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Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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gleichmachte. Und nach einigen eher friedlich gestimmten asturischen Großen griff König Alfons II. der Keusche (791–842) die scharfe antiislamische Politik Alfons' I. wieder auf. Er unterhielt enge Beziehungen zu den Karolingern, verweigerte dem Emir von Córdoba die Tribute und wies zwischen 792 und 805 fast Jahr für Jahr mehrere simultan geführte arabische Angriffe gegen seine Grenzen ab. Asturien wurde durch ihn ein selbständiger Staat. 35

»Hie Sankt Jakob!«

    Wie zu den Franken bestanden enge Kontakte zur Kirche. Auf Alfons II. gehen, bedingt gerade durch seine Kriege gegen den Islam, die Anfänge des weltberühmten Heiligtums von Santiago de Compostela zurück.
    Unter König Alfons wird der Apostel Jakobus der Ältere zum Patron der Christen und die erste Jakobskirche von Compostela erbaut. Dabei besteht kein Zweifel, daß hier alles, was den Urapostel Jakobus den Älteren, den Gefährten Jesu, und Compostela betrifft, auf Schwindel beruht. Seine angebliche Predigttätigkeit in Spanien und die angebliche Translation seiner angeblichen Leiche in den Westen des Landes, diese freilich dann sehr lukrativen Lügen tauchten erstmals in lateinischen Texten des 7. Jahrhunderts auf, der konkretere Bezug auf das heutige Compostela erst seit dem 9. Jahrhundert. Und bedenkt man, was dieser ganze gloriose Legendenquatsch um Sankt Jakob einschließlich der »Entdeckung« des Apostelgrabes bewirkte, ist all dies – vero – schon ein ungeheures Mirakel für sich, schlechthin wunderbar und märchenhaft: angefangen vom Bau diverser Kathedralen, Festungsanlagen, der Verlegung eines Bischofssitzes bis zu dem pompösen Aufblühen des ganz Europa, zuweilen auch den Orient erfassenden, Jerusalem und Rom nahezu gleichkommenden gigantischen Pilgerkultes (als erster Compostela-Pilger gilt Karl »der Große«!); bis hin zu dem fernen Schlachtschrei »Sankt Jakob!« eines der größten historischen Bluthunde, Fernando Cortez, der bei der »Ausbreitung des katholischen Glaubens« mit seinen katholischen Raubmörderbanden in Mexiko stets unter, wie er selbst bekennt, »dem Schlachtrufe: Hie Sankt Jakob! unversehens über sie«, seine harmlosen Opfer, herfällt, »und stach ihrer mehr denn 100 Mann nieder«. »Unter dem Ruf Hie Sankt Jakob! ritten wir über den weiten Platz und stachen alles nieder, was uns vor die Lanzen kam ...«, der einmal »500 Feinde«, dann »800 Temixtitaner«, dann »3000 Bürger«, dann »6000 Männer, Weiber und Kinder«, dann »12000 Temixtitaner«, dann »40000« absticht, erschlägt, erwürgt, erhängt, ersäuft, verbrennt, zwischen Pferden zerreißen, von Hunden zerfleischen, vor Kanonenmündungen pulverisieren läßt – »Hie Sankt Jakob!« Ganz zu schweigen von dem kolossalen Goldstrom, der aus all diesen Lügen- und Leichenhaufen ungebrochen durch ein Jahrtausend quillt. »Am Anfang ein Grab – am Ende die Geldmacht«, betitelt Friederike Hassauer ihre »Fallstudie zur Verflechtung von Geschäft, Gebet und Politik« über das spanische Wallfahrtszentrum.
    Die Gleisnerei um das »Jakobusgrab« von Santiago de Compostela, das man seit dem frühen 9. Jahrhundert mit immer größerem gauklerischem Aufwand und Erfolg kolportierte, gab den Schwertern der asturischen Monarchen erst die erforderliche Durchschlagskraft. 36

10. Kapitel

Barbarossas mildes Antlitz
    »Der Kaiser entstammte einem sehr vornehmen Geschlecht; er war mittelgroß, von schöner Gestalt ... sein Haar fast blond und gekräuselt; sein Antlitz war heiter, und immer schien er lächeln zu wollen ...«
    Acerbus Morena 1

    »Der Eifer dieses Mannes war dem der Apostel würdig; seine religiöse Gesinnung stand in nichts der Heiligkeit derer nach, die sich, über die gemeinsame menschliche Situation gestellt, mit der ganzen Kraft ihres Geistes zur Höhe der evangelischen Botschaft erhoben und ihr ganzes Leben lang die menschliche Eitelkeit für Unrat hielten.«
    Der byzantinische Geschichtsschreiber Niketas Choniates 2

    »Wie verbringt er seinen Alltag? Am Morgen wohnt er entweder allein oder mit einem auf wenige beschränkten Gefolge dem Gottesdienst bei und läßt sich mit den Reliquien segnen ... Seine Vorbilder findet er in der Heiligen Schrift und in den Taten der alten Kaiser.«
    Franco Cardini 3

    »Der Kaiser blieb bei dem Ort Tronto und dessen Umgebung und plünderte, verbrannte und zerstörte fast alle Orte und Dörfer und erpreßte auch viel Geld.« – »... und befahl, daß sie Sechsen von seinen Gefangenen die Augen

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