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Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Titel: Kriegsklingen (First Law - Band 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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wobei eines seiner Augen durch sein schimmerndes Augenglas grotesk vergrößert wurde. »Eine sehr faszinierende Entdeckung«, murmelte er, während er sich wieder mit seinen Instrumenten der Leiche zuwandte, das glitzernde Fleisch anhob, hineinstach, es drehte und genauestens betrachtete.
    Glokta sah sich im Labor um, und sein Mund verzog sich vor Abscheu. Entlang der vier Wände standen zahllose Gläser in den verschiedensten Größen, gefüllt mit darin herumschwebenden, eingelegten Fleischstücken. Einige der schwimmenden Brocken erkannte Glokta als menschliche Körperteile, andere nicht. Selbst er fühlte sich inmitten dieser makabren Sammlung ein wenig unbehaglich.
Wie Kandelau sie wohl alle bekommen hat? Enden seine Besucher möglicherweise in Einzelteile zerlegt in einem Dutzend verschiedener Gläser? Vielleicht wäre ich ein besonders interessantes Exemplar?
    »Faszinierend.« Der Adeptus löste den Riemen, mit dem er das Augenglas befestigt hatte, schob es sich auf den Kopf und rieb den rosafarbenen Ring, den es rund um sein Auge hinterlassen hatte. »Was können Sie mir darüber sagen?«
    Glokta runzelte die Stirn. »Ich kam hierher, weil ich hoffte, dass
Sie mir
etwas darüber sagen könnten.«
    »Natürlich, natürlich.« Kandelau spitzte die Lippen. »Nun, was das Geschlecht unseres unglücklichen Freundes betrifft, äh …« Er verstummte.
    »Nun?«
    »Haha, nun, äh, die Organe, die eine schnelle Bestimmung ermöglicht hätten, die …« Er deutete auf das Fleisch auf dem Tisch, das von den hellen Lampen grell beleuchtet wurde. »… die fehlen.«
    »Und das ist die Zusammenfassung Ihrer Untersuchung?«
    »Nun, es gibt noch andere Erkennungsmöglichkeiten: Der Ringfinger eines Mannes ist typischerweise länger als sein Zeigefinger. Bei einer Frau ist das nicht unbedingt so, aber, haha, leider hat unser Überbleibsel hier nicht mehr alle Finger, die nötig wären, umso etwas festzustellen. Was das Geschlecht betrifft, so haben wir ohne Finger keinen Fingerzeig!« Er kicherte nervös über seinen eigenen Witz. Glokta nicht.
    »Jung oder alt?«
    »Tja, nun, auch das ist sehr schwer festzustellen, fürchte ich. Die, äh«, der Adeptus stupste die Leiche mit seiner Zange an, »Zähne hier sind in gutem Zustand, und, haha, die Haut, die noch verblieben ist, würde auch eher auf einen jüngeren Menschen hindeuten, aber das ist schon alles, haha …«
    »Also, was können Sie mir dann wirklich über das Opfer sagen?«
    »Tja, also … nichts.« Er lächelte Glokta entschuldigend an. »Aber ich habe einige interessante Entdeckungen gemacht, was die Todesursache betrifft!«
    »Tatsächlich?«
    »Aber ja, sehen Sie sich das hier an!«
Ich würde gern drauf verzichten, wenn es geht.
Glokta humpelte vorsichtig zum Werktisch hinüber und sah auf die Stelle hinunter, auf die der alte Mann deutete.
    »Sehen Sie hier? Die Form dieser Wunde?« Der Adeptus stach in ein Stück Knorpel.
    »Nein, sehe ich nicht«, sagte Glokta.
Für mich sieht das ganze wie eine riesige Wunde aus.
    Der Alte lehnte sich zu ihm hinüber, die Augen weit aufgerissen. »Ein Mensch«, sagte er.
    »Wir wissen doch schon, dass es ein Mensch ist! Das hier ist ein Fuß!«
    »Nein, nein! Diese Zahnabdrücke hier … das sind Bissspuren von einem Menschen!«
    Glokta runzelte die Stirn. »Bissspuren … von einem Menschen?«
    »Unbedingt!« Kandelaus strahlendes Lächeln stand im großen Gegensatz zu der Umgebung.
Und zum Gegenstand der Untersuchung, würde ich sagen.
»Dieses Individuum wurde von einem anderen Menschen tot gebissen, und, haha, höchstwahrscheinlich auch«, und er deutete triumphierend auf den Kadaver auf dem Tisch, »teilweise gegessen!«
    Glokta starrte den Alten einen Augenblick an.
Gegessen? Gegessen? Wieso muss jede Antwort gleich zehn weitere Fragen aufwerfen?
»Und das soll ich dem Erzlektor erzählen?«
    Der Adeptus lachte nervös. »Nun, haha, das sind nun mal die Tatsachen, so wie ich sie sehe …«
    »Ein Mensch, unidentifiziert, vielleicht ein Mann, vielleicht eine Frau, entweder jung oder alt, wurde im Park von einem unbekannten Täter angefallen, nur knappe zweihundert Schritte vom Palast des Königs entfernt zu Tode gebissen und teilweise … gegessen?«
    »Äh …« Kandelau warf einen besorgten Seitenblick zur Tür. Glokta wandte sich ebenfalls um und zuckte zusammen. Es war jemand eingetreten, den er nicht hatte kommen hören. Eine Frau, die mit verschränkten Armen in den Schatten stand, bis zu denen das helle

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