Kriegssinfonie Band 1: Soldat (Die Kriegssinfonie) (German Edition)
wahr?“
Der General nickte langsam. Ja, das war mehr nach seinem Geschmack. „Kann das jeder mit genügend Übung oder ist das angeboren?“, erkundigte er sich.
„Es gibt Menschen, die eine gewisse Affinität dafür haben, das kann ich nicht leugnen, doch unsere Forschung ist noch zu keinen eindeutigen Schlüssen gekommen.“
Erneutes Nicken. „Hast du schon einen Namen für dieses neue Feld der Wissenschaft?“
Paeon strahlte ihn an. „Magie.“
4. Nicht nach Plan
Inzwischen war es Abend geworden. Nur noch Krümel zierten die Platten, auf welchen das Essen serviert worden war. Abwesend kaute Shade auf einem Stiel Petersilie, der, mehr zu Verzierungszwecken denn als Speise, dagelegen hatte. Seit Stunden lauschten er und die anderen schon Grimms Worten. Sie hatten an einen weitaus angenehmeren Ort als das Kadaverzelt zur Unterredung gewechselt – in das Zelt des Lieutenant Generals. Dieser saß in einem breiten Sessel, während sich die Tempelbewohner mit einfachen Schemeln begnügen mussten.
Der Lieutenant General machte einen selbstzufriedenen Eindruck, was Shades Empfindung gegenüber dem Mann noch verstärkte: abgrundtiefer Hass. Doch das neue Mitglied des Ringes der Gehorsamen war vorsichtiger geworden. Er half niemandem, wenn er seine Aggressionen gegenüber Grimm offen zur Schau stellte. Er wusste ja nicht einmal, warum er so fühlte! Eigentlich konnte er Grimm nichts vorwerfen. Also war er darum bemüht, ein neutrales Gesicht bei der Schilderung des Lieutenant Generals zu behalten. Er ließ auch nicht zu, dass seine Gedanken abschweiften. Nur seine Finger zuckten ab und zu.
Der Lieutenant hatte ihnen erzählt, dass an der Südgrenze des Reiches einige Königreiche aufbegehrten. Sie seien nicht als wirklich bedrohlich einzustufen, denn es fehle ihnen an den nötigen Ressourcen, um einen Krieg zu führen. Ihr Eifer, den sie bei dieser Sache an den Tag legten, sei jedoch gefährlich. Karma wolle nicht, dass umliegende Gebiete von diesem plötzlichen Freiheitsdrang erfasst würden. Also müsse dem Ganzen rasch Einhalt geboten werden. Laut eines Spitzels ist eine Verschwörung im Gange. Ein weiterer König plane, überzulaufen. Mit der Unterstützung König Maerkyns sei der Sieg der Aufständischen nicht mehr auszuschließen, da dieser über ein außerordentlich gut organisiertes Heer verfügte. Im Moment sei noch nichts offiziell, deswegen müssten der König und seine Gefolgsleute still eliminiert werden. Wenn sich der Ring geschickt anstellte, dann hätte diese Tat eine einschüchternde Wirkung auf die anderen Revolutionäre, sodass sie sich zweimal überlegten, ob sie es mit dem Reich aufnehmen wollten.
„Ihr müsst vor allem schnell und präzise handeln. Ich denke, dass ich auf eure Erfahrung bauen kann. Ihr werdet mir das nicht vermasseln.“
Der Lieutenant betrachtete sie über den Rand seines Weinbechers hinweg genau. Alle außer Shade nickten.
Ich habe noch keine Erfahrung bei der Vernichtung eines ganzen Hofstaats. Es wäre eine verdammte Lüge, wenn ich jetzt mitnicken würde.
Shade starrte den Lieutenant General auffordernd an, doch dieser ignorierte seinen Blick. Er stellte seinen Weinbecher ab, faltete die Hände im Schoß und fuhr fort: „Weil es schneller geht, werden wir euch die Reise über betäuben. In eurem Essen war eine Droge, die in Kürze anfangen sollte zu wirken. Mythos, du bekommst eine Mappe mit dem Lageplan des Schlosses sowie eine Karte des umliegenden Gebietes. Ihr werdet in der Scheune eines Bauernhofes aufwachen. Der Bauer wurde bezahlt, damit er schweigt. Wenn ihr nur den geringsten Verdacht hegt, dass dem nicht so ist, tötet ihn. Wir wollen nicht noch zusätzliche Probleme und … ah, ich sehe, das Schlangenblatt fängt an zu wirken. Wie ich euch beneide. Einfach so schlafen zu können.“
Shades Körper wurde auf einmal bleischwer. Er konnte keinen Muskel mehr bewegen. Die Welt schrumpfte. Nichts blieb übrig außer Schwärze …
Qualen. Pure Agonie.
Hände, die nach ihm griffen.
Hände, die blitzende Messer hielten.
Schlangen, die sich in seinen Gliedern festgebissen hatten und ihr Gift in seinen Körper pumpten.
Gesichter, von denen er wusste, dass er sie kennen musste, sie aber doch keinem Namen zuordnen konnte.
Endlose Schlachtfelder, die mit gebrochenen Körpern bedeckt waren. Nur er stand da, ein Schwert in der Hand und mit der Gewissheit, dass er dieses Werk vollbracht hatte.
Vermummte Gestalten, die nach ihm grapschten, ihn in einen dunklen
Weitere Kostenlose Bücher