Kriegssinfonie Band 1: Soldat (Die Kriegssinfonie) (German Edition)
erfrischend wie eh und je.
Danach versuchte er, sich auf seine Schilde zu konzentrieren. Es galt, die perfekte Form zu finden. Kugeln, Kuppeln, Rechtecke, Zylinder, sogar freie Formen. Aber er schweifte immer wieder ab. Stattdessen kreisten seine Gedanken um seinen schwachen, nutzlosen Körper.
Es sollte eine Möglichkeit geben, ihn zu heilen. Niemand hat gesagt, dass er nur destruktive Magie anwenden kann.
Er studierte, starrte auf die Blätter, die mit seiner winzigen, krakeligen Schrift bepinselt waren, und allmählich formte sich des Rätsels Lösung in seinen Gehirnwindungen.
Wenn Emotionen die Grundlage dafür sind, Energie zu gewinnen, dann …
Ja, das musste es sein. Er hatte versucht, seinen Körper zu stärken, als er damals zwei Schritte vor dem Bett zusammengebrochen war. Weil er körperlich so erschöpft gewesen war, hatte er sich darum bemüht, seinem Körper magisch zu Kräften zu verhelfen. Aber es hatte nie geklappt. Egal, ob er gebrochene Knochen richten oder Nasenbluten hatte stoppen wollen.
Was, wenn ich bei der falschen Emotion gesucht habe?
Liebe stand außer Frage. Er glaubte nicht, dass er dieser Emotion irgendetwas abverlangen konnte. Liebe war hohl. Hohl und zu nichts nutze. Aber Leidenschaft …
Lange starrte er den Klingelzug an. Sehr lange. Dann zog er daran und wartete. Zweifel plagten ihn, die er ärgerlich beiseiteschob, ihn aber immer wieder aufs Neue befielen, wie lästige Schmeißfliegen, angezogen von einem Haufen Dung.
Myranda klopfte höflich an der Türe, bevor sie wieder eintrat. Sie schenkte ihm ein verwirrtes Lächeln und fragte: „War das Essen nicht gut?“
„Doch, doch. Tritt näher. Setz dich, bitte sei so gut.“ Er wies auf das untere Ende seines Bettes. Ihre Verwirrung vergrößerte sich, doch sie tat, wie ihr geheißen. Während sie ihn aufmerksam beobachtete, knetete sie ihre zierlichen Hände im Schoß.
Paeon hätte ihr am liebsten befohlen, damit aufzuhören, doch er sagte nichts und dachte über die beste Wortwahl nach. Natürlich hätte er sie einfach nehmen, ihr seinen Willen aufzwingen können. Doch danach sehnte er sich nicht. Es ging nicht nur um die Befriedigung des Körpers, sondern auch des Geistes. Er brauchte Nähe und Leidenschaft. Sie musste ihn wollen.
Genau da liegt der Haken. Wie kann sie Ja zu mir sagen? Es wäre gescheiter, wenn ich mir nehmen würde, was ich brauche und keine Gedanken an ihr Seelenheil verschwende. Vielleicht genügt die Erfahrung, um die Fähigkeit des Heilens zu erlangen.
Myranda fixierte ihn mit ihren bernsteinfarbenen Augen. Sie war nervös.
Aber sie hat keine Angst. Zweifel, warum plagen mich diese Zweifel! Ich bin nicht der Typ, der zweifelt!
„Prior Magus ...“, begann die junge Frau.
„Ich will dich um etwas bitten“, platzte er schließlich heraus. Er seufzte. „Wie du weißt, ist mein Körper schwach und krank. Ich kann nicht mehr lange mit ihm arbeiten. Früher oder später wird er überlastet sein.“
Ihre Wangen überzog eine leichte Röte. War das Traurigkeit, die sich in ihren Augen spiegelte? „Wollt Ihr mir sagen, dass Ihr … Aber Ihr seid so mächtig! Warum könnt Ihr nichts dagegen unternehmen?!“, stieß sie mit erstickter Stimme hervor.
War es so einfach?
„Ich kann etwas tun – doch dafür brauche ich dich“, meinte er matt.
„Mich?“ Die Verwirrung kehrte zurück auf ihr hübsches Gesicht. Die steile Falte passte nicht auf ihre hohe Stirn.
„Dich. Ich weiß, ich mag viel von dir verlangen und ich kann verstehen, wenn du Nein sagst, doch ich …“
Wann habe ich das letzte Mal so viel Mut gebraucht, um meine Wünsche zu äußern?
„…ich brauche dich.“
„Das sagtet Ihr bereits.“
Er stand auf. So abrupt, dass sie zurückschreckte. Er näherte sich ihr bis auf einen Schritt und streckte die Hand nach ihrer Wange aus. Auf halbem Weg blieb diese in der Luft hängen. „Dich, deinen Körper, deine Leidenschaft. Sie soll die meine entfachen, die so lange entschlummert ist und die Quelle für meine Heilkraft sein.“
Er hielt den Atem an und wünschte sich, die Zeit würde es ihm gleichtun. Fasziniert beobachtete er, wie Myrandas Wangen noch glühender wurden. Sie wich seinem Blick aus.
„Ich will offen sein. Ich kann dir nichts im Gegenzug anbieten, keine Liebe, keine Hingabe oder sonst etwas.“
Er überlegte, sollte er ihr Geld geben? Doch nein, soviel verstand er von Frauen. Wahrscheinlich hätte sie es als persönliche Beleidigung empfunden, wenn er sie
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