Kriegssinfonie Band 1: Soldat (Die Kriegssinfonie) (German Edition)
werden. Wenn es die Götter und die Justiz nicht tun, dann werde ich es tun.“
„Er wird dich fertigmachen!“
Alles hat seinen Preis.
„Nun, es besteht die Chance, dass er deine Einladung auf ein Duell ablehnt“, fuhr Maerkyn fort.
„Dieser Meinung bin ich nicht. Er ist nicht der Typ dazu.“
Vielleicht muss ich kreativer sein.
Shade schonte sich am Nachmittag nicht, obwohl er annehmen musste, dass der Kampf am Abend ihm einiges an Kraft abverlangen würde. Ein Teil von ihm hoffte, dass er noch etwas lernen konnte, das hilfreich sein würde, um im Ring zu bestehen. Der andere Teil wollte sich einfach ablenken, bis es endlich so weit sein würde. Natürlich hätte er den Mann mit seinen Schattenfähigkeiten mühelos besiegen können. Doch darauf legte er es nicht an. Er wollte kämpfen. Er musste kämpfen, um das Gleichgewicht wiederherzustellen.
Als die nachmittäglichen Lektionen vorbei waren und sich die Söldner zurückzogen, um sich frisch zu machen, begegnete Shade zufälligerweise Lionel, seinem noch ahnungsloser Gegner.
Ab diesem Augenblick verabschiedete sich Shades Appetit. Er hatte nie mit Lionel gekämpft, doch er hatte ihm zugesehen. Er war zweifellos einer der Besten des Samirs. Shade war gut – aber gut würde nicht reichen.
Maerkyn nötigte ihn dazu, ein wenig Reis hinunterzuwürgen. Er empfahl ihm auch einen Schluck Schnaps, den Shade gewissenhaft ablehnte.
„Du siehst aus, als ob du ihn brauchen könntest“, beharrte der blonde Mann. Shade lehnte erneut ab und so warf Maerkyn die Flasche auf sein Bett. „Nun gut. Ich habe mir eine Strategie für dich zurechtgelegt.“
Shade sah überrascht auf.
„Strategie?“, wollte er verwirrt wissen.
„Genau. Oder hast du vor, das Ganze abzublasen?“
„Nein, natürlich nicht!“, wehrte sich Shade.
„Dann brauchst du eine Strategie, damit du überlebst.“
„Ich ...“, begann das ehemalige Ringmitglied.
„Nein, Shade, hör mir zu. Ich bin an einem Hof aufgewachsen. Ich habe an Turnieren und Duellen teilgenommen, also weiß ich, wie sie ablaufen. Jeder Kämpfer hat einen Plan. Daran kannst du dich festhalten, falls du den Kopf zu verlieren drohst.“
„Also hör mal, ich werde nicht den Kopf verlieren!“, verteidigte sich Shade. Es war eine Sache, wenn er sich Sorgen machte, doch dass Maerkyn seine Aussichten so miserabel einschätzte, grämte ihn.
„Dieser Mann hat …“
„… versucht, eine Frau zu misshandeln. Ich weiß – übrigens nicht das erste Mal. Dies ist lediglich das erste Mal, dass er sich in der Dosis verschätzt hat.“
„Was?!“
„Nun ...“
„Maerkyn! Sag mir, was du weißt!“ Shades Stimme war gefährlich leise geworden. Etwas in seinem Ausdruck hatte sich verändert.
„Ich habe mit einem Stalljungen geredet. Er hat mir gesagt, dass ihn des Öfteren jemand bezahlt habe, damit er sich von den Stallungen fernhalte. Er wollte keine Namen nennen, doch das war nicht nötig. Die Frage ist bloß, warum die Frauen nie etwas gesagt haben. Immerhin sind sie ...“ Maerkyn sprach nicht weiter, weil Shade abrupt aufgestanden war. „Wo gehst du hin?“
„Zu den Latrinen. Ich werde mich dort übergeben.“
Shades Körper bebte. Krämpfe schüttelten ihn und Schweiß rann ihm den Hals und den Rücken hinab. Nachdem sein Magen vollkommen entleert war, ließ er sich außerhalb des gemauerten Hauses zu Boden sinken. Er wusste, was er zu tun hatte, um das Gleichgewicht wiederherzustellen.
Khazan. Ich will, dass du heute Nacht im Zelt bleibst.
„Nein. Ich muss bei dir bleiben. Das ist wichtig!“
Keine Widerrede, Sohn.
„Aber ...“
Khazan. Ich werde diesen Mann töten, ihn hinrichten!
Daraufhin reagierte das Tamarin nicht gleich.
„Du weißt, dass sie dich deswegen verurteilen können?“
Natürlich bin ich mir dessen bewusst.
Shade war gereizt. Er fühlte sich beschissen.
„Dann warum …?“
Ich kann es dir nicht erklären. Ich muss einfach. Er hat zu viel Schaden angerichtet. Er wütet und schändet und niemand unternimmt etwas. Das kann so nicht weitergehen. Khazan, ich will nicht, dass du das miterlebst. Du bist noch jung und es gibt für dich Besseres zu tun, als deinem Vater beim Töten zuzuschauen!
Khazan zögerte.
„Du scheinst dir mit deiner Entscheidung nicht sicher zu sein“, meinte er dann.
Ich bin mir sicher, aber sie macht mir Angst. Es ist das eine, einen Menschen im Kampf zu töten. Es ist etwas anderes, eine Hinrichtung zu planen.
„Papa?“
Hm?
„Mama möchte mit
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