Kriegssinfonie Band 1: Soldat (Die Kriegssinfonie) (German Edition)
vor ihm zurück.
„Du!“, entfuhr es ihm und seine Hand tastete nach seinem Schwert, das jedoch nicht da war.
„Ich“, brummte Shade.
„Du hast mich getötet! Meinen ganzen Hof! Wo sind die anderen? Was willst du von mir?“
Durch den Lärm neugierig geworden, kam Khazan herbeigetappt und betrachtete den aufgebrachten König mit seinen feuchten Augen aufmerksam.
„Was ist das ?!“
„Ein Tamarin“, erklärte Shade bereitwillig.
Mit dir muss ich später ein Wörtchen reden. Was zum Henker ist mit meinen Fähigkeiten los?
„Sie ... “
Nicht jetzt. Zuerst muss ich den König beruhigen.
Er blickte wieder Maerkyn an, der nichts von der kleinen Unterhaltung zwischen den beiden mitbekommen hatte.
„Ein was?“
„Ein Tamarin. Er ist mein Sohn. Aber, Maerkyn, darüber reden wir später, ja? Ich habe ein paar Fragen an dich.“
Mühsam löste der König seinen Blick von Khazan und fixierte stattdessen Shade. Offenbar war ihm klar geworden, dass ihm keine unmittelbare Gefahr von seinem Gegenüber drohte, weshalb er ein wenig mutiger wurde. Er setzte sich in eine würdevollere Position und meinte giftig: „Du hast Fragen an mich ? Du erfährst gar nichts von mir, wenn du mir nicht sagst, was hier vor sich geht! Handelst du im Auftrag der Könige? Hat Lew dich geschickt?“
„Nein. Ich kenne keinen Lew und ...“, Shade hob abwehrend die Hände, als der König erneut den Mund öffnete, um zu sprechen, „ ...und wenn du endlich ruhig wärst, dann könnte ich die ganze Geschichte erklären!“
Maerkyn schloss seine Lippen wieder.
„Na siehst du, geht doch. Ich habe zu einer Gruppe gehört, die Der Ring der Gehorsamen genannt wird. Im Vergleich zu den anderen Mitgliedern bin ich verhältnismäßig kurz bei ihnen gewesen, ungefähr drei, vier Monate. Was vorher war, ist mir nur teilweise bekannt. Ich weiß, dass ich ein Feldarzt gewesen bin. Danach wird alles ein wenig unklar. Dieser Ring dient Karma, besser gesagt, dem Hochkönig. Wir – er – ist vieles, aber vor allem ist er ein Trupp von Mördern. Wir wurden geschickt, um dich und deinen Hofstaat zu töten.“ Er machte eine Pause und studierte das Gesicht des Königs. Dieser schien sich nicht sicher, was er von Shade halten sollte. Er kniff seine Augen zusammen, aber Shade wusste nicht, ob es daran lag, dass er ihn im flackernden Licht nicht gut sehen konnte oder ob es ein Ausdruck des Misstrauens war.
„Du hast mich aber nicht getötet“, meinte Maerkyn dann.
„Nun“, Shade starrte auf seine Hände, „eigentlich schon. Nur habe ich dich wieder zurückgeholt.“
„Zurück? Woher? Dem Totenreich? Für wen hältst du dich eigentlich?!“, spottete der König.
Wenn ich das wüsste ...
Dann kam Shade etwas in den Sinn und er versuchte es damit: „Ich habe das erst zweimal getan – jemanden zurückgeholt. Aber ich denke, der Ort, an dem ich kämpfe, könnte der Sitz der Seele sein.“ Er schloss die Augen, um sich an den Ort zu erinnern. „Als ich das Ungeheuer besiegt habe, hat sich die Ödnis in einen blühenden Garten verwandelt. Ein Garten mit weißen Gehwegen. Er war umgeben von Duftheckenkirschen. Überall sind hellblaue Rhododendren gewachsen. Im Zentrum des Gartens stand ein Zierbrunnen. Kommt dir diese Beschreibung bekannt vor? Sagt sie dir etwas?“
„Das … woher?!“ Maerkyns Gesichtszüge hatten sich ungläubig verzogen.
Shade zog die Augenbrauen hoch, antwortete jedoch nicht.
„Darüber habe ich bis jetzt mit niemandem gesprochen“, murmelte der König schließlich und rieb sich die Schläfen.
„Natürlich. Warum solltest du auch? Es geht niemanden etwas an, wie dieser Ort bei dir aussieht.“
„Trotzdem! Warum hast du das getan? Warum diese Mühe? Wo sind deine Leute jetzt? Werden sie dich nicht vermissen? Was ist, wenn sie zurückkommen?“
Shade biss sich auf die Lippen. Wenn er ehrlich war, dann musste er gestehen, dass er keine Ahnung hatte, wie er weiter vorgehen sollte. Nachdem er im Schutze seiner Schatten ein Duplikat von seinem Körper geschaffen und sich selbst versteckt hatte, war er sorgsam darauf bedacht gewesen, seine Konzentration nicht zu verlieren, damit seine Täuschung nicht enttarnt werden würde. Er hatte den König zu diesem Ort gebracht: eine kleine Höhle, draußen im Wald, unweit der Stadt. Anschließend war er darum bemüht gewesen, den König zurückzuholen. Sicher, dass es klappen würde, war er sich nicht gewesen. Schließlich war seit Eintritt des Todes wertvolle Zeit verstrichen.
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