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Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Titel: Kriegsklingen (First Law - Band 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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aber er zwang sich zu einer schnelleren Gangart.
    »Hoch mit den Knien!«, brüllte Major West gut gelaunt.
    Jezal stolperte durch die Einfahrt an dem grinsenden Wachmann vorbei, der an der Tür saß, und hinaus auf die breite Prachtstraße, die dahinter lag. Er lief an den efeubewachsenen Mauern der Universität entlang und verfluchte Varuz und West zwischen seinen keuchenden Atemzügen; dann trabte er am beinahe fensterlosen, gewaltigen Haus der Befragungen vorbei, dessen schweres Tor fest geschlossen war. Er begegnete einigen farblosen Schreiberlingen, die hier oder dort entlangwuselten, aber im Agriont war es um diese nachmittägliche Stunde ruhig, und er sah niemanden von Bedeutung, bevor er den Park erreichte.
    Drei junge Damen der Gesellschaft saßen im Schatten der breit ausufernden Weide am See, bewacht von einer ältlichen Anstandsdame. Jezal beschleunigte sofort seinen Schritt und setzte statt der gequälten Miene schnell ein nonchalantes Lächeln auf.
    »Meine Damen«, grüßte er, als er vorbeieilte. Er hörte, wie sie miteinander kicherten, und beglückwünschte sich still, aber sobald sie ihn nicht mehr sehen konnten, fiel er in den alten Trab zurück.
    »Verdammt sei dieser Varuz«, brummte er zu sich selbst. Als er auf den Weg der Könige einbog, war aus seinem Lauf allenfalls noch ein mäßig schneller Schritt geworden, aber sogleich musste er das Tempo wieder steigern. Kronprinz Ladisla stand keine zwanzig Schritt von ihm entfernt, umgeben von seinem zahlreichen, bunt gekleideten Gefolge.
    »Hauptmann Luthar!«, rief Seine Hoheit, während das Sonnenlicht sich auf seinen protzigen goldenen Knöpfen brach, »laufen Sie, was Sie können! Ich habe beim Turnier tausend Mark auf Sie gesetzt!«
    Jezal wusste aus verlässlicher Quelle, dass der Prinz vielmehr zweitausend Mark auf Bremer dan Gorst gewettet hatte, aber er verbeugte sich dennoch so tief, wie es ihm im Weiterlaufen möglich war. Die Dandys der Entourage des Prinzen spendeten Beifall und riefen seiner sich allmählich entfernenden Rückseite halbherzige Ermunterungen nach. »Vollidioten«, zischte Jezal leise, der nur zu gern einer von ihnen gewesen wäre.
    Er lief an den riesigen steinernen Standbildern der Hochkönige der letzten vierhundert Jahre vorbei, denen auf der anderen Seite ein wenig kleinere Statuen ihrer treuen Gefolgsleute gegenüberstanden. Bevor er zum Marschallsplatz einbog, nickte er dem großen Magus Bayaz zu, aber der Zauberer starrte so grimmig und missbilligend wie immer zurück, wobei die weiße Spur Taubendreck, die seine steinerne Wange zierte, die Ehrfurcht gebietende Wirkung seines Blicks nur wenig minderte.
    Da der Offene Rat gegenwärtig tagte, war der Platz beinahe verlassen, und Jezal trottete hinüber zum Tor der Heereshallen. Ein grobschlächtiger Feldwebel nickte ihm zu, als er an ihm vorbeiging, und Jezal fragte sich, ob er wohl zu seiner eigenen Kompanie gehörte – die einfachen Soldaten sahen irgendwie alle gleich aus. Er übersah den Mann und lief zwischen den hohen weißen Gebäuden weiter.
    »Na wunderbar«, murmelte er dann. Jalenhorm und Kaspa saßen an der Tür zum Kettenturm, rauchten Pfeife und lachten. Diese Drecksäcke mussten gewusst haben, dass er hier entlangkommen würde.
    »Für Ruhm und Ehre!«, bellte Kaspa und rasselte mit seinem Degen in der Scheide, als Jezal vorbeilief. »Lassen Sie den Lord Marschall nicht warten!«, rief er ihm nach, und Jezal hörte, wie Jalenhorm vor Lachen brüllte.
    »Verdammte Idioten«, keuchte er, während er die Tür mit der Schulter aufdrückte. Sein Atem ging in schweren Stößen, als er die steile Wendeltreppe in Angriff nahm. Der Turm war einer der höchsten des ganzen Agrionts und zählte insgesamt zweihunderteinundneunzig Stufen. »Verdammte Treppen!«, fluchte er. Als er die hundertste Stufe erreicht hatte, brannten seine Beine, und seine Brust hob und senkte sich heftig. Als er die zweihundertste erreichte, war er ein Wrack. Er ging die restliche Strecke; jeder Schritt war reine Folter, und schließlich taumelte er aus einer kleinen Luke hinaus aufs Dach und lehnte sich gegen die Brüstung, in die plötzliche Helligkeit blinzelnd.
    Richtung Süden breitete sich die Stadt unter ihm aus, ein endloser Teppich weißer Häuser erstreckte sich entlang der glitzernden Bucht. Auf der anderen Seite, wo sich der Agriont erstreckte, bot sich ihm ein sogar noch beeindruckenderer Blick. Ein großes Durcheinander erhabener Gebäude türmte sich dort auf,

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