Kriegssinfonie Band 1: Soldat (Die Kriegssinfonie) (German Edition)
Langhaarkatze heraus.
„Darf ich vorstellen: Danos, der weiße, schlafende Dämon. Jede andere Katze würde wegspringen, wenn jemand drauf und dran wäre, sich auf sie zu setzen und zu zerquetschen. Aber Danos ist zu faul, zu fett und zu alt, als dass ihn dies kümmern würde.“
Tau setzte sich neben das Fellbündel, das sich trotz der lauten Stimmen nicht gerührt hatte. Tatsächlich hätte sie gedacht, der Kater sei tot, hätten nicht in regelmäßigen Abständen dessen Schnurrhaare geflattert.
„Du hältst eine Katze?“, fragte sie neugierig.
„Drei, um genau zu sein. Tee?“ Auf ihr Nicken hin beugte sich Malik vor und nahm eine Tasse vom Silbertablett, das auf dem Tischchen lag. Während er ihr einschenkte, erzählte er: „Anaxagoras sitzt meistens bei den Fenstern und beobachtet die Vögel. Er ist pechschwarz und hat grüne Augen, die dich anstarren können, bis du dich in deiner Haut nicht mehr wohlfühlst.“ Malik lachte leise auf. „Dann gibt es noch Maganda oder Klein-Maggy. Sie ist ein kleines, dreifarbiges Energiebündel. Im Moment schläft sie wahrscheinlich, da sie leider nachtaktiv ist.“ Er reichte Tau die Tasse und sah ihr direkt in die Augen. Unwillkürlich wich sie zurück. Nicht, weil sie Angst vor ihm hatte, sondern weil sie spürte, dass sie Nähe zu diesem fremden Mann aufbauen wollte.
Das darf ich nicht.
Mythos’ Stimme erklang in ihrem Kopf und sie zuckte zusammen. Ringmitglieder! Kommt so schnell ihr könnt zum Tempel!
Malik hatte ihr Zucken falsch verstanden. Er schürzte die Lippen und lehnte sich in seinem Sessel zurück.
„Fürchtest du dich vor mir, Tau?“ Er fixierte sie wieder mit seinen blauen Augen.
„Bitte nenne mich nicht so“, flüsterte Tau leise. Diese Worte bewirkten, dass Maliks Augenbrauen dessen Stirn ein gutes Stück empor wanderten.
„Nein, ich fürchte mich nicht vor dir. Aber wenn du weißt, wer ich bin, warum bist du so sorglos und bietest mir Tee an?“, fragte sie, während ihre Stimme allmählich fester wurde.
„Zum letzten Punkt: Ich bin der Meinung, dass man einem Gast aus Höflichkeit Tee anbietet. Ich bin sorglos, weil ich keine Angst vor dem Tod habe – es gibt weitaus Schlimmeres, als zu sterben. Ich sehe dich zudem als eine normale Frau vor mir, weshalb ich keinen Grund zur Sorge um mein Leben habe, meine Liebe.“ Er schwieg kurz und schloss dann mit der Frage: „Wenn du mich hättest töten wollen, hättest du es dann nicht schon getan?“
Er zwinkerte ihr zu und nahm einen weiteren Schluck aus seiner Tasse.
Lärm drang von der Straße herauf. Aufgeschreckt hastete Maerkyn ans schmutzige Fenster. Er trug einen langen, staubigen Reisemantel. Sein Haar war um einiges länger als vor einem Monat und ein struppiger Bart zierte die untere Hälfte seines Gesichtes. Schlechte Nahrung und die Strapazen der Reise hatten sich auf seinen Körper ausgewirkt. Er sah mager aus. Unter den Augen hatte er bläuliche Schatten und seine Wangen waren eingefallen. Seine Hand lag auf dem Schwertknauf – die Waffe war der einzige kostbare Gegenstand, den er noch besaß. Dies war nicht einmal seine Lieblingswaffe. Von dieser war nach der Attentatsnacht nur das rubinbesetzte Heft übrig.
Die Straße wurde von gut einem Dutzend Reiter versperrt. In ihrer Mitte standen einige Männer, die zwar ärmlich gekleidet waren, aber robust aussahen. Soeben wurde ein weiterer Jüngling in den Kreis getrieben. Er hatte ein Hähnchenbein in der Hand. Wie es schien, hatten sie ihn beim Essen überrascht.
Rekrutierungskräfte!
Maerkyn hatte von ihnen gehört. Der Süden war nicht so straff organisiert wie das Reich Korin. Hier gab es unzählige Herrscher und Clanführer, die sich bekriegten, anfeindeten und wieder vertrugen. Für diese Streitigkeiten brauchten sie Leute. Da sich die wenigsten Söldner leisten konnten, zwangen sie die Männer kurzerhand in ihren Dienst. Maerkyn überlegte fieberhaft, in welchem Herrschaftsgebiet sie sich befanden. Auf dem Weg in diese kleine Stadt hatte er kaum auf die verschiedenen Grenzmarkierungen geachtet, da ihn andere Sorgen geplagt hatten.
Sein Blick fiel auf Shade, der genau so auf der dünnen Pritsche lag wie Maerkyn ihn hingelegt hatte. Seit dreißig Tagen war er nun bewusstlos. Er war einfach auf der Straße zusammengesackt und nicht mehr aufzuwecken gewesen. Der ehemalige König von Ionaen hatte ihn bis zur nächsten Ortschaft geschleppt. Die Nähe zur karmatischen Grenze hatte ihm Furcht eingeflösst und deswegen
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