Kriegssinfonie Band 1: Soldat (Die Kriegssinfonie) (German Edition)
nötig ist, will ich keine Probleme mit dem Ring bekommen. In Wahrheit haben sie all die Jahrhunderte über sowieso die Befehle des Militärs befolgt. Ich denke, wir könnten sie auf unsere Seite ziehen. “
Grimm blickte seinen Vorgesetzten nachdenklich an. „Was springt für mich dabei heraus?“, fragte er schließlich.
„Du, du sollst der nächste Hochkönig werden.“
Lew ritt rasch die breite Zufahrtsstraße hinauf, die zu einem herrschaftlichen Königssitz hätte führen sollen, sich in Wirklichkeit jedoch nur zu einem Herrenhaus schlängelte.
Das Tor war unbewacht gewesen, ebenso der Eingangsbereich Aufmerksam ließ der kleine Mann seinen Blick schweifen, doch alles schien ruhig zu sein und ihm fiel nichts Ungewöhnliches auf. Trotzdem stieg er vorsichtig von seinem schwarzen Wallach und legte eine Hand an den Knauf seines Schwertes.
Er klopfte an, ließ einige Momente verstreichen, und wiederholte es dann, dieses Mal ein bisschen energischer. Als immer noch nichts passierte, drückte er die Tür vorsichtig auf. Eigentlich hätte er zurückreiten sollen, um mit Verstärkung wiederzukommen. Aber seine Neugierde trieb ihn weiter. Als er in die schmucke Eingangshalle trat, schlug ihm ein widerwärtiger Geruch entgegen.
Instinktiv hob er eine Hand zum Mund. Er musste nicht weit gehen, um die ersten Leichen zu finden. Wer immer dieses Blutbad angerichtet hatte, dem war nicht daran gelegen gewesen, hinter sich aufzuräumen. Lew streifte durch das ganze Gebäude, wobei er ab und zu stehen blieb und eine Leiche untersuchte. Viele hatten Stichwunden. Anderen waren ihre Verletzungen wiederum nicht anzusehen. Trotzdem war Lew der einzig lebende Mensch in diesem Gemäuer, dessen war er sich sicher. Als er schließlich in den Speisesaal gelangte, traf er das schlimmste Schlachtfeld an. Er hatte zuerst über einen Berg von Leichen adeligen Geblütes klettern müssen, ehe er vom Festsaal her in den Raum gelangen konnte. Hier musste zumindest ein schwacher Widerstand stattgefunden haben. Lew sah einige bekannte Gestalten, die noch in ihrem Tod ihre Waffen umklammert hatten. Er interessierte sich jedoch nicht für sie.
Wo ist der König?
Er suchte den ganzen Raum ab. Schließlich fand er den rubinbesetzten Schwertgriff des Königs, doch von der Schneide und ganz zu schweigen von ihrem Besitzer fehlte jede Spur.
Schade. Er wäre nützlich gewesen.
Shade erwachte, weil ihn etwas Feuchtes im Gesicht berührte. Er rümpfte die Nase und schlug die Augen auf.
„Los! Aufstehen! Fertig geschlafen!“ , quiekte eine vertraute Stimme in seinem Kopf. Khazan stupste ihn erneut an.
Shade stemmte sich auf die Ellbogen und versuchte die Trägheit des Schlafes loszuwerden. Da fiel ihm alles wieder ein, und ehe er sich versah, war er bereits auf den Beinen. Sein Blick fiel auf König Maerkyn, der, wie es aussah, noch schlief. Ein wenig beruhigt hockte sich Shade wieder hin und hob das Tamarin, das zu ihm getappt kam, hoch.
Was machst du hier draußen? Ich dachte, du wärst in meinem Herzen.
„Irgendwer musste dich ja wecken!“ , kam die schnippische Antwort.
Shade hob eine Augenbraue.
Sieh an, da hat jemand sprechen gelernt. Wie hast du das so schnell hinbekommen? Vor ein paar Tagen konntest du keinen anständigen Satz formulieren.
„Ich habe von dir gelernt, während ich drinnen gewesen bin. Dein Geist ist ähnlich aufgebaut wie meiner – schließlich bin ich dein Sohn.“
Mein Sohn?! So weit würde ich nicht gehen!, protestierte Shade und bekam als Gegenreaktion den dünnen Schwanz des Tamarins ins Gesicht gefegt. Die Stelle, an der er getroffen wurde, brannte wie Feuer, weshalb er das Tamarin überrascht fallen ließ. Dieses landete geschmeidig auf allen Vieren und verkroch sich dann im hinteren Teil der Höhle.
Shade wollte ihm etwas Entschuldigendes zurufen, als sich der König regte. Er vergaß das Tamarin und ging zum blonden Mann hinüber, dessen Lider sich soeben gehoben hatten.
Dieser brauchte eine Weile, bis sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, die in der Höhle herrschte. Anders als Shade konnte er jedoch nicht mehr als dessen Silhouette erkennen. Maerkyn setzte sich auf und blickte angestrengt zu ihm hoch. Shade starrte eine Weile zurück und erbarmte sich dann des Königs. Er schnippte einmal mit den Fingern und brachte die Schatten am heruntergebrannten Feuer zum Wirbeln. Der so entstehende Luftzug entfachte die glimmende Glut neu.
In dem Augenblick, als Maerkyn ihn erkannte, wich er
Weitere Kostenlose Bücher