Kriegssinfonie Band 1: Soldat (Die Kriegssinfonie) (German Edition)
schweißnass im Gesicht. Sie lächelte zurück und erschauderte dann, als sie die gesammelte Energie spürte, die er durch ihre Körper fließen ließ.
Shade beendete sein übliches Konditionstraining, das er meistens am Strand absolvierte, und schlenderte nun entspannt durch das ruhige Zeltlager. Er freute sich auf ein erfrischendes Bad. Obwohl er nur leicht bekleidet war, fror er so spät am Abend nicht. Der Sommer hatte noch nicht seinen Höhepunkt erreicht. Trotzdem war es mittlerweile heiß genug, dass um die Mittagszeit herum kein anständiges Training absolviert werden konnte. Er hätte genug zu üben. Das Strandlager war eine wahre Fundgrube mit verschiedenen Kampfstilen und -techniken. Shade, der von seinen eigenen Kampffähigkeiten auch nach der Rekrutenschule des Samirs nicht überzeugt gewesen war, hatte die Gelegenheit gerne beim Schopf gepackt und begonnen, von jedem zu lernen: Angefangen bei den Grundlagen in der Kaserne des Samirs und später im Strandlager bei unzähligen Lehrmeistern. Es war sein eigener Anspruch nach Perfektion, der ihn dazu trieb. Viele Krieger waren auf der Durchreise und hatten einen Halt in der kleinen Zeltstadt eingelegt, um in alten Erinnerungen an bessere Zeiten zu schwelgen, wie sie selbst sagten. Die meisten waren angesehene Offiziere in der Armee des Samirs und nur die wenigsten waren Söldner geblieben. Dieser Umstand gefiel vor allem Maerkyn, den nur die Aussicht auf seine Beförderung zu größeren Anstrengungen anzuspornen schien.
Obwohl das ehemalige Ringmitglied ein fähiger Mann war, was den Umgang mit Stahl und Holz betraf, musste er zugeben, dass auch er im Strandlager etwas lernen konnte. Das lag daran, dass der Samir seine Suche nach fähigen Soldaten nicht auf sein eigenes – doch großes – Reich beschränkte, sondern den ganzen Süden nach ihnen durchkämmte. Simbron, die Frau, die sie an jenem Morgen in der Kaserne abgeholt hatte, war noch die am wenigsten exotischste Erscheinung des Lagers. Männer, schwarz wie die Nacht, hünenhaft vom Körperbau und bärenstark, zeigten den beiden Exilanten, wie mit den schweren Säbeln und Äxten umzugehen war. Obwohl Maerkyn sich als stark einschätzte, war er nicht lange imstande, solche Waffen zu halten. Shade, der schmaler gebaut war als der ehemalige König von Ionaen, hatte zur Verwunderung aller keine Mühe, die schweren Tötungswerkzeuge zu schwingen.
Das Geheimnis seiner Kraft war nur seinem Freund bekannt. Doch obwohl Maerkyn sich gerne beklagte und etwas zu stänkern hatte, hielt er dicht. Aus dessen Sicht war er schliesslich immer noch der bessere Reiter, dieser Triumph war ihm vergönnt. Bei den Frauen im Lager, von denen es zum Glück einige gab, schien er ebenfalls besser anzukommen. Ob dieser Umstand Shade etwas ausmachte, wusste er nicht.
Das ehemalige Ringmitglied hatte sich nie nach Maerkyns nächtlichen Spaziergängen erkundigt und sich ebenso wenig um die Belebung seines eigenen Liebeslebens gekümmert. Maerkyn vermutete, dass eine Frau Schuld an diesem Verhalten trug, hatte bis zu diesem Zeitpunkt jedoch dieses delikate Thema nicht angeschnitten.
Frauen aus den Steppen, zu denen auch Simbron gehörte, hatten die Kunst des Bogenschießens gemeistert. Ob zu Pferd oder zu Fuß, sie trafen immer – auch bewegliche Ziele. Krieger und Kriegerinnen von den küstennahen Inseln waren Meister in der sogenannten waffenlosen Kampfkunst. Von ihnen ließen sich die beiden Neulinge zeigen, wie sie Fäuste, Handkanten, Fingerspitzen, Fußsohlen und -ballen in tödliche Waffen verwandeln konnte
Doch nicht nur Krieger aus dem Süden standen im Dienste des Samirs. Ab und an verirrte sich auch ein Nordstämmiger ins Strandlager. Die meisten bekleideten hohe Ämter und unterstützten die Sache des Samirs mit Leib und Leben. Der ehrgeizige Herrscher vereinte immer mehr Südreiche unter seiner Führung. Für viele war es nur eine Frage der Zeit, bis er Korin in die Schranken weisen würde. Diese Tatsache nährte Maerkyns Hoffnung und zeigte ihm, dass er recht damit gehabt hatte, auf den Einfluss des Samirs zu setzen. Während Shade nicht viel Interesse an den Männern und ihren Geschichten, sondern bloß an deren Kampfgeschick zeigte, unterhielt sich sein Freund, sooft sich ihm die Gelegenheit bot, mit den außergewöhnlichen Besuchern.
Shade machte rasch Fortschritte und wurde bald zu den Duellen eingeladen, die jeden zweiten Abend im Zentrum des Lagers stattfanden. Ziel dieser Duelle war es, wie alles an
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