Kriegerin der Nacht
geschah alles gleichzeitig. Galen stieß die alte Frau zu Boden und warf sich über sie. Gleichzeitig sprang Kelly los und landete auf ihnen beiden.
Noch während des Sprungs verwandelte sie sich. Sie spreizte die Glieder, um sich so breit und flach wie möglich zu machen. Ein Pantherteppich, der Galen und Grandma Harman bedeckte.
Die Ziegelsteinmauer explodierte, genau wie zuvor das Fenster, nur noch lauter.
Mit purer Macht gesprengt, dachte Kelly. Der Drache hatte sich erholt... Rasend schnell.
Und dann hagelte es Ziegelsteine. Einer traf Kelly am Bein und sie peitschte voller Zorn mit ihrem Schwanz. Ein anderer traf sie im Rücken und sie nahm einen tiefen Schmerz wahr. Dann erwischte sie einer am Kopf und sie sah weißes Licht. Sie konnte Galen unter sich rufen hören. Es schien ihr Name zu sein.
Dann ... nichts mehr.
***
Etwas Feuchtes berührte ihr Gesicht. Kelly zischte automatisch und schlug verärgert danach.
»Lass mich in Ruhe.«
»Boss, wach auf. Es ist bereits heller Morgen.«
Kelly öffnete mit schweren Lidern die Augen.
Sie träumte. Es musste so sein. Entweder das, oder das Leben nach dem Tod begann mit einem Begrüßungskomitee von Mädchen im Teenageralter. Winnie beugte sich mit einem tropfenden Waschlappen über sie und Nissa spähte kritisch über ihre Schulter. Hinter Nissa war Ilianas ängstliches, herzförmiges kleines Gesicht zu sehen; ihr Haar fiel ihr wie zwei silbrig schimmernde Vorhänge aus Gold über beide Schultern.
Kelly blinzelte. »Ich war mir sicher, dass ich tot bin.«
»Nun ja, es war auch eine knappe Sache«, erwiderte Winnie gut gelaunt. »Ich und Toby und Grandma Harman haben den größten Teil der Nacht an dir gearbeitet. Du wirst dich jetzt wahrscheinlich irgendwie steif fühlen, aber ich schätze, dein Schädel war zu dick, um zu brechen.«
Kelly richtete sich auf und wurde von einem stechenden Schmerz in den Schläfen belohnt. »Was ist passiert? Wo ist Galen?«
»Donnerwetter, Boss, ich wusste nicht, dass du dich darum sorgst, was ...«
»Lass den Mist, Winnie! Wo ist der Typ, der am Leben sein muss, wenn die Gestaltwandler sich dem Zirkel der Morgendämmerung anschließen sollen?«
Winnie wurde wieder nüchtern. Nissa antwortete gelassen: »Es geht ihm gut, Kelly. Wir sind zu Hause bei Iliana. Alles ist in Ordnung. Wir haben euch rausgeholt ...«
Kelly runzelte die Stirn, hinter der sich eine neue Sorge zusammenbraute. »Ach ja? Warum? Ich habe euch doch befohlen, das Mädchen zu nehmen und zu verschwinden.«
Nissa zog ironisch eine Augenbraue hoch. »Ja, hm, aber das Mädchen wollte nicht mitkommen. Es hat uns gezwungen, stehen zu bleiben und umzukehren, um euch zu holen.«
»Um Galen zu holen«, verbesserte Kelly. Sie betrachtete Iliana, die ein rosafarbenes Nachthemd mit Puffärmeln trug und aussah wie ungefähr sieben. Sie bemühte sich um einen geduldigen Tonfall. »Es war gut, an ihn zu denken, aber ihr hättet den Plan befolgen sollen.«
»Wie auch immer, es hat funktioniert«, stellte Nissa fest. »Anscheinend hat der Drache dich unter den Ziegelsteinen begraben und ist dann direkt über dich hinweggestürmt, um an uns heranzukommen.«
»Ja. Ich hatte irgendwie gehofft, er würde nicht merken, dass Galen da war«, sagte Kelly. »Oder nicht merken, wie wichtig er ist.«
»Nun, als er feststellte, dass wir bereits mit der Limousine entkommen waren, haben er und seine Kumpels noch versucht, uns in Autos zu verfolgen«, berichtete Winnie. »Aber Nissa hat sie abgehängt. Und dann hat Iliana ... darauf bestanden, dass wir zurückfahren. Und da warst du. Galen und Toby haben dich ausgegraben. Wir haben ihnen geholfen und dich hierhergebracht.«
»Was ist mit Grandma Harman?«
»Sie hat keinen einzigen Kratzer. Sie ist zäher, als sie aussieht«, antwortete Winnie.
»Sie hat gestern Nacht mit Ilianas Mom geredet«, fügte Nissa hinzu. »Sie hat alles so geregelt, dass wir hierbleiben können. Du bist angeblich eine entfernte Cousine und wir anderen sind deine Freunde. Wir kommen aus Kanada. Wir haben letztes Jahr unseren Abschluss gemacht und machen jetzt mit dem Bus eine Rundreise durch die USA. Gestern Abend sind wir Iliana begegnet und deshalb ist sie so spät nach Hause gekommen. Es ist alles wunderbar in Ordnung.«
»Es ist alles ziemlich lächerlich«, widersprach Kelly. Sie sah Iliana an. »Und es wird Zeit, damit aufzuhören. Hast du immer noch nicht genug gesehen? Du bist jetzt zweimal von einem Ungeheuer angegriffen worden. Willst du
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