Kriegssinfonie Band 1: Soldat (Die Kriegssinfonie) (German Edition)
Morddrohungen aus seinem Haus gescheucht hatte. Algier war bis zu diesem Zeitpunkt nicht klar, womit er ihn so aufgebracht hatte, hatte aber entschieden, dass es in seinem Leben wichtigere Rätsel zu lösen gab.
Sie erreichten den Eingang der Nebenhöhlen. Diese mussten im Gegensatz zu der Haupthöhle, die durch Lichtschächte am Tag hell genug war, künstlich beleuchtet werden. Gegenüber einer rußenden Fackel, die in einer Halterung an der Wand steckte, stand erneut ein Wachsoldat. Als die beiden Männer näher kamen, nahm er sofort Haltung an.
Sie passierten ihn und augenblicklich schlug ihnen ein widerwärtiger Gestank entgegen. Paeon schien daran gewöhnt zu sein. Ganz anders reagierte der General: Die Mischung aus Schwefel, Eisen, Kuhmist und Essig drehte ihm fast den Magen um.
„Hier haben wir einen Vorführraum. Die wichtigen Dinge passieren weiter hinten. Aber ich fürchte, dass deine vornehme Nase den wohlriechenden Duft exquisiter Wissenschaft nicht aushält.“ Paeon stieß eine behelfsmäßige Tür zu einem grob behauenen Raum auf. Dieser enthielt keine Lichtvorkehrung und als der junge Mann sie wieder schloss, war es kurz stockfinster und Algier sah überhaupt nichts mehr. Instinktiv tastete er nach seinem Schwert. „Licht wäre keine schlechte Idee“, knurrte er ungeduldig.
„Bin dabei.“
Algier stutzte. Die Stimme des jungen Mannes hatte sich verändert. Sie war leidenschaftlicher geworden.
„Es werde Licht!“ Ein Zischen ertönte und plötzlich flammte ein Feuer auf.
Der General trat überrascht einen Schritt zurück, da die Flammen nur einen Schritt von seinen Beinen entfernt emporzüngelten.
„Was soll das?“
„Das ist meine erste Demonstration!“ Paeons Stimme klang triumphierend.
„Ein Feuer entfachen? Ich bin überwältigt!“ Algier schnaubte.
„Narr. Sieh doch, es braucht kein Holz, nichts!“ Der Wissenschaftler hatte sich hingekniet. Die Flammen spiegelten sich in seinen Augen und gaben ihm das Aussehen eines Dämons.
„Ach ja?“ Der General gab sich unbeeindruckt.
„Oh, ich sehe schon, der Herr will etwas Spektakuläreres.“ Paeon erhob sich wieder und ging zu einem Tisch, auf dem zahlreiche Flaschen und Dosen standen. Er zog einige zu sich und gab etwas von deren Inhalt in eine kleine Schüssel.
„Jetzt einmal im Ernst, Paeon.“ Der General trat neben ihn. „Ich habe gedacht, was du tust, sei übernatürlich. Aber ein paar Pülverchen und Tinkturen? Jeder Quacksalber kann das auch. Dafür habe ich nicht fast die Hälfte meines Vermögens hingeblättert!“ Langsam wurde er ungeduldig.
Paeon hielt in seiner Tätigkeit inne. Seine Stimme war verzückt, als er sprach: „Nur ein paar Pülverchen? Es ist so viel mehr. Das hier“, er machte eine ausholende Geste, die den ganzen Tisch umfasste, „ist doch bloß ein Katalysator. Die wirkliche Kraft liegt hier drin.“ Er tippte sich an die Schläfen und wandte sich wieder seiner Arbeit zu.
„Sei genauer!“, verlangte der General.
„Der menschliche Geist birgt die stärksten Kräfte des Universums in sich. Wille, Geist, Seele, Emotionen - vor allem Emotionen, ja, die sind köstlich. Es wäre zu kompliziert, wenn ich dir alles im Einzelnen erklären würde, aber für dich genügt es, zu wissen, dass eine immense Kraft dahinter steckt. Mit ausreichend Konzentration und einem gewissen Talent ist es ganz einfach, Dinge damit zu bewirken. Du bedienst dich einfach der Kraft, die in deinem Geist schlummert.“
Er warf eine Prise seines Gemischs in die Luft vor sich. Kurz leuchtete sie in einem intensiven Blau auf, dann gab es einen Knall und der General flog an die Wand. Feiner Reif bedeckte sein Gesicht, der jedoch augenblicklich wieder schmolz.
„Schon mal etwas von kalten Explosionen gehört? Funktioniert auch im größten Regen und unter Wasser. Wir haben alles ausprobiert. Wir bringen Gegenstände zum Fliegen, können Gedanken projizieren und unser größter Erfolg“, er rappelte sich auf, da auch er gegen eine Wand geschleudert worden war – im Gegensatz zum General sah er jedoch höchst vergnügt und begeistert aus –, „Kommunikation ohne Worte. Alles per Gedanken. Es ist sehr anstrengend, aber nach einigen Versuchen ist die Zielperson, welche meine Gedanken empfangen sollte, nicht mehr gestorben. Nummer drei und vier liegen im Koma, Nummer fünf hat einen dauerhaften, geistigen Schaden dabei erlitten und ab Nummer neun konnte ich keine Schädigung des Mediums mehr feststellen. Herrlich, nicht
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