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Kriminalgeschichte des Christentums Band 02 - Die Spaetantike

Kriminalgeschichte des Christentums Band 02 - Die Spaetantike

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 02 - Die Spaetantike Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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aber geißelte er »die Räubereien der Irrlehrer« im Osten, besonders den »Bischofsmörder Timotheus«, habe er doch »den Feuerbrand der früheren Raserei von neuem angeblasen«, »einen Haufen verkommener Menschen zusammengetrommelt« – immerhin lauter Christen! – »und sich von neuem der Kirche von Alexandrien bemächtigt, die er früher mit bischöflichem Blut besudelt hatte, und wir hören, der Blutmensch habe auch den derzeitigen rechtmäßigen Bischof vertrieben ...
    Mein Geist, verehrungswürdiger Kaiser, erschauert, wenn ich alles überdenke, was dieser ›Gladiator‹ an Verbrechen begangen hat. Noch mehr aber, ich gestehe es offen, hat es mich entsetzt, daß dies alles sozusagen unter den Augen Eurer Majestät geschehen konnte. Wer kennt denn nicht oder wer bezweifelt« – und nun streicht er dem Thronräuber wieder gar beflissen um den Bart –»den aufrichtig frommen Sinn Eurer Majestät und Eure Hingabe an das Recht des wahren Glaubens? Hat es doch die himmlische Fügung der Vorsehung so gelenkt, daß Ihr zum Heil des Staates am Tugendbeispiel der beiden Kaiser Marcian und Leo groß geworden seid, daß Ihr von ihnen angeleitet wurdet zum innigen Mitfühlen mit der katholischen Wahrheit, so daß es niemand zu bezweifeln wagt, daß Ihr denen in der Glaubenstreue nachfolgt, deren Nachfolger in der Kaiserwürde Ihr seid«. Und nachdem er Basiliskos selbstverständlich noch darlegt, daß »unter allen Reichsgeschäften der fromme Herrscher vor allem das, was seine Herrschaft schirmt, besorgen« müsse, daß also »allen anderen Dingen die rechte Erfüllung der Pflichten gegen den Himmel voranzustellen« sei, »ohne den nichts rechten Bestand haben kann«, beschwor er ihn »eindringlich mit der Stimme des seligen Apostels Petrus (beati Petri apostoli voce), von welcher Art auch immer ich als Minister meines Stuhles sein mag: Laßt die Feinde des alten Glaubens nicht ungestraft ihr Handwerk treiben, wenn Ihr wollt, daß Euch Eure eigenen Feinde unterworfen bleiben ... Duldet nicht, daß der Glaube, unsere einzige Hoffnung des Heils ... auch nur irgendwie verletzt werde, wenn Ihr wollt, daß Gott Euch und Eurem Staat gnädig sei«. 33
    Der Herrscher hatte also wieder einmal den wahren katholischen Glauben zu schützen und Ailuros zu entfernen, der nicht nur ein Mörder sei, sondern tiefer stehe als Kain, ein »Antichristus« und »divini culminis Usurpator«, während der kaiserliche Usurpator vom Papst auch als »christianissimus princeps« gefeiert werden kann. Wirklich wurde das Enkyklion, das den Monophysitismus zum Reichsbekenntnis gemacht, aber sofort den entschiedenen Widerstand des mit Zenon konspirierenden Patriarchen von Konstantinopel, Akakios (472–489), hervorrief, eines überragenden, zunehmend zum Mittelpunkt römischer Angriffe werdenden Politikers, wieder durch ein Antienkyklion formell zurückgenommen. Dabei hatte Akakios, der sich wohl als erster Bischof der Hauptstadt mit dem Titel »ökumenischer Patriarch« (universalis patriarcha) anreden ließ, auch das referre ad sedem apostolicam kühl ignorierte, sicher mehr als die Wahrung des »rechten« Glaubens im Sinn, nämlich die Aufrechterhaltung seines Patriarchatsanspruchs, die Hoheitsrechte seines Thronos, die Geltung des Kanons 28. Deshalb ließ er sogar den von den Massen frenetisch verehrten Styliten Daniel in Anaplous bei Konstantinopel von seiner Säule herunterbitten und mit einer Riesenmenge gegen den in seinen Palast vor der Stadt entweichenden Basiliskos schicken – eine raffiniert arrangierte Demonstration, für den Patriarchen ebenso erfolgreich wie für den Kaiser peinlich. »Der Feind der heiligen Kirche war auf die Knie gezwungen«, frohlockte die Vita S. Danielis Stylitae. Mehr freilich mochte Basiliskos den Zenon fürchten, der bereits, militärisch überlegen, in den Bergen Isauriens zum Gegenschlag ausholte. So widerrief Basiliskos nach wenigen Monaten (in gewiß gewundener, sein Widerstreben verratender Form) das »Glaubensdekret« und bekannte, in einem neuen Erlaß, kurzerhand das Gegenteil: »daß der apostolische und orthodoxe Glaube ... allein unverletzt und unerschüttert in Geltung bleibe und in allen katholischen und apostolischen Kirchen der Rechtgläubigen für immer herrsche ...« Doch der Thronräuber wurde, wie unbeliebt Zenon beim Volk auch war, Ende August 476 hinweggefegt. Es galt mehr als Strafe des Himmels denn als Erfolg des zurückkehrenden Kaisers, bei dem bald Scharen von Prälaten

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