Kriegssinfonie Band 1: Soldat (Die Kriegssinfonie) (German Edition)
Rüstung, behelmt, mit einem mächtigen Schwert in der Hand, und setzte sich in Bewegung. Viel zu behände für einen derart schwer ausgerüsteten Mann bewegte er sich auf den dritten Eingang der Höhle zu. Kinder und Frauen flohen vor ihm. Einige wackere Männer jedoch stellten sich ihm in den Weg. In dem Moment, in dem sie sich dazu entschieden, war ihr Leben verwirkt. Shades schwarze Klinge schnitt durch ihre Leiber, als würden sie überhaupt keinen Widerstand bieten. Erst Mythos’ Stimme holte Flex aus seiner Starre zurück. „Flex, worauf wartest du, los!“
Tau, die zierliche Frau, kümmerte sich mit Rost zusammen um die verborgenen Bogenschützen, die an diversen Stellen oberhalb der Höhlen postiert waren. Sie brauchte keinen Körperkontakt, um zu töten. Während Rost den Ersten erledigte, schlich sie weiter. Dicht hinter ihr folgte ihr ein Rinnsal Wasser wie ein treues Hündchen. Zehn Schritte von ihrem Opfer entfernt hockte sie sich hin. Das Rinnsal schlängelte sich an ihr vorbei zu ihrem ahnungslosen Opfer. Als das Wasser ihn beinahe erreicht hatte, brach von den Höhlen her Kampflärm aus. Alarmiert wandte sich der Mann um. Bevor er sich jedoch weit entfernt hatte, holte das Wasser ihn ein. Es wand sich an seinem Bein empor, doch zunächst spürte er, da er lederne Stiefel trug, nichts davon. Als das Wasser dann seine Hosen durchnässte, hielt er im Laufen inne. Er warf einen Blick in den Himmel, der zwar leicht bewölkt war, doch von Regenwolken war weit und breit nichts zu sehen.
Tau befahl dem Wasser schneller zu fließen und anstatt langsam den Körper emporzuklettern schoss der Wasserstrahl von der rechten Hüfte des Mannes aus durch die Luft direkt in dessen Gesicht. Dort drängte es sich in Nasen- und Mundöffnung. Instinktiv presste der Todgeweihte seine Hände darüber. Ein Hustenreiz zwang ihn jedoch, wenigstens den Mund wieder freizumachen. Tau steckte geistesgegenwärtig mehr Kraft in das Wasser, sodass der Mann, ob des enormen Drucks des Wasserstrahls, ins Straucheln geriet. Das Wasser drang in seinen Körper ein. Husten und Spucken nützten nichts mehr. Bald lag er zuckend auf dem Boden. Regungslos beobachtete Tau den Mann beim Ertrinken.
Cam war an den Kämpfenden vorbeigeschlüpft. Er musste die Mappe finden. Sehen konnte ihn niemand – sein Körper hatte sich farblich perfekt der Umwelt angepasst. Nicht nur seine Haut, alles, was er am Leibe trug, hatte die Farben seiner Umgebung angenommen. Er musste nur aufpassen, dass er nicht versehentlich von einem Pfeil oder einem Schwerthieb getroffen wurde.
Im Innern der Höhle herrschte ein wahres Durcheinander. Wie sich herausstellte, führten die drei Eingänge zu einer großen Höhle. Dies erleichterte Cams Suche um einiges, da er nicht jede Einzelne durchsuchen musste. Die Tarnung aufrechterhaltend wühlte er sich durch allerlei Gerümpel. Offenbar kannten diese Leute das Wort Ordnung und dessen Bedeutung nicht. Rostige Töpfe, Zinkbecher, Wachskerzen, Alefässer, Körbe mit Nüssen, Kleider, Knochen und einzelne Schuhe traf er an, doch keine Mappe. Mittlerweilen wurden die Schreie draußen weniger. Cam entdeckte Rock, der gerade einen Blick in die Höhle warf. Da dieser niemanden mehr sah, trat er wieder nach draußen. Cam sah sich ebenfalls ein letztes Mal um, da fiel ihm im Schatten verborgen eine zusammengekauerte Gestalt auf. Es war ein Junge und an sich gepresst hielt er zwei Sachen: Die eine war ein Holzschwert, die andere eine Mappe. Ein Helm, der übergroß auf dem kleinen Köpfchen wirkte, saß schief darauf. Der Kopfschutz glänzte und wies keinen Rost auf. Eindeutig, er war erst seit Kurzem in der Höhle.
Cam trat näher. Nun konnte er den Jungen immerfort murmeln hören: „Papa hat gesagt, pass darauf auf. Papa hat gesagt, pass darauf auf. Papa …“
Das Ringmitglied ließ ein Messer aus seinem Ärmel gleiten und löste die Tarnung auf.
„Es tut mir leid“, flüsterte er.
Das Messer sauste durch die Luft. Blut spritze. Dumpf fiel der zuckende Körper vornüber. Der neue Helm landete mit einem Scheppern einige Schritte entfernt auf dem Boden.
Fasziniert beobachte Mythos Shades Verwandlung. Er war schon seit dessen Eintritt in ihre Gruppe neugierig auf seine Kräfte gewesen. Wie es schien, waren diese extrem vielseitig einsetzbar. Die Schatten hatten sich in eine schwarze Rüstung verwandelt. Nichts, kein Element davon schien zu fehlen: Unterhemd, Kettenhemd, Brustharnisch, Schulterplatten, Armschiene,
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