Kriegerin der Nacht
eigene Frage gleich im Anschluss. »Eigentlich nirgendwo. Es könnte jede der angesprochenen Möglichkeiten gewesen sein - oder keine. Vielleicht müssen wir einfach abwarten, was der Zirkel herausfindet.«
Kelly sah sich mit ernster Miene am Tisch um. »Und das ist gefährlich «, stellte sie fest. »Angenommen, es war die Nachtwelt, die diesen Wagen geschickt hat, dann führen sie etwas im Schilde, das wir nicht verstehen. Sie könnten uns jeden Moment angreifen, aus jeder Richtung, ohne dass wir es vorhersehen. Ihr müsst alle extrem vorsichtig sein. Wenn etwas Verdächtiges geschieht, selbst die kleinste Kleinigkeit, will ich es wissen.«
»Es beschäftigt mich immer noch, dass sie nicht einmal versucht haben, hier hereinzukommen«, sagte Galen. »Ganz gleich, wie stark die Schutzzauber sind, sie hätten es zumindest versuchen müssen.«
Kelly nickte. Sie hatte diesbezüglich auch ein mulmiges Gefühl in der Magengrube. »Vielleicht stellen sie uns anderswo irgendeine Art von Falle, und möglicherweise sind sie so zuversichtlich, dass wir in diese Falle tappen werden, dass sie es sich leisten können abzuwarten.«
»Oder vielleicht wissen sie, dass ich nicht die Wilde Macht bin«, zirpte Iliana honigsüß. »Und sie sind damit beschäftigt, die echte Wilde Macht zu entführen, während ihr hier eure Zeit verschwendet.« Sie putzte sich die Nase.
Kelly knirschte mit den Zähnen und verspürte einen Schmerz im Kiefer, der ihr langsam vertraut wurde. »Oder es könnte sein, dass wir den Drachen einfach nicht richtig verstanden haben«, sagte sie, möglicherweise mit mehr Nachdruck als notwendig.
Sie und Iliana starrten sich in die Augen.
»Hört mal, Leute«, meldete Winnie sich nervös zu Wort. »Ähm, vielleicht wird es Zeit, das hier aufzumachen.« Sie berührte die Schachtel, die der Zirkel der Morgendämmerung geschickt hatte.
Ilianas Blick wanderte mit unwillkürlichem Interesse zu der Schachtel. Kelly konnte erkennen, warum. Die Schachtel hatte etwas von dem mysteriösen Reiz eines Weihnachtsgeschenks.
»Nur zu«, sagte sie zu Winnie.
Es dauerte eine Weile. Wnnie hantierte mit einem Beutel voller Kräuter und einigen Talismanen hexenmäßig herum, während alle aufmerksam zuschauten und Iliana sich schnüffelnd die Nase betupfte.
Schließlich hob Winnie sehr vorsichtig den Deckel der Schachtel ab.
Alle beugten sich vor.
In der Schachtel stapelten sich Dutzende und Aberdutzende von Pergamenten. Keine ganzen Schriftrollen, sondern nur Fragmente davon, ein jedes in seiner eigenen Plastikschutzhülle. Kelly erkannte die Schrift - es war die alte Sprache der Gestaltwandler. Sie hatte sie als Kind gelernt, weil der Zirkel der Morgendämmerung wollte, dass sie mit ihrem Erbe in Kontakt blieb. Aber es war lange her, seit sie diese Sprache das letzte Mal hatte übersetzen müssen.
Iliana nieste und sagte beinahe widerstrebend: »Coole Bilder.«
Es waren tatsächlich coole Bilder dabei. Die meisten der Fragmente wiesen drei oder vier winzige Illustrationen auf, und einige bestanden ausschließlich aus Bildern ohne Schriftzüge. Die Tinte war rot, purpur und dunkel marineblau, mit Details in Goldblatt.
Kelly breitete einige der Plastikhüllen auf dem Tisch aus.
»Okay, Leute. Es geht darum, irgendetwas zu finden, das uns zeigt, wie man gegen den Drachen kämpfen kann. Oder zumindest etwas, das uns verrät, wie er möglicherweise angreifen wird. Denn in Wahrheit wissen wir ja nicht einmal, wozu er überhaupt in der Lage ist. Wir wissen nur von der schwarzen Energie, die er bei mir benutzt hat.«
»Ähm, ich kann das aber nicht lesen«, bemerkte Iliana mit übertriebener Höflichkeit.
»Dann sieh dir einfach die Bilder an«, sagte Kelly freundlich. »Versuche, eins zu finden, auf dem ein Drache gegen eine Person kämpft - oder besser noch, wo ein Drache von einer Person getötet wird.«
»Woher weiß ich, welche Figur der Drache ist?« Es war eine erstaunlich gute Frage. Kelly blinzelte und sah Galen an.
»Nun, das weiß ich tatsächlich auch nicht«, gab Galen zu. »Ich weiß nicht, ob überhaupt irgendjemand weiß, wie man einen Drachen von einer anderen Person der Nachtwelt unterscheidet.«
»Der Drache in der Shopping Mall - Azhdeha - hatte undurchsichtige schwarze Augen«, sagte Kelly. »Das konnte man erkennen, wenn man in sie hineinschaute. Aber ich nehme nicht an, dass sich das auch auf einem solchen Pergament zeigt. Warum halten wir nicht einfach Ausschau nach irgendetwas, das von dunkler
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