Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert
ausreißen sollten. Dem Suzo de Mizano aber schnitt er die Nase ab und ließ ihm ein Auge, damit er die anderen nach Mailand führe.« – »Am nächsten Sonntag, am Fest der hl. Prosper und Jungfrau Severa, nahm der Kaiser die Felsenburg von Corno (Vecchio) mit mehr als hundert Menschen, die sich darin neben Landleuten und Bürgern von Mailand befanden; jedem von diesen (Mailändern?) ließ er eine Hand abschlagen und 17 von den übrigen; den Rest ließ er, nachdem die ganze Rocca angezündet und dem Erdboden gleichgemacht war, in den Kerker werfen.« – »Der Kaiser verfolgte sie heftig, nahm ungefähr tausend von ihnen gefangen und ließ mehr als 200 Veronesen die Nasen mitsamt den Lippen abschneiden, ebenso ließ er über 200 Veronesen an den Bäumen, die sich an dem Ort befanden, aufhängen; die sonstigen Gefangenen ins Lager führen und fest in Ketten legen.« – »... und sie wurden in einer Weise zu Tode gemartert, in der – wie wir lesen – niemals jemand zugrunde ging.« – »... denn er war milde und barmherzig und wollte nicht ihren Tod; darin ahmte er den Willen Gottes nach, der nicht den Tod des Sünders will, sodaß er sich bekehre und lebe.«
Die zeitgenössischen Chronisten Otto Morena, Acerbus Morena, Lodeser Anonymus, Mailänder Anonymus 4
Zähne – weiß wie Schnee ...
Friedrich I. wurde als Sohn Herzog Friedrichs II. (des »Einäugigen«) von Schwaben (S. 407 f.) um 1120, vielleicht nach 1122 geboren. Seine Mutter Judith entstammte dem Geschlecht der bayerischen Welfen. Sein Onkel mütterlicherseits war Heinrich der Stolze, sein Onkel väterlicherseits König Konrad III.
Über Friedrichs Kindheit und Jugend ist fast nichts bekannt. Und viele Nachrichten über sein Aussehen sind unsicher. Doch erwähnen alle Quellen seine wunderschönen Hände und sein bezauberndes Lächeln – ein Lächeln, von dem der italienische Mediävist Franco Cardini meint, man wisse nicht, ob es wohlwollend, belustigt oder ironisch sei, doch strahle es eine geradezu grimmige Tatkraft und Entschlossenheit, »ein Gefühl der Stärke und zugleich so etwas wie eine verwirrende, unergründliche Botschaft aus. Er hat Augen, die einen tiefen Blick in die
arcana imperii,
die Geheimnisse des Reiches, getan haben: und davon scheinen sie vielleicht eine souveräne Verachtung, vielleicht eine strenge Überlegenheit, vielleicht eine mit königlicher Ergebung getragene – und ertragene – heimliche Müdigkeit bewahrt zu haben.«
Ein freundliches, wie stets zum Lächeln bereites Gesicht betont auch der zeitgenössische, Friedrich begeisternd verehrende Chronist Acerbus Morena aus Lodi. »Doch auch in diesem heiteren Ausdruck, ja gerade in ihm«, kommentiert Cardini, »gab es etwas Tierisches, Schreckliches: die blendend weißen Zähne, die in dem Lächeln, selbst wenn es entrüstet war, aufblitzten ...« Und auch Otto von Freising, Friedrichs Onkel, erwähnte diese Zähne – weiß wie Schnee ...
Am 5. März 1152 wurde Friedrich I. in Frankfurt nahezu einstimmig zum König gewählt und am 9. März in Aachen geweiht. Allerdings hatte sich der Mainzer Erzbischof Heinrich, der während Konrads III. Jerusalemfahrt als Reichsverweser amtierte, für Konrads unmündigen Sohn Friedrich stark gemacht, hätte er doch gerne wieder das Reich verwest. Statt dessen wurde er, der ehemalige enge Vertraute seines Mainzer Vorgängers Adalbert I. (S. 407 f.), im Juni 1153 abgesetzt und starb schon kurz darauf am 2. September.
König Friedrich, wegen seines rötlichblonden Vollbarts von den Italienern später »Barbarossa« genannt, war bei seiner Thronbesteigung erst etwa 27 Jahre alt, mittelgroß, ein Meister in der Waffen- und Truppenführung, in Kampf, Krieg und Gefahr verliebt, auf Eilmärschen meist im Sattel speisend, als Richter gerecht, als Feind brutal, mitunter grausam, ein Künstler oft im Umgang mit Menschen, diplomatisch, ausgleichend, auch im Unterliegen ungebrochen, durch kein Unglück zu erschüttern, beredt, scharfsinnig, schlau. Er verstand Französisch, Italienisch, Lateinisch, sprach dies aber nie vor Fremden. Trotz hervorragender Köpfe in seiner Umgebung bestimmte er immer unstreitiger den Ton, entschied er über alles Wesentliche selbst, hatte auch keinen in Deutschland, der ihm gewachsen war.
Als einziger altdeutscher König ließ er, durch seinen Freisinger Onkel, seine eigene Geschichte, die »Gesta Frederici seu rectius Cronica«, die Taten Kaiser Friedrichs, schreiben. Otto verfaßte die Bücher I und II, und
Weitere Kostenlose Bücher