sein, da ihr Verhältnis von Zorn und Misstrauen geprägt und die Paarbindung kaum mehr als ein marodes Relikt war. Aber er wollte es auf keinen Fall darauf ankommen lassen. Denn kostete er auch nur einen Hauch dieser Vollkommenheit, würde er es nie schaffen wegzugehen. Dann würde er sich nie wieder von ihr lossagen können.
Er stellte die Dusche an und trat unter den kühlen Strahl, um die Kälte auf seinen Körper wirken zu lassen und so die Erregung zu dämpfen, die einfach nicht nachlassen wollte. Er wollte sein Herz und die unerwünschten Empfindungen einfrieren, die ihn jetzt aus dem Gleichgewicht brachten, nachdem sie so lange unterdrückt worden waren.
Schließlich stellte er die Dusche aus, griff nach einem Badetuch und trocknete sich gründlich ab. Was er jetzt brauchte, war ein Lauf in seiner Pumagestalt. Doch die Sonne war bereits aufgegangen, und er konnte Ariana nicht allein lassen. Falls sie überhaupt noch da war. Ihm war der Gedanke gekommen, dass sie vielleicht geflohen war, weil er sie ohne Fesseln zurückgelassen hatte.
Doch als er durch die Tür trat, fand er sie auf seinem Bett schlafend vor. Ihr Anblick – zusammengerollt auf den Seidenlaken wie ein Diamant in einem Meer aus dunklem Rot – zerrte an dem schmerzenden Fleischklumpen in seiner Brust. Seine Katze jaulte frustriert auf, weil er sich weigerte, erneut seinen Anspruch auf sie zu erheben und sie wieder zur Gefährtin zu nehmen.
Gegen seinen Willen trat er näher, bis er über ihr stand und nahe genug war, um das Heben und Senken ihrer Brust zu beobachten. Und die weiche Locke, die auf ihrer Wange lag.
Große Göttin, sie war so schön .
Aus dem Nichts durchdrang ein Freudenstrahl sein gebeuteltes Herz, und er genoss das Wunder ihres Überlebens. Er verdrängte ihn, bemühte sich, den Zorn zurückzurufen, der ihn gerade noch zu verschlingen gedroht hatte, doch er war verschwunden. Stattdessen hallte ihre Stimme in seinen Gedanken wider und berichtete ihm von neunundsechzig Kriegerinnen, die sie an das Jenseits verloren hatte, während sie versuchte, die wenigen Verbliebenen zu retten. Zum ersten Mal wurde ihm das Maß ihres Verlustes und dessen, was sie durchgemacht hatte, bewusst. So fest entschlossen er auch war, ihr nicht zu verzeihen, dass sie ihn in dem Glauben gelassen hatte, tot zu sein, so musste er gestehen, dass er es auf gewisse Weise doch tat.
Lange Minuten stand er einfach da und war rundherum zufrieden damit, sie beim Schlafen zu beobachten. Doch auch er brauchte dringend Schlaf. In den letzten Tagen hatte er sich nur wenig erholen können, weil er sie unermüdlich verfolgt hatte. Es war der ideale Zeitpunkt, um sich auszuruhen, während Lyon und Paenther auf der Suche nach Hookeye waren.
Er musterte Ariana unschlüssig. Er war hin- und hergerissen zwischen der Möglichkeit, sich in seinen Puma zu wandeln und auf dem Boden zu schlafen oder sich zu ihr ins Bett zu legen. Mit einem resignierten Seufzer ließ er das Handtuch zu Boden fallen und zog sich eine seidene Schlafanzughose an, die ihn möglicherweise davon abhielt, das zu fordern, was er in Wirklichkeit wollte. Dann legte er sich neben sie, wohl darauf bedacht, sie nicht zu berühren.
Doch sie bewegte sich und drehte sich im Schlaf zielsicher zu ihm herum, wie sie es so oft getan hatte und als ob nicht inzwischen tausend Jahre vergangen wären. Noch ehe er Luft holen konnte, schmiegte sie sich an ihn, legte den Kopf auf seine Schulter, den Arm quer über seinen Brustkorb und ein Knie auf seinen Oberschenkel.
Eine halbe Minute lang lag er wie versteinert da, und seine Muskeln zitterten angesichts des Zwiespalts, in dem er sich befand. Sollte er sie von sich wegschieben oder in die Arme schließen? Letzteres gewann.
Er schlang die Arme um sie und zog sie an sein Herz. Er musste die Augen fest zusammenkneifen, um sich gegen die aufkommende Flut von Emotionen zu wappnen, die ihm den Boden unter den Füßen wegzureißen drohte – die überwältigende Freude, dass die Frau, die er mehr als sein eigenes Leben geliebt und in all der Zeit für tot gehalten hatte, noch lebte – , während er ihren warmen Atem an seiner Schulter spürte, ihr Haar ihn am Kinn kitzelte, ihr Herz stark und gleichmäßig
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