Kriegssinfonie Band 1: Soldat (Die Kriegssinfonie) (German Edition)
Wie wär’s, wenn wir dir etwas Verbreiteteres als Shade als Namen geben würden?“
Dieser war eine Zeit lang ruhig, dann meinte er langsam: „Die Mutter von … egal. Sie hat mich Faolan genannt. Passt das?“
„Ich denke schon.“
„Na gut, Killian , was zur Hölle passiert hier?“
„Ein Herrscher aus der Gegend will uns in seine Dienste zwingen.“
„Du scheinst darüber nicht traurig zu sein.“
„Nun, uns hätte Schlimmeres passieren können.“
Shade schien ehrlich überrascht, dies von ihm zu hören.
„Ich hätte nicht gedacht, dass dir das Soldatenleben zusagt.“
„Tut es auch nicht. Unsere Aussichten sind jedoch nicht schlecht. Wir sind beide annehmbar im Schwertkampf. Lange werden wir nicht bei den gemeinen Arschkriechern bleiben.“
„ Arschkriechern ?“
„Genau. Arschkriechern.“ Maerkyn grinste breit. Er war nicht sicher, warum ihm in diesem Moment sein Schicksal so gleichgültig war. Eigentlich war er froh über die Tatsache, dass er sich keine Sorgen über seine nahe Zukunft machen musste. Ihre Reise ins Blaue, an dessen Ende Ungewissheit gestanden hatte, war plötzlich konkreter und fassbarer geworden. Sie befanden sich nun im Dienste von Samir Ila. Maerkyn wusste nicht viel über ihn, da Korin außer Kriegspolitik kaum eine andere mit dem Süden betrieb. Aber was ihm von Gerüchten her bekannt war, war vielversprechend.
Es war dunkel geworden, als sie die Kaserne endlich erreichten. Sie lag in einem breiten Tal und war befestigt, was Maerkyn beeindruckte. Ein Mann, der Wert auf die Qualität der Ausbildungsstätte legte, musste bewundert werden.
Die neuen Rekruten wurden über den zertrampelten Boden in die Mitte der Anlage zu einem Platz geführt.
„Darf ich vorstellen: euer neues Zuhause. Ihr werdet hier schlafen, ohne Decken und endlich einmal ohne Huren. Wenn wir uns das nächste Mal sehen, dann hoffe ich, dass ich richtige Männer vor mir sehe.“
Der Offizier machte kehrt und nahm sowohl seine Männer als auch das Licht mit sich.
Maerkyn wandte sich in die Richtung, in der er Shade vermutete. „Was siehst du?“
„Er hat Wachen postiert. Ungefähr alle zehn Schritt eine. Sie tragen dunkle Kleidung und haben bemalte Gesichter. Soweit ich erkennen kann, sind sie nur mit Knüppeln bewaffnet.“
Der ehemalige König nickte. Shade hatte ihm erzählt, dass er im Dunkeln gut sehen konnte, und Maerkyn hielt es für keine schlechte Idee, diese Fähigkeit in Augenblicken wie diesem zu nutzen. Shades Worte hatten seine Vermutung bestätigt. Natürlich würden Samir Ilas Leute sie nicht unbeaufsichtigt lassen. Das war eine Prüfung.
Tatsächlich versuchten einige Idioten in der Nacht ihr Glück in der Flucht. Nach ein paar dumpfen Lauten, die zu ihnen herüberdrangen, war von ihnen nichts mehr zu hören. Offenbar wurden sie nicht zurückeskortiert. Die Dunkelheit hatte sie verschluckt und gab sie nicht wieder her. Maerkyn verzichtete darauf, Shade zu fragen, was er sehen konnte. Das musste er nicht im Detail hören. Außerdem nahm er aufgrund der regelmäßigen Atemgeräusche neben sich an, dass Shade wieder im Land der Träume weilte.
Hoffen wir, dass er dieses Mal nicht allzu lange weg ist.
Er seufzte. An Schlaf war für ihn nicht zu denken. Als irgendwann der lang ersehnte Regen einsetzte, konnte Maerkyn ein herzhaftes Fluchen nicht unterdrücken.
Den Umständen entsprechend kam es dem ehemaligen König so vor, als währte diese Nacht ewig. Am Schlimmsten fand er die verblüffende Tatsache, dass einige Leute es fertigbrachten, trotz allem zu schlafen.
Als sich am nächsten Morgen der Himmel im Osten langsam rosa zu färben begann, seufzte Maerkyn erleichtert auf. Im Westen verzogen sich gerade die dunklen Wolken und dazwischen funkelten die letzten, unschuldigen Sterne.
Shade begann sich neben ihm zu regen. Überrascht bemerkte Maerkyn, dass er in schwarzgraue Decken gehüllt war.
„Woher hast du die denn?!“, brauste er auf.
„Was?“ Shade setzte sich auf und rieb sich die Augen.
„Diese da!“ Er deutete auf die Decken oder zumindest dorthin, wo sie eben gelegen hatten.
Das ehemalige Ringmitglied grinste ihn frech an.
Maerkyn war zu müde, um darauf einzugehen und schnaubte bloß kurz.
Sein Magen knurrte laut. Als ob dies ein Stichwort gewesen wäre, erschien eine Gruppe von Männern am südlichen Ende des Platzes. Als sie näher kamen, bemerkte er, dass sie nicht wie erwartet in ihren Rüstungen steckten, sondern in einfache Leinenhemden und Hosen
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