Krieger des Universums
war. Er bückte sich, schob seine Arme unter den Körper der Frau und hob sie hoch. Ihr Kopf fiel ohne Halt nach hinten. Cade drehte sich einmal halb herum und sah niemanden, nur ein paar geduckte Schatten zwischen den Hütten. Er lief langsam auf die größte Hütte zu und schrie:
»Die Königin! Sie ist krank! Schnell!«
Er hatte kaum die Hälfte des Raumes zwischen den Feuern und der Hütte zurückgelegt, als aus der Öffnung vor ihm drei Gestalten hervorsprangen. Sie trugen lange Dolche in den Händen; eine Art Leibwache anscheinend. Sie umringten ihn und zielten mit den nadelfeinen Spitzen der Waffen auf ihn.
»Was hast du ihr angetan?« fragte das älteste Mädchen scharf, mit unverhüllter Drohung.
»Nichts!« sagte Cade grob. »Ich fing sie auf, als sie aus ihrem Sessel fiel. Ihr solltet ihr helfen, statt hier Krieg zu spielen. Wo ist ihr Lager?«
Er wollte vorwärts, außerdem wog der bewegungslose und erschlaffte Körper schwer.
»Halt. Ihren Raum betritt kein Mann!«
»Dann bringt sie hinein! Aber schnell!«
Sie steckten die Dolche zurück und nahmen ihm T’amuro ab. Sie schleppten sie ins dunkle Innere der Hütte hinein. Als er einige Schritte in die Richtung auf sein Quartier zurückgelegt hatte, blieb Kilham stehen und schaute über die Schulter zurück. Eine deutlich fühlbare Unruhe war über die Siedlung gekommen, aber er sah niemanden. Alles spielte sich tief im Schatten zwischen den Hütten ab. Cade sah zitterndes Licht in der Hütte der Königin und ahnte, daß er einem weitaus größeren Geheimnis auf der Spur war, als er bis zu diesem Augenblick angenommen hatte.
Voter, Rende, D’amara und er. Und jetzt auch T’amuro.
Eine Handvoll Ausgesetzter, Entflohener, Flüchtiger … Wie ging es weiter?
Er legte sich in seine Hängematte und versuchte einzuschlafen. Doch seine Gedanken waren erregt.
Wer konnte in diesem Land, wo fast alle festen Begriffe fehlten, wo die Geschichte ein wirres Durcheinander war, wo Vernunft und kühle Überlegungen Seltenheitswert besaßen und die Menschen sich dumpf und ergeben unter der Erwartung des nahen Endes duckten, ihm die Wahrheit sagen? Jener mysteriöse Orcido, ein wandernder Weiser?
»Verdammt seien sie alle!« knurrte Cade. Es gab keine Alternative: Er selbst mußte es tun.
*
Gegen Morgen, als die feuchte Luft warm in die Hütte hineinstrich, rüttelte jemand am Kopfende seiner Matte. Obwohl er niemanden hatte kommen hören, war Cade sogleich hellwach.
»Ja?« murmelte er und tastete nach seiner Waffe.
Es war Mokanji. Sie stand neben ihm und starrte in sein Gesicht, nicht mehr als zwei Handbreiten entfernt. Er roch den schwachen Duft, der von ihrem Haar ausging. Es roch nach irgendwelchen Blüten.
»Komm!« sagte sie leise.
»Warum und wohin?«
Er schaukelte in der Matte, holte Schwung und kippte heraus. Er zog seine Stiefel an. Jemand hatte sie in der Nacht geholt und gereinigt.
»Zu T’amuro. Sie ist wach.«
»Sie braucht mich?«
»Nein. Du brauchst sie. Sie will dir etwas berichten.«
»Ich komme.«
Er griff nach der Jacke, warf sie über die Schultern und lief dem Mädchen nach, das sich schnell und geräuschlos über den Dorfplatz bewegte. Sie erreichten die Hütte der Königin, und Cade kletterte hinter Mokanji die gewundene Leiter aus dicken Ästen hinauf. Er betrat, nachdem vor ihm ein Vorhang aus gelben Pflanzenfasern zur Seite gezogen wurde, einen runden Raum, dessen Wände weißgeschlämmt waren.
Ein segmentförmiges Lager stand darinnen. Quadrate aus weißen Fasern bedeckten den Boden. Einige wenige Möbelstücke, meist aus Holz und Stein bestehend, waren über den Raum verteilt. Er hatte etwas von einer Zelle, von einer leergeräumten Vorratskammer.
»Cade? Fremder?« flüsterte T’amuro.
Ihre Stimme war heiser, wie von einer unvorstellbaren Anstrengung gezeichnet. In ihrem Gesicht erschienen harte Linien. Die Öllämpchen flackerten leicht.
»Ich bin hier!« sagte er und versuchte, ruhig zu wirken.
»Ich war bewußtlos. Ich danke dir, die Mädchen … Sie haben mir berichtet. Ich hatte einen Traum, eine Vision – Orcido sprach mit mir. Als ob er hier stehen würde … Nein, es war keine Vision«, flüsterte sie.
Die Amazonen hatten T’amuro und Cade allein gelassen.
»Ich höre!«
»Er war hier. Er sprach von dir. Er sagte, du wärest der wichtigste Mensch auf diesem … diesem … er gebrauchte ein Wort …«
Cade ergänzte:
»Auf diesem Planeten?«
»Das sagte er!«
T’amuro lag ausgestreckt
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