Kriegssinfonie Band 1: Soldat (Die Kriegssinfonie) (German Edition)
ihn lange zu fassen. Der Äther glich einer Traumwelt, die an keine physikalischen Gesetze gebunden war. Die sich stetig verändernde Landschaft und Lichtverhältnisse machten es schwierig, die Verfolgung des Geistes aufzunehmen.
Dort war er, pulsierend, silbern leuchtend wie eine große Amöbe. Paeons Energie schoss darauf zu. Mit langen Fangarmen wickelten sie sich um Mythos’ Geist, der sich jedoch geschickt aus deren Umklammerung wand. Er flitzte davon und verharrte ein Stück weiter regungslos. Paeon sammelte erneut seine Kräfte. Am Rande seines Bewusstseins nahm er wahr, dass sein Herz durch die Belastung anfing zu protestieren. Ärgerlich schob er den neuen Störfaktor beiseite.
So war er schon etliche Male vorgegangen und es hatte nie geklappt. Er musste sich etwas Neues überlegen. Dann kam ihm die Idee.
Ich Idiot. Die Lösung war so naheliegend. Warum kommt sie mir erst jetzt in den Sinn?
Statt der Fangarme konstruierte er eine hauchdünne Fläche. Während er arbeitete, behielt er den silbernen Geist im Auge, um zu sehen, wie dieser auf ihn reagierte. Der Geist machte nicht den Anschein, als ob er mitbekommen würde, was Paeon tat.
Wahrscheinlich schützt er sich nur, wenn er direkt angegriffen wird.
Die Energie, die er seinem Hass abgewonnen hatte, glich nun einem großen Tuch. Paeon sammelte sich und warf es dann. Bevor Mythos’ Geist begreifen konnte, was geschah, war er bereits übertölpelt. Der Magus wickelte das Tuch fest um den Geist herum. Von diesem Augenblick an war es ein Leichtes, den Entflohenen zu seinem Körper zurückzubringen. Weil dieser sich danach sehnte, wieder mit dem Geist vereint zu sein, war das Verweben der beiden Komponenten kein großes Problem mehr.
Paeon seufzte und wollte die Augen öffnen. Es gelang ihm nicht sofort, was ihn jedoch nicht beunruhigte. Stattdessen forschte er nach der möglichen Ursache. Diese war schnell gefunden: sein Herz. Es schlug nur schwach in seiner Brust und hatte kaum mehr die Kraft, genügend Blut durch seine Adern zu pumpen. Nun, da er sie zuließ, überrollten ihn die stechenden Schmerzen, die in seine linke Seite ausstrahlten.
Ich habe zwar Algier gesagt, dass ich kein Arzt bin. Aber diese Symptome kann sogar ich deuten. Mein Herz scheint es nicht mehr lange zu machen.
Tau kam um Atem ringend zu sich. Sie sog gierig die Luft ein. Während ihr Körper reagierte, als ob er knapp dem Ertrinken entronnen sei, wusste Tau, dass dies nicht der Fall sein konnte. Etwas anderes war geschehen.
Sie schlug die Augen auf und starrte auf den seegrünen Baldachin eines Himmelbettes.
Diesen Ort kenne ich nicht.
Mühsam und unter größter Kraftanstrengung stemmte sie sich auf die Ellbogen. Sie fühlte sich schwach. Vage erinnerte sie sich an eine Situation, die sich ähnlich angefühlt hatte.
Stöhnend rieb sie sich mit der linken Hand die Schläfen. Eben hatten rasende Kopfschmerzen in der Mitte ihrer Stirn eingesetzt.
Obwohl sie die Augen halb zugekniffen hatte, nahm sie eine Bewegung war: Jemand betrat das Zimmer.
Der Laut muss ihn auf mich aufmerksam gemacht haben.
Instinktiv spürte Tau die tröstende Präsenz von Wasser, das sich wahrscheinlich in einem Krug neben dem Bett befand.
Es stellte sich heraus, dass die Gestalt ein dunkelhaariger Mann war. Er trug ein schneeweißes Hemd, welches ihm über die schwarzen Samthosen fiel. Es waren nicht die überraschend blauen Augen, die ihr in Erinnerung riefen, wen sie vor sich hatte, sondern der schwarze Gehstock, dessen oberes Ende mit einem silbernen Löwenkopf besetzt war.
„Mylord Malik“, keuchte sie. Plötzlich kam ihr alles wieder in den Sinn.
„Holde Namenlose.“ Er lächelte gewinnend und trat einen Schritt näher. Er hinkte deutlich, doch in seinem Gang lagen trotzdem Kraft und eine gewisse Eleganz.
„Gewiss bist du durstig?“
Er setzte sich auf die Matratze, die unter seinem Gewicht leicht einsank. Ohne auf eine Antwort zu warten, langte er nach dem Krug und einem Glas. Er schenkte ihr ein und bot es ihr dann an.
Tau war wie erstarrt. Dies war die Gelegenheit. Sie könnte ihn problemlos töten, ihre Sachen packen, verschwinden und zu den anderen gehen, die sicher verrückt vor Sorge um sie waren. Das Wasser glitzerte verlockend und die Oberfläche kräuselte sich verheißungsvoll, obwohl Malik das Glas stillhielt.
„Danke.“
Sie streckte die Hand nach dem Glas aus und hob es an die Lippen.
Ich kann nicht. Warum?
Sie trank hastig ein paar Schlucke und blickte ihr
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