Kriegerseelen
Tür aufgerissen und Juno juchzte. »Tristan.«
Überwältigt von ihrem Anblick und der Freude in ihren Augen, musste er sich räuspern. Bevor er etwas sagen konnte, bestürmte sie ihn schon mit Fragen. »Was machst du hier? Weiß Alexej, dass du bei mir bist?« Sie sah ihn strahlend an.
Er schüttelte den Kopf. Erschrocken sah sie ihn an und winkte ihn dann in die Ecke des Flurs. »Dann kannst du nicht in meine Wohnung hineinkommen. Sie wird videoüberwacht. Weshalb bist du dann hier? Es ist zu gefährlich. Wenn Alexej uns zusammen erwischt, wird er außer sich sein.«
So etwas hatte er schon geahnt. Deshalb gab er ihr in Kurzform die wichtigsten Informationen und bat sie um Hilfe. »Natürlich helfe ich dir. Wir müssen uns irgendwo treffen, wo wir die Kameras austricksen können. Es ist schon viel zu gefährlich, dass du hier bist.« Der Krieger nickte.
»Sag mir, wo und wann. Ich werde da sein.«
Sie dachte kurz nach. Gleich darauf erhellte sich ihr Gesicht und sie strahlte ihn an. »Kennst du den Garten, den er für mich anlegen ließ?«
Als Tristan nickte, fuhr sie fort. »Alexej fliegt heute Nachmittag nach Moskau. Er hat dort eine mehrstündige Sitzung. Mir hat er gesagt, dass er erst spät zurückkommt.« Junos Augen blitzten vorwitzig. »Wir treffen uns am Springbrunnen beim Eingang. Dort gibt es eine Kamera, die du sicher unschädlich machen kannst.« Sie grinste ihn an. Zu gerne hätte sie ihn berührt. Doch sie wusste, dass es gefährlich sein konnte für sie.
»Ich denke, das lässt sich machen. Berührungen von mir sind immer noch tödlich«, er verzog das Gesicht. »Auch für Überwachungskameras.« Sie sah ihn lange an und er hätte zu gerne gewusst, was sie dachte. Dann gab sie sich einen Ruck. »Abgemacht, wir treffen uns dort, nachdem Alexej abgeflogen ist.« Als sie sich umdrehte und in die Wohnung zurückging, stand er noch eine ganze Weile da und starrte auf die geschlossene Tür.
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13. Kapitel
Tagebuch von Jake Baxter.
12. Januar 2026
Seit einem halben Jahr ist meine geliebte Tochter Cara spurlos verschwunden. Ellen, meine Frau kann den Verlust nicht verkraften, genauso wenig wie ich. Sie war deswegen bei einem Psychiater, der ihr Medikamente verschrieben hat.
Seit sie regelmäßig ihre Tabletten nimmt, schläft sie viel und nimmt kaum mehr am Leben teil. Alle Nachforschung war vergeblich bis jetzt, doch ich habe nicht vor, ihr Verschwinden zu akzeptieren. Im Labor gehen seltsame Dinge vor sich. Anscheinend gibt es einen sehr reichen Sponsor. Genaues weiß ich nicht, nur, dass er höchstwahrscheinlich ein russischer Milliardär ist. Mein Boss gab mir den Auftrag, die neue von mir entwickelte Technik in einen Mikrochip einzubauen. Ein Großauftrag. Tausend solcher sogenannten Time Out Chips waren bestellt und sollten nach Russland geliefert werden. Hätte ich doch niemals die Entwicklung dafür vorangetrieben. Ich frage mich, was jemand mit dieser Technik vorhat?
Cara sah Thorn an und ihre Blicke trafen sich. Tatsächlich gab es in den Unterlagen etwas über den tödlichen Chip. Auch wenn es nur die persönlichen Tagebuchaufzeichnungen von Caras Vater waren. Wenn sie Glück hatten, verriet er auch etwas darüber, wie man die Dinger entschärfen konnte. Denn es hatte immerhin den Anschein, als würde ihn seine Erfindung stark beschäftigen. Thorn sah, wie nahe ihr das alles ging. Er legte seinen Arm um ihre Schulter und zog sie an sich. Sofort schmiegte sie sich an seine Brust und murmelte leise in sein T-Shirt hinein. Er konnte nur einzelne Wortfetzen verstehen, aber das spielte keine Rolle, auch ohne Worte wusste er, was sie fühlte. Seit einer ganzen Weile schon saßen sie auf der Bank vor dem Naturteich. Kindheitserinnerungen waren in Cara hochgekommen und sie hatte ihm alles gezeigt, was ihr früher wichtig war. Hier war sie glücklich gewesen, bis zu dem Tag, als sie entführt wurde. Thorn hatte ihren Vater nie kennengelernt, doch nach den Erzählungen seiner Tochter musste er ein großartiger Mann gewesen sein. »Cara mia, lass uns weiterlesen. Wir wissen jetzt immerhin, dass dein Vater den Chip entwickelt hat. Vielleicht schreibt er auch etwas darüber, wie man ihn deaktivieren kann.« Thorn strich ihr über das rote Haar und atmete tief ihren Duft ein. Sein Herz war zum Bersten voll mit Liebe zu ihr und es schmerzte ihn, dass sie so traurig war. Doch auch er trauerte. Um seinen Bruder Rock. Er fehlte ihm so sehr. Er war immer der Fels in der Brandung gewesen.
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