Kriegssinfonie Band 1: Soldat (Die Kriegssinfonie) (German Edition)
Hochkönig sprach und der General hörte ihm nunmehr aufmerksam zu. „Das sind gute Nachrichten, die Ihr mir da bringt, General, zweifellos.“
Algier runzelte leicht die Stirn. Das klang schwer nach einem Aber .
„Aber ich wundere mich, was dieses Wesen über unserem Land suchte. War es Zufall oder Absicht?“
„Wir arbeiten an der Klärung dieser Frage. Es erweist sich als schwierig, da wir nur über beschränkte Mittel verfügen, um den Himmel zu beobachten. Unsere Forscher sind jedoch dabei, die Rätsel, die diese Kreatur in sich trägt, zu lösen.“
Der Hochkönig wandte sich um und schenkte dem General einen ungeduldigen Blick. „Das wird seine Zeit dauern, nehme ich an?“
„Das wird sich kaum vermeiden lassen, Hoheit.“
Der Hochkönig seufzte. „Na gut. Daran lässt sich nichts ändern. Ich erwarte natürlich, dass Ihr mich umgehend darüber in Kenntnis setzt, falls Ihr etwas Neues erfahrt. Es wäre schön, wenn ich den Königen im Frühling von unserer, wie Ihr es nennt, Wunderwaffe erzählen könnte“, meinte er dann hoffnungsvoll.
General Voltan verließ das Zimmer grübelnd. Er würde Grimm noch eine Nachricht zukommen lassen, um sicherzustellen, dass die Arbeiten in Delfan rasch voranschritten. Der Wink mit dem Zaunpfahl war ihm natürlich nicht entgangen: Er hatte dafür zu sorgen, dass bis zur Frühjahrssitzung Resultate vorlagen.
Algier war noch gut in Form für sein fortgeschrittenes Alter. Er würde auch auf dem Feld noch bestehen. Doch das Nichteinhalten der Frist, die Thanatos ihm gesetzt hatte, könnte für diesen ein Grund darstellen, ihn frühzeitig in Pension zu schicken. Eine schöne Villa, oben im Luxusviertel, dort, wo, wenn der Himmel klar war, die Sonne beim Untergehen jedes Wohnzimmer golden erstrahlen ließ, eine Frau und Zeit. Zeit, die er für eigene Pläne nutzen konnte, bis er schließlich sterben würde. Algier wäre ein Narr, wenn er diese Option nicht mindestens einmal in Erwägung gezogen hätte. Aber schlussendlich reizte ihn der Glanz des Ruhestandes nicht genug.
Er mochte sein Leben, so wie es war. Vielleicht war er zu sehr die alte Schule gewöhnt, als dass er Gefallen an Paradeuniformen, Bällen und dem Verschwenden von Geld gefunden hätte.
Was Frauen anging, nun, wer sagte denn, dass er die nur bekam, wenn er verheiratet war?
Er stieg eine breite Wendeltreppe hinab. Draußen war es dunkel geworden, sodass im Palastinneren die Lichter angegangen waren. Fackeln hatte man hier noch nie gebraucht. Stattdessen hingen in regelmäßigen Abständen Lichtkugeln von der Decke. Hier im Gang waren es einzelne, die durch Ketten mit dem Gewölbe verbunden waren. Im Thronsaal sowie im großen Debattiersaal lenkten je ein riesiger, verschlungener Leuchter mit zig Lichtkugeln, manche doppelt so groß wie ein ausgewachsener Männerkopf, manche klein wie ein Fingernagel, die Aufmerksamkeit der Eintretenden auf sich. Die außergewöhnliche Beleuchtung war ein weiteres Überbleibsel der geheimnisvollen Erbauer des Palastes.
General Voltan blieb abrupt stehen. Er hob eine Hand zu seiner Nasenspitze und fuhr sich gedankenverloren darüber. Was wäre, wenn die fremden Erbauer dieses Palastes vom gleichen Ursprung waren wie diejenigen, die diese Wesen ritten? Karma war schon vor etlichen Generationen verlassen worden. Aber ihre Kultur war der jetzigen sicherlich weit überlegen gewesen. Wenn sie nun zurückgekehrt waren?
Algier ging weiter. Abwegig war der Gedanke nicht. Doch er musste vorsichtig sein mit solchen Spekulationen. Vielleicht ließ sich etwas darüber in den Archiven finden. Später. Zuerst musste er etwas gegen seine schlechte Laune unternehmen.
Diese hatte ihren Tagestiefpunkt erreicht, als er über die Schwelle eines gewissen Etablissements trat. Er war durchnässt bis auf die Haut.
„Sauwetter!“, murmelte er, als er durch die Empfangshalle der Villa schritt. Der Mondsteinpavillon war das beste Bordell der Stadt und außerdem das Einzige, das im alten Teil Karmas lag.
Die ältere Dame, die hinter der Theke saß, sah von ihrer Arbeit auf. Ein Lächeln bildete sich auf ihren schmalen, bemalten Lippen, als sie ihn erkannte. „Guten Tag, General Voltan. Kann ich Euch behilflich sein?“
„Natürlich, gute Frau. Deswegen bin ich hier.“
Algier trat zur Theke und stützte sich mit beiden Ellbogen darauf. Im Innern des Bordells war es angenehm warm – so gefiel es ihm gleich viel besser. Auch sein Gemüt beruhigte sich wieder. Es hellte sich immer weiter
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