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Kriminalgeschichte des Christentums Band 05 - Das 9 und 10 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 05 - Das 9 und 10 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 05 - Das 9 und 10 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Descher
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Annalist zum Jahr des Herrn 850. Im nächsten schreibt er, daß König Ludwig wieder einmal die Sorben »schwer bedrängte und nach Vernichtung der Feldfrüchte und Wegnahme aller Hoffnung auf Ernte mehr durch Hunger als durch das Schwert bändigte«. 53
    Anno 852, als schon eine neue Hungersnot begann, insistiert eine große, vom König nach Mainz berufene, unter Hraban tagende Synode u.a. natürlich auf Kirchengut und Zehnten (gestattet jedoch das Konkubinat Unverheirateter, da es dem Monogamiegebot nicht widerspreche!). Die Mährer aber sind nach dem Konzil notdürftig zum Christentum bekehrt.
    Fürst Rastislav allerdings wollte auf Dauer durchaus kein unterwürfiger Vasall, wollte nicht stets Befehlsempfänger des Frankenkönigs sein. Vielmehr suchte er dessen Oberhoheit wieder abzuschütteln. Ja, er, den Ludwig der Deutsche als Herzog eingesetzt, entpuppte sich als Hauptgegner des Bayerischen Reiches. Und so äußern die »Annales Bertiniani« zum Schluß ihres Jahresberichts 855 etwas lakonisch: »Ludwig, der König der Germanen, wurde durch häufigen Abfall der Slawen belästigt.« 54
    Und die andere Seite?
    Schon im Frühjahr dieses Jahres drang man wieder dort ein. Etwa zur Zeit, als Mainz zwanzig Erdstöße erschütterten und viele Häuser verbrannten, als selbst die Kirche des hl. Märtyrers Kilian vom Blitz oder, so die Fuldaer Jahrbücher, vom »himmlischen Feuer« getroffen, in Flammen aufging (ausgerechnet »während der Klerus die Vesperlieder sang«) und bald darauf ein schreckliches Unwetter sogar die Kirchenmauern »von Grund aus« zerstörte, noch im Frühjahr 855 rückt eine starke Streitmacht Ludwigs gegen Rastislav vor, wobei mehrere Bischöfe an der Spitze eines bayerischen Aufgebots fechten, allerdings vergeblich. Und im Sommer kommt Ludwig selber nach Mähren, freilich auch er »mit wenig Erfolg«, »ohne Sieg«. »Doch suchte sein Heer einen großen Teil der Provinz mit Raub und Brand heim und rieb eine nicht geringe Anzahl Feinde, als diese in des Königs Lager eindringen wollten, vollständig auf.« Rastislav hatte sich in eine starke Verschanzung zurückgezogen, die Ludwig nicht anzugreifen wagte, angeblich um seine Truppen zu schonen (die bekannte Feldherrn-Sensitivität!). Und als er sieglos abmarschiert, plündert Rastislav seinerseits die bayerischen Grenzgebiete.
    Anno 856 aber kämpft der König bereits wieder im Osten, wobei er einen großen Teil seines Kriegsvolks verliert. Man hatte im August »mit gesammelter Heeresmacht« erst die Daleminzier blutig niedergezwungen, von da aus »das Land der Böhmen« durchstreift und eben hierbei mehrere bayerische Grafen samt zahlreichen Truppen eingebüßt. Doch schon im folgenden Jahr operiert man abermals auf böhmischem Gebiet. Es ist das Jahr, in dem ein Blitz »wie ein feuriger Drache« jetzt die Kölner Peterskirche zerreißt, dazu zwei Kleriker und einen Laien (jeden präzis neben einem Altar: des hl. Petrus, des hl. Dionysius, der hl. Maria) und sechs weitere Beter »halbtot« niederstreckt, die jedoch »kaum genasen« (Annales Fuldenses) – schon 857 überfällt Bischof Otgar von Eichstätt mit anderen Großen Böhmen erneut. Und 858 kommt Ludwigs ältester Sohn Karlmann, während gleichzeitig ein zweites Heer die Sorben angreift sowie ein drittes unter Ludwigs gleichnamigem jüngerem Sohn die Obodriten, gegen die er mit diesem auch 862 zieht, ohne etwas auszurichten, außer daß er einmal mehr »einige seiner Großen verlor« (Annales Bertiniani). 55
    Im August 864 überschritt »der Deutsche« dann wieder mal die Donau »mit starker Mannschaft«, belagerte Rastislav in Dowina und erzwang von ihm und seinen Edlen Eide sowie »Geiseln nach Art und Zahl wie der König es befahl« (Annales Fuldenses). Anno domini 869 aber, nachdem die Slawen sich von der Donau bis zur mittleren Elbe gegen ihre Bedrücker erhoben und bayerisches sowie thüringisches Gebiet verwüstet hatten, da rückten die Franken gleich wieder mit drei Heeren unter den Söhnen des plötzlich erkrankten Ludwig nach Osten: der Gleichnamige mit Thüringern und Sachsen gegen die Sorben, Karlmann mit den Bayern gegen Svatopluk (Zwentibald), den Neffen des Rastislav, und der jüngste Sohn Karl mit Franken und Alemannen gegen Rastislav selbst.
    Der kranke König empfahl »den Ausgang der Sache dem Herrn«, und so konnte es denn an nichts fehlen. Karl attackierte mit der ihm anvertrauten Truppe den verschanzten Mährerfürsten, und dort, melden die »Fuldaer Jahrbücher«,

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