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Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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Könige sollten nur noch Beschützer des Papstes, Handlanger des Klerus sein, nicht mehr wie bisher Besitzer von Kirchen mit dem Recht der Investitur, sondern hörige Schutzherrn des Bischofs von Rom, Funktionäre seines Willens. Noch der niedrigste Kleriker stand für Gregor über allen Fürsten, Herzögen und Königen, die doch nur unterjochen konnten »durch Herrschsucht, Raub, Mord, kurz durch fast alle Verbrechen«. In der römischen Kirche aber sieht Gregor die Gerechtigkeit verkörpert und im Papst den allein legitimen Gesetzgeber innerhalb der christlichen Gesellschaft. Das sacerdotium kam vor dem regnum. Darin bestanden für Gregor recht eigentlich die »libertas ecclesiae« und »justitia«.
    Demgemäß schreibt er dem König Sven II. von Dänemark 1075: »Das Gesetz der Römischen Päpste erlangte über mehr Länder Geltung als das der Römischen Kaiser; in alle Welt ging ihre Stimme, und denen einst der Kaiser gebot, gebot nun Christus.« Nicht genug: dem irischen König Terdelvach log Gregor vor, Christus habe Petrus über alle Königreiche der Welt eingesetzt (super omnia mundi regna constituit), also wünsche er für Petrus und dessen Nachfolger alle Gewalt »in saeculo«. »Das ganze Universum muß der römischen Kirche gehorchen und sie verehren.« Ähnlich klärt er 1079 König Alfons von Kastilien auf: »Dem heiligen Petrus hat der allmächtige Gott alle Fürstentümer und Gewalten des Erdkreises unterworfen.«
    Einst hatte selbst der machtbewußte Mailänder Bischof und Kirchenlehrer Ambrosius auf den Vorrang des Klerus nur in religiöser Hinsicht bestanden: »In Glaubensfragen sind die Bischöfe die Richter der christlichen Kaiser, nicht die Kaiser die Richter der Bischöfe.« Jetzt beansprucht Gregor auch namentlich über zahlreiche Länder die Oberherrlichkeit, und dies mit den abenteuerlichsten Begründungen. Über Böhmen (wo Volk und Klerus schon 1073 gegen Gregors Gesandte rebellierten), weil Vorgänger Alexander II. dem Herzog Wratislaw den Gebrauch einer Mitra zugestanden! Über Rußland, weil ein verjagter Großfürst durch einen Sohn sein Land vom hl. Petrus zu Lehen nehmen ließ. Über Ungarn, weil es Eigentum der römischen Kirche, ein Geschenk König Stefans an St. Peter sei. Sachsen hat angeblich Karl »der Große« dem hl. Petrus geschenkt. Auch Korsika, das er tatsächlich seinem Machtbereich eingliedert, gehört zu den »karolingischen Schenkungen«. Ferner beansprucht der Papst kraft des gefälschten Constitutum Constantini Spanien als altes päpstliches Eigentum. Er beansprucht die Lehnshoheit auch über Sardinien, Dalmatien, Kroatien, über Polen, Dänemark, England, die er sämtlich als alten Besitz Sankt Peters ausgibt. Wie er denn noch König Philipp I. von Frankreich erklärt, daß sein Reich wie seine Seele in der Gewalt des hl. Petrus seien und dem widerspenstigen Monarchen 1075 die Exkommunikation androht.
    Macht Gregor aber Lehnsoberhoheit geltend, fordert er meist kirchliche Konzessionen oder Kriegsdienst, außerdem mehrfach noch Zins, einen Lehnszins.
    So zahlten die Normannen eine pensio, Demetrius-Zwonimir von Dalmatien ein tributum von jährlich 200 Goldstücken, Graf Peter von Melgueil und andere Grafen einen census.
    Längst nicht überall freilich verfing die päpstliche Beutelschneiderei. Sardinien konnte Gregor sich nicht unterjochen, obwohl er mit dem Wahrmachen seiner »Drohungen« und den angeblichen »Eroberungsabsichten« anderer Fürsten schreckte. Ebenfalls winkten der dänische König und König Salomo von Ungarn ab. Auch in Spanien konnte Gregor über Aragon hinaus seine Dominanz nicht erweitern. Kein Glück hatte der Heilige auch in Frankreich, wo er, gestützt auf gefälschte Zeugnisse, wonach Karl »der Große« jährlich 1200 Pfund für den Papst habe sammeln lassen, ohne jedes Gefühl für das Mögliche, eine Jahressteuer von jedem Haus forderte! 26a
    Doch betrachten wir einmal die Wünsche, Behauptungen und Lügen des Heiligen Vaters etwas genauer.

Ein Kriegsplan nach dem andern, Suche nach Schlachtopfern oder »die Verwirklichung des Gottesreiches auf Erden ...«

    Gregor VII., der große Reformer, wollte das Papsttum bereits zur Militärmacht machen und hat den hierarchischen Militarismus, überhaupt die hierokratische Politik des Mittelalters mächtig forciert. Unentwegt ging er mit Kriegsplänen um, nur durch die Ungunst der Umstände meist am Losschlagen gehindert. Gemessen an seinen Absichten aber konnte man ihn den kriegerischsten Papst

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