Kriegerin der Nacht
draußen auf - kurz bevor das Wohnzimmerfenster zersplitterte.
K APITEL S ECHS
Es war eine Invasion. Noch bevor das Echo des splitternden Glases erstorben war, schwärmten Gestalten in schwarzen Uniformen durch das Fenster.
Dunkle Ninjas, dachte Kelly. Eine Elitetruppe von Vampiren und Gestaltwandlern. Die Experten der Nachtwelt, wenn es um Geheimaktionen und Mord ging.
Kellys Geist, in dem gerade noch der Dampf ihrer erstickten Wut gebrodelt hatte, war plötzlich kristallklar.
»Nissa, pack sie!«, schrie sie. Das war alles, was sie tun musste. Nissa ergriff Iliana. Es spielte keine Rolle, dass Iliana atemlos schrie und zu erschrocken war, um irgendwohin gehen zu wollen. Nissa war ein Vampir und stärker als jeder menschliche Gewichtheber.
Sie hob Iliana einfach hoch und rannte mit ihr zur Hintertür.
Ohne weitere Anweisung heftete sich Winnifred an ihre Fersen und zwischen ihren Handflächen zischelte bereits orangefarbene Energie. Kelly wusste, dass sie Nissa eine gute Deckung geben würde - Winnie war eine durch und durch kämpferische Hexe. Und sie schöpfte die neuen Kräfte vollends aus, die alle Nachtleute entwickelten, während die Jahrtausendwende näher kam. Als einer der Ninjas hinter ihnen hersprang, ließ sie eine Explosion mohnblumenfarbener Energie los, die ihn zur Seite riss.
»Jetzt du!«, rief Kelly Galen zu und versuchte, ihn in den Flur zu stoßen, ohne sich von den Ninjas abzuwenden. Sie hatte sich nicht verwandelt und wollte es auch nicht tun, wenn es sich irgendwie vermeiden ließ. Eine Verwandlung kostete Zeit und machte einen für die wenigen Sekunden, in denen man sich zwischen zwei Gestalten befand, verletzbar. Und in diesem Moment zählte jede Sekunde.
Galen machte einige Schritte den Flur hinunter, dann hielt er inne. »Grandma Harman!«
Ich wusste es, dachte Kelly. Er ist nur Ballast.
Die alte Frau war noch immer im Wohnzimmer und stand breitbeinig da, den Gehstock bereit. Ihr Lehrling, Tobias, stand vor ihr, bewirkte irgendeine Hexenbeschwörung und warf mit Energie um sich. Sie befanden sich mitten im Weg der Ninjas.
Und das war gut so. Kelly war gleich zu Anfang im Geiste alle Möglichkeiten durchgegangen und zu dem einzig vernünftigen Schluss gekommen.
»Wir müssen sie hierlassen!«
Galen drehte sich zu ihr um. Sein Gesicht war von vielfarbiger Energie erhellt, die um sie herumfloss.
»Was?«
»Sie ist zu langsam! Wir müssen dich und Iliana beschützen. Bewegung!«
Schock meißelte sich in seine Züge. »Du machst Witze. Warte einfach hier - ich werde sie holen.«
»Nein! Galen ...«
Er rannte bereits zurück.
Kelly fluchte.
»Lauft weiter!«, brüllte sie Nissa und Winnie zu, die am Eingang zur Küche waren, wo sich die Hintertür befand. »Nehmt die Limousine, wenn ihr es so weit schafft. Wartet nicht auf uns!«
Dann drehte sie sich um und stürzte sich ins Wohnzimmer.
Galen versuchte, Grandma Harman vor der schlimmsten Energie zu beschirmen, die gerade losgelassen wurde. Kelly knirschte mit den Zähnen. Diese Gruppe von Ninjas war nur die erste Welle. Sie waren hier, um die Schutzzauber zu zerstören und einen Zugang zu schaffen für das, was noch folgen würde.
Und das konnte ein Drache sein.
Die Ninjas hatten ihren Job aber noch nicht vollendet. Die meisten der Schutzzauber hielten stand und derjenige, den sie durchbrochen hatten, befand sich an einem kleinen Fenster - durch das sich die dunklen Gestalten nur eine nach der anderen hindurchzwängen konnten. Das Haus erzitterte, als jemand von draußen es mit Macht attackierte und versuchte, einen größeren Zugang freizusprengen.
Ganz schwach hörte Kelly, wie draußen ein Motor hochgejagt wurde. Sie hoffte, dass es der der Limousine war.
Galen zog an Grandma Harman. Tobias kämpfte Mann gegen Mann mit einem Ninja.
Kelly schlug einige der dunklen Gestalten aus ihrem Weg. Sie versuchte nicht, sie zu töten, sondern sie nur kampfunfähig zu machen. Sie hatte Galen fast erreicht.
Und dann hörte sie das Dröhnen.
Einzig ihre Pantherohren konnten es auffangen. Genau wie beim ersten Mal, als sie es gehört hatte, war es so tief, dass es sanft und zugleich erschreckend laut wirkte. Es ließ sie bis ins Mark erzittern.
Blitzartig wusste sie, was kam.
Und ihr blieb keine Zeit mehr, darüber nachzudenken, was sie tun sollte.
Galen schien es ebenfalls gespürt zu haben. Kelly bemerkte, dass er zum Dach direkt über der Tür schaute. Dann wandte er sich Grandma Harman zu und rief etwas.
Danach
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