Kriegssinfonie Band 1: Soldat (Die Kriegssinfonie) (German Edition)
mit Queens gemeinsam, es machte ihm ja keine Angst.
In der Grotte hatte der kalte Schweiß auf seiner Stirn Zeit, um zu trocknen, und seine zitternden Gliedmaßen konnten sich beruhigen. Die Reaktion kam ihm selbst übertrieben vor. Deswegen war er auch sehr darauf bedacht, dass keiner seiner Gefährten davon etwas mitbekam.
Sein eigener Raum beinhaltete übrigens ebenfalls nichts Besonderes. Einem Besucher wäre aber aufgefallen, dass es an jenem Ort bedeutend kälter war als in jedem anderen Teil ihrer Unterkunft.
Shade übte mit allen möglichen Waffen, die ihm in den Sinn kamen, und besann sich auf die zahlreichen Übungslektionen, die er in der Zitadelle genossen hatte. Hauptsächlich Schwertdrille, denn die konnte er gut alleine üben. Was ihm fehlte, war ein Übungspartner, doch auch deswegen wollte er noch niemanden ansprechen; erst musste er besser werden.
Es war später Nachmittag, als Tau in seinem Raum erschien und ihn in die Küche bat. Ihre bloßen Arme waren mit Gänsehaut überzogen und ihre großen Augen machten den Eindruck, als ob sie sich an diesem Ort überhaupt nicht wohlfühle. Sie wirkte so verletzlich. Shade konnte sich diese Frau einfach nicht im Zusammenhang mit einer Bluttat vorstellen.
Er folgte ihr in die Küche und merkte sofort, dass etwas Wichtiges anstand. Alle zehn Bewohner des Tempels waren anwesend. Neben ihnen stand ein Unbekannter in Uniform. Shade wusste, bevor Mythos es ihm sagte, dass dies Gainsboro sein musste.
„Shade, das ist Lord Gainsboro. Mylord, dies ist unser neues Mitglied Shade.“
Die beiden Männer begrüßten sich mit einem Nicken. Der Lord schien nur wenig älter als Shade selbst zu sein. Er hatte braunes Kraushaar, einen quadratischen Schädel und stechende, blaue Augen, die nun den jungen Arzt musterten.
„Ich heiße dich im Namen der Armee willkommen“, verkündete er in feierlichem Tonfall, nachdem er sich seine Meinung über Shade gebildet hatte. „Ich hoffe, du hattest genügend Zeit, dich einzuleben, denn ihr brecht noch heute auf.“
„Wohin?“, wollte Shade wissen, ohne dass ihm in den Sinn kam, dass es ihm vielleicht nicht zustand, Fragen zu stellen. Tatsächlich schlich sich ein verwirrter Ausdruck auf Gainsboros Gesicht. Mythos eilte ihm schnell zu Hilfe. „Das erfahren wir später. Unsere erste Instruktion lautet, Karma per Schiff zu verlassen. Wir gehen, sobald es dunkel wird.“
Shade nickte erneut. Dann war es also so weit, sie hatten einen ersten Auftrag. Um was es dabei wohl ging? War es etwas Friedliches oder würden sie töten müssen? Gainsboros Stimme holte ihn aus seinen Gedanken.
„Hier sind eure Reisescheine. Ihr seid eine Kaufmannsgesellschaft. Wenn jemand zu viele Fragen stellt.“ Und ohne zu zögern, fügte er an: „Nun, ihr wisst ja, was ihr dann zu tun habt.“
Alle nickten, Shade mit Verspätung.
„Gut, dann verteil dies, Ivy.“
Die Frau mit den straff nach hinten gebundenen, kastanienbraunen Haaren nahm die Scheine entgegen und tat, wie ihr geheißen. Shade fiel auf, dass niemand sprach oder sich regte. Alle nahmen wortlos ihre Papiere entgegen, lasen kurz ihren neuen Namen und richteten ihre Aufmerksamkeit dann wieder auf den Gesandten des Militärs. Sie verhielten sich ihm wie einem ranghohen Offizier gegenüber. Er jedoch ging mit ihnen um wie mit Gleichgestellten. Shade nahm seinen Reiseschein entgegen und las seinen Namen: Günther Liebmann . Er gab sich Mühe, keine Miene zu verziehen.
Das soll wohl ein schlechter Witz sein!
„Das wäre vorerst alles. Wir sehen uns später nochmals.“ Der Lord warf einen beunruhigend besorgten Blick in die Runde, der auf Shade eine Weile länger liegenblieb, und verließ dann mit einem Gruß die Küche.
Shades Blick fiel auf Queen, die diesen sofort zu spüren schien. Ihre goldenen Augen fixierten ihn. „Magdalena Liebmann.“
„Was?“ Shade runzelte die Stirn.
„Mein Name: Magdalena Liebmann. Ich muss wohl deine Schwester sein, denn ich werde auf keinen Fall deine Frau spielen. Du heißt doch auch Liebmann mit Nachnamen, oder?“
„Ja, aber woher ...?“
Da kam Flex und legte ihm einen Arm um die Schulter. „Dann sind wir wohl Brüder. Ist ein Familiengeschäft, wie es aussieht. Haben wir noch mehr Liebmanns hier?“ Doch niemand sonst teilte dieses Vergnügen mit ihnen.
„Also, dann sehen wir uns hier in kurzer Zeit wieder. Ich rufe euch, wenn es so weit ist“, verkündete Mythos.
Die Versammlung löste sich auf, nur Shade blieb zurück. Er
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