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Kriegssinfonie Band 1: Soldat (Die Kriegssinfonie) (German Edition)

Kriegssinfonie Band 1: Soldat (Die Kriegssinfonie) (German Edition)

Titel: Kriegssinfonie Band 1: Soldat (Die Kriegssinfonie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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geschleppt. Mit der richtigen Dosis an Rauschmitteln waren auch diese willig geworden. Er hatte damals seine Ehre behalten. Doch ihn überkam die schreckliche Gewissheit, dass er sich schließlich ein Mädchen genommen hätte, wenn sie ihn nicht plötzlich gerufen hätten, weil eines nach dem anderen zusammengebrochen war. Der Grund dafür war das Gemisch des Aphrodisiakums und des Rauschmittels gewesen, das gewisse Männer den apathischen Mädchen verabreicht hatten, um ihnen Willen und Leidenschaft einzuflößen. Was niemand gewusst hatte, war, dass die beiden Stoffe, Raubpilz und Weißknollensaft, sich in ihrer Wirkung gegenseitig hochschaukelten, bis der Organismus schließlich zusammenbrach. In jener Nacht hatte es fünf Tote gegeben. Dreizehn weitere, die bleibende geistige Schäden davongetragen hatten.
    Eliane … Wie habe ich das vergessen können?
    „Du wolltest ihr nicht helfen. Ich musste dir diese Erinnerung wiedergeben!“, ertönte Khazans Stimme entschuldigend.
    Ich mache dir keinen Vorwurf, Khazan. Trotzdem, wie habe ich …
    „Das ist egal. Mach dir später darüber Gedanken. Wichtig ist, dass du weißt, was das bedeutet und was du tun musst!“
    Shade erreichte das Zelt und schlüpfte hinein. Erleichtert stellte er fest, dass Maerkyn noch nicht zurück war. Er legte die Frau auf sein dürftiges Feldbett. Aus einem Impuls heraus streifte er sich das durchschwitzte Hemd vom Körper und schleuderte es in eine dunkle Ecke. Dann rief er die um ihn lauernden Schatten zu sich und erschuf eine undurchdringliche Wand, die den Eingang des Zeltes versperrte. Er wollte nicht gestört werden.
    Mit hämmerndem Herzen kniete er sich neben die Frau. Ihre Augen waren geöffnet und blickten leer die Zeltdecke an. Er fühlte nach dem Puls an ihrem Hals, dann presste er sein Ohr gegen das Brustbein, um dem Herzschlag zu lauschen. Das Herz schlug unregelmäßig und schwach. Shade begann, an seinen Lippen herumzukauen. Was hatte er damals unternommen? Offenbar nicht das Richtige. Schließlich waren viele der Mädchen gestorben oder mit Schäden zurückgeblieben.
    Er konzentrierte sich und durchforschte sein Gedächtnis nach hilfreichen Erinnerungen. Zu jedem Gift gab es ein Gegengift. Welche Mittel musste er in diesem Fall benutzen und vertrugen sie sich in Kombination?
    Shade stieß ein frustriertes Schnauben aus. Warum fiel es ihm so schwer, sich zu konzentrieren? Die Energie, die durch seinen Körper rauschte, hätte ausgereicht, um noch einen Dauerlauf am Strand zu machen.
    Khazan?
    „Ich kann dir nicht helfen! Aber lass mich raus, dann kannst du dich vielleicht besser konzentrieren.“
    Shade tat ausnahmsweise, wie ihn sein Sohn geheißen und das Tamarin, das auch nach all der vergangenen Zeit noch gleich aussah, purzelte auf die Erde.
    „Danke.“
    Shade nickte nur.
    Er rief sich die Bilder der Siegesfeier in den Kopf. Er musste sehr jung gewesen sein. Bei Thion, er war immer noch jung.
    „Mir bleibt nichts anderes übrig, als das Gleiche wie beim letzten Mal zu versuchen!“, stieß er verzweifelt hervor. Er schloss die Augen und dachte an das Zelt der Heiler. Mittlerweile war seine Fähigkeit so ausgereift, dass er Schatten in der näheren Umgebung ohne Sichtkontakt befehligen konnte. Das Heilerzelt befand sich ungefähr zwanzig Schritte von seinem entfernt. Ob jemand die Schatten sehen würde, konnte er freilich nicht sagen, doch das Risiko musste er in Kauf nehmen.
    Er suchte nach einer geeigneten Vene am leblosen Arm der Frau. Als die Schatten den Tiegel und das Fläschchen unter der Zeltwand hindurchschoben, hatte er den Arm bereits abgebunden und die Ader ausgesucht. Der Tiegel enthielt eine Paste und das Fläschchen eine wässrig rote Flüssigkeit. Mit einer aus Schatten hergestellten Spritze zog er ein Drittel der Lösung auf und fügte es dem Blutkreislauf der Frau zu. Shade hatte die Lippen zu einem dünnen Strich zusammengepresst.
    Ich will nicht versagen. Es muss klappen!
    Er löste den Lederriemen, den er um den Oberarm seiner Patientin gebunden hatte, und zählte stumm bis zehn. Dann öffnete er den Tiegel und entnahm eine Fingerspitze der Paste. Während er diese auf das Wangeninnere seiner Patientin strich, durchströmte ihn ein seltsames Gefühl. Es war seine Berufung, Arzt zu sein. Darauf hatte er mehrere Jahre seines Lebens hingearbeitet und trotzdem überraschte ihn diese Erkenntnis immer wieder. Als ihm diese Erinnerungen gefehlt hatten, war er nur ein Schatten seiner selbst

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