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Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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nennen, der je auf Petri Stuhl gesessen.
    Gregor – 1584 selig-, 1606 durch Paul V. heiliggesprochen – forderte nicht nur von der weltlichen Macht Kriege für die Kirche, sondern Kriege von der Kirche selbst. Von seinem Amtsantritt an war er eifrig mit Aufrüstung, mit Kriegsvorbereitungen befaßt. Die Kollekte und Geschenke, die laufend von England bis Spanien in Rom eintrafen, wurden von ihm zur Schaffung einer Streitmacht benutzt. Ständig sammelte er für seine wirklichen oder projektierten Attacken Soldaten, und da er immer zuwenig hatte, erklärte er es geradezu zur Aufgabe des Gläubigen, sich der »militia sancti Petri« (ein von ihm geprägter Begriff) zu weihen. Er sanktionierte auch den Angriffskrieg. Ja, er unterhielt selbst ein Heer, vor dem er hoch zu Roß erschien. Was wunder, daß es in seinen Episteln und Synodalbeschlüssen kein Waffenverbot für Kleriker gibt! Und obwohl er keinen Anspruch auf die Truppen auswärtiger Bischöfe hatte, forderte er sie doch gelegentlich an, so 1076 vom Bischof von Trient, so 1078 vom Erzbischof Manasse von Reims. So ließ er Bischöfe, wie den Patriarchen von Aquileja, den altüblichen Amtseid noch mit dem Zusatz beschwören: »Die römische Kirche werde ich, wenn aufgefordert, mit weltlicher Kriegsmacht getreulich unterstützen.« Von den französischen Prälaten verlangte Gregor den Einsatz von »geistlichen und weltlichen Waffen«. Und so sehr er – die allbekannte Doppelmoral – Blutvergießen beklagte, so sehr propagierte er den kirchlich-päpstlichen Krieg.
    Carl Erdmann kommt diesbezüglich 1965 zu einer Feststellung, die, wie er betont, merkwürdigerweise in der bisherigen Forschung unterblieben sei, nämlich: »Soweit sich die Publizisten mit dem prinzipiellen Problem des Krieges beschäftigen – und das ist in erheblichem Maße der Fall –, sind alle Gregorianer für einen Krieg der Kirche, für die Anwendung von Waffengewalt um der Religion willen, während alle Kaiserlichen dagegen sind«; eine Beobachtung, die sich auch in jenen Schriften bestätigt, die den Krieg nur nebenbei thematisieren.
    Da konnte es denn kaum genug Gefallene, kaum genug Schlachtopfer für seine Heiligkeit geben. »Bisher haben erst wenige von den unsern«, klagt er den Getreuen des Heiligen Stuhls, »den Gottlosen bis aufs Blut widerstanden, ganz wenige für Christus den Tod erlitten.« Nein, wie schrecklich! Beißen doch nie genug für Christus recte für das Papsttum ins Gras; zumal »weltliche Krieger täglich für ihren irdischen Herrscher im Kampf stehen und den Tod zu erleiden kaum fürchten ...«. Also: »Denket daran, wie viele Ritter täglich um feilen Lohnes willen für ihre Herren sterben; was aber dulden oder tun wir für den höchsten König?«
    Und so bittet, mahnt, drängt der empörte, enttäuschte Pontifex immer wieder – und selbstverständlich nur »seitens des heiligen Petrus« (ex parte beati Petri), daß die Gläubigen »für den himmlischen König kämpfen«, für den »himmlischen Adel« (celestem nobilitatem), was immer das heißt. »Gregor VII.«, schreiben die katholischen Theologen Seppelt/Schwaiger, »will die Verwirklichung des Gottesreiches auf Erden unter der Leitung des Papstes.« 33
    Seinen Schlächtern und Opfern aber verheißt der Papst mehr. Denn da er bei all seinen Angriffsplänen besonders auf freiwilligen Zuzug von Truppen rechnete, verbürgt er großzügig himmlischen Lohn. So lockt er Wilhelm von Hochburgund, den er zum Normannen- und Orientkrieg ruft: »Die Apostelfürsten Petrus und Paulus werden, wie wir glauben, dich und alle, die sich an diesem Feldzug mühen, mit doppelter, ja vielfacher Belohnung beschenken.« Im Krieg Heinrichs IV. gegen Rudolf von Schwaben auf der Seite des Gegenkönigs stehend, erläßt der Römer schon eine Art Ablaß: »Damit aber Rudolf das deutsche Reich regiere und verteidige, gewähren wir allen seinen Anhängern Absolution von allen ihren Sünden«; weshalb Wenrich von Trier schrieb, Gregor spräche die von Sünden frei, die angeblich für Christus einen Christen totschlügen. In seinem zweiten Kreuzzugsaufruf verspricht er: »Für augenblickliche Mühe (momentaneum laborem) könnt ihr ewigen Lohn erlangen.« In seinem letzten Appell nach dem Verlust Roms: »Bringt Hilfe, wenn ihr Sündenvergebung, Segen und Gnade in diesem und jenem Leben erhalten wollt.« Und ähnlich bei anderen Unternehmungen. 34
    Zu den ersten militärischen Maßnahmen nach Antritt seines Pontifikats gehörte Gregors Forderung

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