Kriegssinfonie Band 1: Soldat (Die Kriegssinfonie) (German Edition)
giftigen Stimme. „Aber da Maerkyns gesamter Hof abgeschlachtet worden ist, haben wir leider die meisten fähigen Kämpfer verloren. Deswegen haben wir uns auf dieses Königreich konzentriert, Alexander. Maerkyn hat größten Wert auf die Ausbildung seiner zukünftigen Wehrmänner gelegt. Alles, was uns jetzt bleibt, ist eine Schar schluchzender Weiber, die über ihre Ehemänner trauert. Du bist ein Ochse. Manchmal frage ich mich, warum du noch König bist.“
„Wir hätten damit rechnen sollen, dass Karma davon erfährt“, meinte der Träger der Autoritätsstimme.
„Haben wir aber nicht!“, fauchte der Giftige. Eine weitere Pause entstand, während der offenbar alle ihren eigenen Gedanken nachhingen.
„Hätten wir Suzanne nicht töten lassen, wäre es möglich, dass sie uns den Rücken hätte stärken können. Ein paar Bauern mit Mistgabeln in den Händen sind immerhin etwas. Aber ohne sie wird es schwierig sein, überhaupt jemanden zu überzeugen, sich uns anzuschließen. Schließlich kennen sie uns nicht“, meinte der Autoritäre.
„Wir waren uns einig, dass es nötig war, sie wegzuschaffen. Sonst wäre der Plan nie ins Rollen gekommen“, meinte der Giftzwerg.
Shade sah alarmiert zu Maerkyn, der an der Wand hinuntergesunken war. Es erschütterte ihn, zu sehen, dass der Mann von stummen Schluchzern geschüttelt wurde. Mit sanfter Gewalt zog er den König wieder auf die Beine und führte ihn zum Geheimgang zurück.
Sie hatten genug gehört.
Erst am Abend brach Maerkyn das seit dem Mittag anhaltende Schweigen zwischen ihnen. „Lass uns in den Süden reisen!“, schlug er unvermittelt vor.
„In den Süden?“, fragte das ehemalige Ringmitglied. „Wir sind bereits im Süden!“
Maerkyn konnte spüren, dass Shade diese Idee nicht gefiel. „Über die Grenze von Korin hinaus. In die unabhängigen Sultanate, Königs- sowie Pharaonenreiche und was es sonst noch alles für Herrschaftssysteme geben mag. Ich habe dieses Reich hier satt.“
„Ich weiß nicht recht “, zögerte Shade, „alle unsere Antworten liegen im Norden.“
„Das weiß ich. Aber ich bin nicht einmal bereit, die Fragen zu stellen, Shade. Was nützen mir dann die Antworten?“
„Ich weiß nicht“, gestand Shade und bückte sich, um Khazan hochzuheben. Abwesend streichelte er dem Tamarin über den Kopf.
„Was willst du dort unten tun?“, wollte er dann wissen.
„Keine Ahnung. Aber zusammen hätten wir eine reelle Chance. Ich habe genug Geld, um uns für eine Weile zu finanzieren.“
„Geld? Woher? Ist nicht alles in deinem Haus zurückgeblieben?“
Maerkyn lachte über die naive Frage. „Nein. Wo denkst du hin! Ich habe besser vorgesorgt! Im Falle einer Niederlage oder einer Amtsenthebung wollte ich nicht mittellos dastehen. Ich habe das Geld einem reichen Kaufmann anvertraut. Alles, was ich brauche, um es zurückzufordern, ist ein bestimmter Schlüssel, und den trage ich immer bei mir.“
„Na gut. Dann ist die Sache mit dem Geld geklärt. Aber was tun wir im Süden?“
„Es wird für den Ring schwieriger sein, uns dort zu finden, als hier in ihrem Machtbereich, denkst du nicht?“
„Das macht Sinn. Es widerstrebt mir jedoch, zu gehen. Es kommt mir vor, als ob ich mich vertreiben lasse.“
Das Feuer, das sie entfacht hatten, spiegelte sich in Shades dunklen Augen und Maerkyn erinnerte sich schaudernd daran, wie Unheil verkündend und beängstigend sie auf ihn gewirkt hatten, als das ehemalige Ringmitglied seinen Hof abgeschlachtet hatte.
Das ist nicht so lange her. Ein Tag, wenn ich es mir recht überlege. Es kommt mir vor, als seien Jahre vergangen.
„Diese Männer, die wir gehört haben, das waren – wie ich angenommen hatte – meine Verbündeten.“ Es kostete Maerkyn einige Schwierigkeiten, weiterzusprechen, doch er gab sich einen Ruck. Wenn es ihm gelang, die Situation zu erklären, würde Shade den Sinn ihrer Flucht vielleicht verstehen. „Ich fange am besten von vorne an: Wie du sicher weißt, wollte ich mich den Königen Alexander, Warran und Gerold anschließen, um sie in ihrem Kampf gegen Karma zu unterstützen. Als König eines unbedeutenden Reiches wie Ionaen ist das Leben nicht einfach. Wir Provinzler bekommen kaum Unterstützung von oben, müssen die Erwartungen des Systems trotzdem erfüllen. Meine Familie hat hart gekämpft, um unser Reich zusammenzuhalten. Wir sind immer für das Volk da gewesen. Wir haben so gut es ging Ordnung gehalten. Trotz aller Bemühungen sind wir jedoch immer ärmer
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